Lebenshilfe: Neue Schule für Kinder mit und ohne Behinderungen

UN-Konvention verpflichtet zur inklusiven Schule. Lebenshilfe legt Stufenplan zur Schulreform vor.

Deckblatt des Dialogpapiers der Lebenshilfe
Lebenshilfe Österreich

Die Lebenshilfe Österreich kritisiert scharf, dass Kinder mit einer intellektuellen Beeinträchtigung im Schulbetrieb diskriminiert werden. „Die Tatsache, dass sie in einer eigenen Schule unterrichtet werden, getrennt von den anderen, verletzt die Menschenrechte. Sonderschulen sind mit der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen nicht vereinbar“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Germain Weber, Präsident der Lebenshilfe Österreich, bei der heutigen Pressekonferenz. (siehe Presseunterlagen und Dialogpapier)

„Wir fordern die Einführung eines inklusiven Schulsystems, also einer neuen Schule für alle Kinder mit und ohne Behinderungen bis zum Ende der Oberstufe“, sagt Weber. Zu Beginn des neuen Schuljahres legt die Lebenshilfe Österreich einen Stufenplan vor, der die Trennung zwischen Kindern mit und ohne Behinderungen im gesamten Bildungsbereich aufheben soll.

Bis zum Jahr 2016 sollen Sonderschulklassen zu Gunsten inklusiver Klassen aufgelassen werden. Die Sonderschul-Lehrkräfte sollen an inklusiven Schulen gemeinsam mit anderen Lehrerinnen und Lehrern unterrichten. Als Ergänzung sollen, wo nötig, Schulassistentinnen und -assistenten eingesetzt werden. Anstelle von neuen Sonderschulgebäuden sollen allgemeine Schulen für den inklusiven Unterricht adaptiert werden. Sonderpädagogische Zentren sollen in Pädagogische Zentren umgewandelt werden, die allen Schulen nützen.

„Jetzt geht es darum, die neue Schule für alle Kinder zur Selbstverständlichkeit werden zu lassen. 13.000 betroffene Kinder mit Behinderungen in ganz Österreich sollen so rasch wie möglich zu ihrem Recht auf generelle Teilhabe am Unterricht in der allgemeinen Schule kommen“, fordert Mag. Bernhard Schmid, Generalsekretär der Lebenshilfe Wien.

Dass eine gute Schulbildung zu besseren Jobchancen führt, weiß Christoph Veit, der im Integrationsbetrieb „Café faMoos“ als Kellner arbeitet. Seine Erfahrungen in der Integrationsklasse waren überwiegend positiv, „weil mir die Integrationslehrerin geholfen hat, dass ich trotz meiner Rechtschreibschwäche in den Lerngegenständen gute Noten erreiche.“ So wie Christoph Veit lernen durchschnittlich nur 52,6 % der Schüler und Schülerinnen mit Sonderpädagogischem Förderbedarf in einer Integrationsklasse. „Besonders dramatisch ist es für Jugendliche mit 14 Jahren. Ihr Recht auf Bildung in einer allgemeinen Schule endet mit der achten Schulstufe“, kritisiert Schmid.

Wie unterschiedlich die 1993 von Unterrichtsminister Rudolf Scholten ermöglichte Integration in den Bundesländern ausgeprägt ist, zeigt das von der Lebenshilfe erstmals präsentierte Inklusionsbarometer. Während in der Steiermark schon über 80 % aller Kinder mit Behinderungen in einer gemeinsamen Klasse mit anderen lernen können, sind es in Niederösterreich nur 32 %.

Weber: „Wir wollen die Debatte weiter vorantreiben und fordern ein klares Bekenntnis zur Inklusion von den politisch Verantwortlichen in Form eines Inklusionsfahrplans für die Schulen. Menschen mit Behinderungen haben ein Recht auf Inklusion. Die inklusive Schule lohnt sich für alle Kinder – mit und ohne Behinderungen.“

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