Oliver Tolmein kommentiert Preisverleihung an Peter Singer

Der Hamburger Fachanwalt für Medizinrecht verweist auf Singers 1993 in Deutschland erschienenes Buch "Muss dieses Kind am Leben bleiben? Das Problem schwerstgeschädigter Neugeborener".

Oliver Tolmein
Tolmein, Dr. Oliver

Schon der Titel des Buch sei diskriminierend. Wieso sind „schwerstgeschädigte Neugeborene“ ein Problem? Und was sind überhaupt „schwerstgeschädigte“ Neugeborene? Es erscheine auch etwas ungewöhnlich, einen angeblich empathischen Diskurs mit der Frage zu eröffnen, ob der Betroffene denn nun am Leben bleiben müsse.

Oliver Tolmein hat in seinem Blog für die Frankfurter Allgemeine Zeitung die bevorstehende Verleihung eines Ethikpreises an den in Princeton lehrenden Peter Singer kommentiert.

„Wir meinen (…), dass die reichen Nationen sehr viel mehr tun sollten, um behinderten Menschen ein erfülltes, lebenswertes Leben zu ermöglichen und sie in die Lage zu versetzen, das ihnen innewohnende Potential wirklich auszuschöpfen. Wir sollten alles tun, um die oft beklagenswert schlechte institutionelle Betreuung zu verbessern und die Dienstleistungen bereitzustellen, die behinderten Menschen ein Leben außerhalb von Institutionen und innerhalb der Gemeinschaft ermöglichen“, wird aus diesem Buch zitiert.

Tolmein: „Singer und seine Mitstreiterin Helga Kuhse wollen, dass es behinderten Menschen ganz allgemein besser gehen soll, das gilt aber ausdrücklich nicht für ’schwerstgeschädigte Neugeborene‘. Das Überleben vieler weiterer schwerstbehinderter Kinder, so Singer, sei möglicherweise auch nicht im Interesse der behinderten Menschen, die bereits von staatlicher Fürsorge abhängig seien.

Wer zuerst lebt, darf auch weiterleben … für die Nachfolgenden reichen die Ressourcen nicht mehr aus, Pech gehabt. Singer, der so freundlich und abwägend daher kommt, der sich den Menschenaffen brüderlich verbunden fühlt und dem kein Kalbsschnitzel in die Pfanne und kein Ledergürtel um die Hüfte kommt, möchte bei der Entscheidung, ob wir ein Kind am Leben halten oder nicht, die Interessen des Kindes, der Familie, des ’nächsten Kindes‘ und der Gemeinschaft als Ganzer berücksichtigen.“

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