Was machen, wenn der Rolli bockt?

Schon wieder muss ich erleben, wie es um den Service von "Mobility Solution" steht. Von kobinet-Korrespondent Andreas Vega.

Andreas Vega
Vega, Andreas

Schon wieder muss ich erleben, wie es um den Service von „Mobility Solution“ steht. Eigentlich habe ich einen tollen Elektrorollstuhl, gut für drinnen und gut für draußen, einen Otto Bock C1000. Der Sitz ist im Sonderbau gefertigt und lässt mich per elektrisch verstellbarer Rückenlehne und der elektrischen Kantelung (Sitz wird gekippt) meinen Rücken entlasten und mein tägliches Sitzpensum leichter ertragen. Aber all die schönen Produkte in unserem hochzivilisierten und fortschrittlichen Land, die mit Service überzeugen, bei dem normalsterblichen Kassenpatienten beginnt die Servicewüste Deutschland.

Was für die eigene Fahrzeugflotte des Konzerns Otto Bock möglich ist, spätestens bei Menschen mit Behinderung ist Schluss mit Mobilitätsgarantie und Notdienst außerhalb der Bürozeiten. Und wenn Urlaubszeit ist, dann sind selbst Bürozeiten kein Mindestmaß mehr.

So sitze ich seit Freitagnachmittag in einem Otto Bock C1000, der relativ willkürlich stehen bleibt, mir mit einem sehr aufdringlichen Alarmton dieses Erlebnis noch einmal nahe bringt, und dessen LCD Bildschirm mir eine geheimnisvolle Fehlermeldung „Kontroller # 50“ in meinen optischen Erlebnisraum projeziert.

Gewiss, dies ist nicht das erste Mal, erinnere ich mich. Nur allzu gerne verdränge ich diese Erlebnisse, die mir meine eigentlich angeborene Unfähigkeit an Mobilität knallhart vor Augen führen. Erst im letzten Oktober 2010 versagt laut des hochmodernen und ausgetüftelten Canbuss (besitzt wahrscheinlich nicht einmal ein stinknormaler Daciá) mein linker Motor.

Mein damaliger Haus- und Hofreparateur half mir mit einer Notreparatur über die Wartezeit auf die neuen Austauschmotoren, samt Bewilligungszeit durch die Barmer. Diese kannte ich schon. Für einen Weg von Königsweg nach München von immerhin 360 Kilometern benötigt ein Ersatzteil von Otto Bock sage und schreibe vier Tage (Ersatzteil Pkw max. 24 Stunden). Dies musste ich bei meinem ersten Motorenwechsel 2008 leidvoll erfahren.

Nun ist es wieder so weit und eigentlich fällt es dieses Mal in die Gewährleistung von Otto Bock. Es könnte doch so einfach sein, ist es aber nicht! Mein Haus- und Hofreparateur hat keinen Vertrag mehr mit meiner Lieblingskrankenkasse, der Barmer. Er ist somit nicht besonders motiviert, mir die Motoren zu beschaffen. Und er fand heute heraus, dass Otto Bock für eine Auslieferung neuer Austauschmotoren auf Gewährleistung meinen kaputten haben möchte – zur Prüfung, versteht sich.

Dass ich mich dann die nächsten Wochen ins Bett legen kann, scheint keinen zu interessieren! Wer mir an dieser Stelle weiterhelfen kann – jede Hilfe ist willkommen.

Auch die Hilfsmittelwirtschaft und der Sanitätsfachhandel sowie die Hersteller, die auf jeder Reha-Messe um die Gunst aller Menschen mit Behinderung buhlen, haben nach den durch die UN-Behindertenrechtskonvention gültig gewordenen und veränderten Bedingungen zu agieren und müssen ihr unternehmerisches Handeln wieder nach dem Endkunden ausrichten. Es kann doch nicht sein, dass sich der Sanitätsfachhandel von den Krankenkassen Verträge diktieren lässt, die letztlich zur Unterversorgung von Leistungsberechtigten führen.

Notdienste und Service sind ein klarer Wettbewerbsvorteil. Was in der Automobilbranche schon lange selbstverständlich ist, sollte bei Rollstühlen, die zum Teil mehr als ein Kleinwagen kosten, endlich die Regel werden.

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