Kino und Behinderung – Perspektiven 02|10

Notizen zum "15. Internationalen Bremer Symposium zum Film" mit dem Thema "Public Enemies. Film zwischen Identitätsbildung und Kontrolle", 21. - 24. Jänner 2010

Film Public Enemies
Hirnsperger, Dr. Hans

Die Stadt Bremen bewirbt sich fleißig mit Hilfe der Bremer Stadtmusikanten, Esel, Hund, Katze und Hahn, Märchenfiguren die von ihren Herrschaften wegen Alterschwäche und Leistungseinbuße der Tötung ausgesetzt werden. Die Tiere flüchten, machen sich auf den Weg nach Bremen, interessanterweise erreichen sie niemals ihr Ziel sondern bleiben, nachdem sie eine Räuberbande vertrieben haben, in einer Waldhütte.

Die Präsenz der Stadtmusikanten in Bremen ist schön nett und gut. Schöner, besser und wichtiger aber ist das alljährliche Bremer Symposium zum Film, welches Märchen und Mythen, wie sie im Kino zu sehen sind, aufdeckt und sozialkritisch hinterfragt. Medien- und FilmwissenschafterInnen berichten in Vorträgen mit Filmbeispielen über ihre Analysen.

Thema im Jahr 2010: Public Enemies

Passend zum Thema Überwachung und Sicherheit mit den jüngsten Ideen des „Ganzkörper-Scanners“ an Flughäfen war das diesjährige Thema „Public Enemies„. Kaum zu glauben, wie viele verschiedene „öffentliche Ruhestörer“ sich hinter dem Begriff der „Public Enemies“ verstecken: Zu nennen sind Gangster, die sich ja schon ein eigenes Filmgenre zugelegt haben.

Aus dem Symposium-Flyer ist zu erfahren: „Public Enemies waren und sind alles, was die öffentliche Ordnung bedroht: Spione, Kommunisten, Nazis, Terroristen, aber auch Aliens oder Grippe-Viren. Das Gegenstück sind Identifikationsprozesse. Public Enemies helfen uns dabei, zu erkennen, wer wir sind. Eine Antwort auf den Feind der öffentlichen Ordnung sind Ausnahmezustand und Kontrollgesellschaft. Video-, Telefon- und Datenüberwachung führen zu einem Paradoxon: Der schützende Staat wird dabei selbst zum Feind der Öffentlichkeit“.

Erwähnt seien die Vorträge von Anne Förster über „weibliche Gangster im Stummfilm“, von Judith Keilbach über den Eichmann-Film Ein Spezialist (F 1998, Eyal Silvan), von Charles Tesson über den Film Die Dämonischen (Invasion of the Body Snatchers, USA 1956, Don Siegel), sowie Georg Seeßlen und Markus Metz, die das Thema „The Eye & the Undead: Untote als Entwicklungshelfer des kinematographischen Subjekts“ multimedial präsentierten.

Mit letzteren, den Aliens und Zombies, wären wir ja schon fast wieder beim Thema Behinderung wie auch ein Buchtitel (siehe Literatur) verrät.

Vielleicht gibt es ja in näherer Zukunft ein Workshop oder Symposium zum Thema „Behinderung und Film“.

Literatur:

Seeßlen, Georg und Fernand Jung: Horror: Geschichte und Mythologie des Horrorfilms. Marburg an der Lahn: Schüren 2006. Leseprobe: „Heimbold, Christina: Mein Bruder ist kein Zombie! Hintergründe, Aufgabenstellungen, Lösungsvorschläge für die praktische Arbeit von Pädagog/innen, Eltern und allen Interessierten in Bezug auf Menschen mit Behinderung und ihren Geschwistern. Salzburg: Edition Tandem 2008.“

Barrierefreiheit

Barrierefreiheit im Kino 46 für Rollstuhlfahrer ist im Prinzip gegeben, eine barrierefreie Toilette ist vorhanden. Eher mühsam: Kino im ersten Stock, Lift versperrt, nach Schlüssel fragen, auch der Zugang zum Kinosaal ist separat und versperrt.

Eigene Rollstuhlplätze sind nicht vorhanden, man kann sich aber vor die erste Reihe stellen, denn an der Seite der ersten Sitzreihe ist wenig Platz. Also eine gewisse Ausgrenzung ist rein baulich erlebbar. Eine Übersiedlung des Kinos ist geplant.

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