Wir Menschen mit Lernschwierigkeiten wollen nicht, dass andere für uns sprechen

Die Rede für den Nationalen Aktionsplan am 27. Februar 2012

Monika Rauchberger
WIBS

Mein Name ist Monika Rauchberger. Ich komme aus Innsbruck. Ich vertrete das Netzwerk Selbstvertretung Österreich.

Ich möchte über zwei wichtige Punkte des Nationalen Aktionsplanes reden.

Über den Punkt Selbstvertretung von Menschen mit Lernschwierigkeiten und den Punkt Peer Beratung.

Zuerst zum Punkt Selbstvertretung

Wir Menschen mit Lernschwierigkeiten wollen nicht, dass andere für uns sprechen. Mit anderen meinen wir: DienstleisterInnen, BetreuerInnen oder Eltern. Die sollen für sich selber sprechen.

Seit 10 Jahren bin ich Selbstvertreterin. Immer wieder kommt es vor, dass wir Menschen mit Lernschwierigkeiten andere Forderungen haben als Dienstleister, Betreuer oder Eltern.

Zum Beispiel haben wir in Tirol in einer Arbeitsgruppe persönliche Budgets gefordert, aber die Dienstleister der Arbeitsgruppe wollten das nicht. Sie haben uns überstimmt.

Aber wir sind eine starke und unabhängige Selbstvertretung und haben unsere Forderung dem Land Tirol persönlich weitergegeben.

Es ist aber schon passiert, dass Eltern oder Dienstleister Menschen mit Lernschwierigkeiten verboten haben, zu unseren Sitzungen zu kommen, weil sie unsere Forderungen nicht in Ordnung finden.

Und dann geben sie den Menschen mit Lernschwierigkeiten einfach kein Geld oder keine Unterstützung, um zu uns zu kommen. Deshalb fordern wir unabhängige Selbstvertretung für Menschen mit Lernschwierigkeiten.

Wir wollen bei Gesetzen, die uns betreffen, mitreden.

Unabhängige Selbstvertretung muss es in jedem Bundesland geben. Es gibt sie schon in Tirol und Vorarlberg. Auf Seite 69 im Nationalen Aktionsplan steht, dass es Pilotprojekte zum Thema Selbstvertretung für Menschen mit Lernschwierigkeiten geben soll.

Das ist nicht mehr notwendig, weil es seit zehn Jahren erfolgreiche Pilotprojekte gibt. Es ist aber schon notwendig, dass auch in den anderen 7 Bundesländern unabhängige Beratungsstellen zum Thema Selbstvertretung von Menschen mit Lernschwierigkeiten aufgebaut und bezahlt werden.

Wir möchten, dass der Punkt auf Seite 69 geändert wird. Es sollen keine Pilotprojekte gefördert werden. Sondern es sollen unabhängige Beratungsstellen für Selbstvertreterinnen vom Staat gefördert werden.

Und dann muss noch die Zusammenarbeit der unabhängigen SelbstvertreterInnen bezahlt werden. Wir wollen uns regelmäßig treffen, austauschen und voneinander lernen.

Die UnterstützerInnen der Beratungsstellen und Selbstvertretungsgruppen müssen auch unabhängig sein und von den SelbstvertreterInnen eingestellt und bezahlt werden. Nur so können wir bestimmen, was uns wichtig ist.

Dann zum Punkt Peer Beratung

Peer Beratung heißt, dass Gleiche Gleiche beraten. Also Menschen mit Lernschwierigkeiten beraten andere Menschen mit Lernschwierigkeiten.

Das ist deshalb wichtig, weil Menschen mit Lernschwierigkeiten sich mit dem Thema Behinderung gut auskennen. Peer BeraterInnen sind lebendige Vorbilder. Die haben selbst schon viel geschafft. Das macht anderen Menschen mit Lernschwierigkeiten Mut und bestärkt sie.

Das Thema Peer Beratung fehlt im Nationalen Aktionsplan

Peer Beratung ist aber ein wichtiges Thema. Es muss in jedem Bundesland Peer Beratung geben. Uns vom Netzwerk Selbstvertretung Österreich ist wichtig, dass die Peer Beraterinnen unabhängig sind.

Nur dann können sie ganz auf der Seite der Menschen mit Lernschwierigkeiten stehen. Peer Beratung hilft, weil wir Menschen mit Lernschwierigkeiten uns selbst sehr viel zutrauen.

Peer BeraterInnen geben Informationen über Rechte. Peer BeraterInnen sagen, welche Wahlmöglichkeiten es gibt.

Sobald es in Österreich überall Peer BeraterInnen gibt, braucht es immer wieder Schulungen und Ausbildungen für sie.

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