Musiktheater: Ein Haus für alle, aber kein „Allerweltshaus“!

Die Entstehungsgeschichte des Musiktheaters am Volksgarten ist bekannt und alles andere als eine "Allerweltsgeschichte". (Der Kommentar ist in den OÖ-Nachrichten erschienen.)

Tafel mit dem Aufdruck Linz
BilderBox.com

Vom ersten Baubeschluss bis zur festlichen Eröffnung war sie begleitet von Umwegen, Sackgassen und mancherlei schier unüberwindlichen Hindernissen.

Deshalb war nie der Weg das Ziel, es war vielmehr das Ziel, das den schwierigen Weg rechtfertigte: nämlich ein Haus zu errichten, das alle Stücke spielt und gleichzeitig allen Musikbegeisterten weit offen steht, ohne Umwege, Sackgassen oder Barrieren.

Ein „Haus für alle“!

Wenn es in einer Menschenrechtskonvention der Vereinten Nationen, der auch Österreich beigetreten ist, heißt, „die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen mit Behinderungen, gleichberechtigt mit anderen am kulturellen Leben teilzunehmen“, so ist dies als Auftrag an unser Kulturland zu verstehen. „Gleichberechtigte Teilnahme“ als Norm, die leider hierzulande immer noch nicht der Normalfall ist.

Die architektonische und funktionale Qualität des neuen Musiktheaters ist schon vielfach gelobt worden. Und dass es sich in unserer modernen, vielfältigen Gesellschaft auch in so großer Offenheit den Besucherinnen und Besuchern präsentiert, ist ein weiteres wesentliches Qualitätsmerkmal. Niemand sollte zu groß, zu klein, zu jung oder zu alt, zu sportlich oder in der Mobilität zu eingeschränkt sein, um künftig vom Kunstgenuss ausgeschlossen zu werden.

Die Zauberworte lauten „Barrierefreiheit“ und „Inklusion“. Angesichts der Komplexität des Gebäudes war dies für alle, die an der Planung und am Bau des Musiktheaters beteiligt waren, zweifellos eine besondere Herausforderung.

Das Haus ist nicht nur ein Ort für Musik, Theater und Tanz, sondern auch Restaurant, Café, Konferenzraum, Arbeitsplatz und vieles andere mehr. Die Einhaltung der Baunormen allein hätte für all die Anforderungen nicht gereicht.

Da waren Kreativität und Einfühlungsvermögen für die unterschiedlichen Bedürfnisse der künftigen Besucherinnen und Besucher gefragt, die so vielfältig sind wie jene der neun Museen, die später einziehen sollten. Und heute, da es vollendet ist, bin ich überzeugt, dass das Haus am Volksgarten auch diese Hürde überzeugend genommen hat.

Es bleibt zu hoffen, dass das neue Musiktheater nicht nur als ein Leitprojekt aus architektonischer und künstlerischer Perspektive gesehen wird, sondern auch als ein Modell, das für andere Kulturstätten zeitgemäße Maßstäbe für Barrierefreiheit und einen gleichberechtigten Zugang für alle kunst- und kulturinteressierten Menschen hierzulande setzen möge.

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