Schweiz: Sterbehilfe erneut in Diskussion

Nun ist in der Schweiz wieder eine Diskussion über die Sterbehilfe-Regelung ausgebrochen. Doch dieses Mal dürfte es ernst werden: Der Bundesrat will die organisierte Sterbehilfe einschränken, berichten die Medien übereinstimmend.

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Nicht zum ersten Mal gibt es in der Schweiz eine Debatte über die Sterbehilfe. Doch nun dürfte es wirklich zu Veränderungen kommen; selbst die Regierung kritisiert die derzeit übliche Praxis.

Zwei Varianten in Diskussion

Der Bundesrat „schlägt zwei Varianten zur Änderung des Strafrechts vor: Entweder sollen Mitarbeiter von Sterbehilfeorganisationen sich an strenge Auflagen halten oder die organisierte Sterbehilfe wird ganz verboten“, fasst nachrichten.ch den aktuellen Stand der Diskussion zusammen und ergänzt: „Der Bundesrat hat beide Varianten bis 1. März 2010 in die Vernehmlassung geschickt. Sterbehilfeorganisationen schöpften den rechtlichen Spielraum vermehrt aus und entzögen sich teilweise staatlichen und standesrechtlichen Kontrollmechanismen, begründete er dies.“

Die Justizministerin, Eveline Widmer-Schlumpf, bevorzuge die Variante mit den erweiterten Auflagen, ist Zeitungsartikeln in der Schweiz zu entnehmen.

In der Vergangenheit seinen gehäuft fragwürdige Praktiken publik geworden und selbst Sterbehilfe auf dem Parkplatz soll geleistet worden sein.

Kritik der Sterbehilfeorganisationen

Als „inakzeptabel“ beurteilte die Sterbehilfeorganisation „Exit“ die vorgeschlagene Einschränkung der Sterbehilfe, berichtet der ORF und führt aus: „Dignitas“ sprach von einem „unerhörten Affront“ für chronisch Kranke und urteilsfähige Psychischkranke. Mit dieser Bestimmung „leistet der Bundesrat einsamen Suiziden auf Bahngeleisen und von hohen Brücken Vorschub“.

„Sterbetourismus“

Der Schweizer Tagesanzeiger zitiert den Chef einer Sterbehilfeorganisation, der der Justizministerin Verleumdung vorwirft, da sie den Sterbehilfeorganisationen „Dignitas“ und „Exit“ unterstellt habe, „Kunden zu akquirieren“.

Hintergrund des Streites war ein Interview mit der „Berner Zeitung„, wo die Justizministerin mit folgenden Worten zitiert wurde: „Beispielsweise gehen die Organisationen teils dazu über, ihre Kunden zu akquirieren.“

Auch kritisierte sie folgenden Umstand: Die Zahl der Sterbewilligen aus dem Ausland hat zugenommen. „Wir möchten aber nicht zu einem Land des Sterbetourismus werden, und umgekehrt Sterbehilfe-Organisationen auch nicht vollständig verbieten.“

Standpunkt der Schweizer Selbstbestimmt-Leben-Bewegung

„Wir werden uns zum selbstbestimmten Sterben erst dann äußern, wenn das selbstbestimmte Leben sichergestellt ist“, hält Peter Wehrli vom Zentrum für Selbstbestimmtes Leben (ZSL) in Zürich auf BIZEPS-INFO Anfrage fest.

Damit wiederholt er den Standpunkt des ZSL zu diesem Thema und verweist auf eine im Jahr 2000 erstellte Stellungnahme „Ohne Selbstbestimmtes Leben keine Rede von selbstbestimmtem Sterben“.

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