Eggert: Jeder darf Kommentare senden

Im Dezember 2008 wurden die neuen Richtlinien für barrierefreie Webinhalte (WCAG 2.0) veröffentlicht - allerdings wie üblich in Englisch. Derzeit wird an einer autorisierten deutschen Übersetzung gearbeitet.

Eric Eggert
Riegler, Karola

Die Übersetzung der WCAG 2.0 (Richtlinien für barrierefreie Internetseiten) ins Deutsche kann nun bis 12. September 2009 kommentiert werden, berichtete BIZEPS-INFO vor einigen Tagen.

Wir führten mit Eric Eggert, einen in Wien lebender Internetexperte für barrierefreies Webdesign, folgendes Interview zum Stand der Übersetzungsarbeiten:

BIZEPS-INFO: Was genau ist mit Kommentarphase gemeint? Sind die Richtlinien noch nicht fertig?

Eric Eggert: Doch, die Richtlinien sind ja seit letztem Dezember bereits veröffentlicht. Wir übersetzen sie nun nur 1:1 ins Deutsche. Dabei muss man sich über Begrifflichkeiten abstimmen, nun hat jeder die Möglichkeit seine Kommentare zur Übersetzung abzugeben.

BIZEPS-INFO: Sie nehmen für die österreichische Plattform accessible-media an dem Übersetzungsprozess teil. Was genau ist Ihre Aufgabe und wo liegen die Herausforderungen?

Eric Eggert: Die Aktion Mensch aus Deutschland hat die Übersetzung federführend übernommen. Die Aufgabe der anderen „Stakeholder“ (zu denen auch accessible media gehört) war eine erste interne Kommentierung des Übersetzungsentwurfs. Der Prozess hat sich eigentlich ziemlich reibungslos gestaltet, der größte Stolperstein war sicher die Übersetzung des Glossars um ein Fundament für die Übersetzung zu haben.

Wer soll kommentieren?

BIZEPS-INFO: Die Übersetzung befindet sich bis 12. September 2009 in der Kommentierungsphase. Was bedeutet dies und wer soll kommentieren?

Eric Eggert: Das W3C hat jetzt die Öffentlichkeit dazu aufgerufen Kommentare zum Entwurf abzugeben, das heißt jeder, der sich mit der Materie auskennt, darf sich den Entwurf nicht nur durchlesen sondern auch mit dem Original vergleichen und seine Kommentare an die Mailingliste zu senden.

BIZEPS-INFO: Wie geht es dann im Übersetzungsprozess weiter?

Eric Eggert: Nach dem 12. September 2009 werden die Kommentare ausgewertet und beantwortet und dann in den Übersetzungsentwurf eingearbeitet. Dann wird auch entschieden, ob es eine weitere Kommentarphase geben sollte oder nicht.

Wann wird die Übersetzung fertig sein?

BIZEPS-INFO: Können Sie schön abschätzen, wann eine autorisierten deutschen Übersetzung vorliegt?

Eric Eggert: Das hängt von einigen Faktoren ab. Falls es keine zweite Kommentarphase mehr gibt muss das W3C entscheiden ob das Dokument autorisiert werden kann, danach wird es auf der W3C-Seite veröffentlicht. Im Moment sieht es so aus, als wenn wir spätestens bis zum ersten Geburtstag der Richtlinien fertig sein könnten. Danach fängt die Arbeit aber erst richtig an, schließlich sollen auch noch die Zusatzdokumente übersetzt werden.

Wer braucht eine deutsche Übersetzung?

BIZEPS-INFO: Warum besteht Ihrer Meinung nach der Bedarf nach einer deutschen Übersetzung der WCAG?

Eric Eggert: Die WCAG 2.0 sind in Österreich, in der Schweiz und in Deutschland die Grundlage für die Gesetzgebung. In Österreich sind sie sogar direkt referenziert. Die Entwicklung der WCAG 2.0 hat lange gedauert und es sind sehr gute Richtlinien herausgekommen, die nun natürlich so vielen Menschen wie möglich zugänglich gemacht werden sollen. Zudem haben wir festgestellt, dass viele professionelle Webdesigner und -entwickler sich eher mit solchen Dokumenten auseinander setzen, wenn sie in ihrer Muttersprache vorliegen. Falls es später mal zu einheitlichen europäischen Richtlinien kommt sind viele Übersetzungen auch ein Argument nicht das Rad neu zu erfinden und keine europäische Sonderlösung zu suchen.

BIZEPS-INFO: Wir danken für das Interview.

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