Kritik an Bevormundung durch Deutsche Bahn

Michael Gerr vom Vorstand der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) hat die deutsche Bahn aufgefordert, die Bevormundung rollstuhlnutzender Bahnreisender schnellstens zu beenden.

Deutsche Bahn
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Michael Gerr, der auch Mitglied des Würzburger Stadtrates ist, wollte letzten Freitag mit dem ICE zu einer Parteiratssitzung von Bündnis 90/Die Grünen reisen, doch dann geschah eine für ihn äußerst ärgerliche Geschichte.

„Ich wollte ab Würzburg um 12:04 Uhr nach München fahren“, berichtet Michael Gerr. „Am Infopoint in Würzburg wurde mir dann gesagt, dass die Ausstiegshilfe in München abgelehnt wurde. Und das nicht nur einmal, sondern für vier aufeinanderfolgende Züge: 12:04, 12:32, 13:04 und 13:32 Uhr!“

Es sei erst eine Abfahrt ab Würzburg um 14:04 Uhr möglich, wurde dem Rollstuhlnutzer mitgeteilt. Da es in Würzburg noch keine Aufzüge gibt und Reisende, die einen Rollstuhl nutzen, in Bahnbegleitung außenherum über steile Rampen zum Gleis gebracht werden müssen, konnte Michael Gerr auch nicht alleine zum Gleis und dort andere Reisende bitten, ihm in den Zug zu helfen. Zu seinem Termin um 16.00 Uhr kam Michael Gerr dann mit einer knappen Stunde Verspätung an.

„Es ist für mich absolut unverständlich und nicht nachvollziehbar, dass ein Bahnhof einer Landeshauptstadt München angeblich nicht genügend Personal für barrierefreie Hilfeleistungen vorhält“, kritisiert Michael Gerr. „Es liegt in der Verantwortung der Deutschen Bahn, das zu organisieren, zudem ich für den gleichen Fahrkartenpreis die gleiche Leistung wie andere erwarten darf.“

Ergänzend weist Michael Gerr darauf hin, dass der Mobilitätsservice, bei dem er versucht hatte, zu reservieren, in letzter Zeit sehr schlecht erreichbar war. Das dürfte seiner Meinung nach auch zu mehr spontanen Fahrten führen. Es bestehe ja schließlich kein Anmeldezwang, sehr wohl aber eine Pflicht der Bahn, Reisende mit gültiger Fahrkarte zu befördern. Als behinderter Fahrgast müsse man, so Michael Gerr, wegen der mangelhaften Barrierefreiheit sowieso deutlich mehr Zeit mitbringen als andere Bahnreisende, heißt es in einer Presseinformation der ISL.

In seinem Protestschreiben an die Deutsche Bahn fordert Michael Gerr, notwendige Unterstützungsleistungen wie beim Ein- und Ausstieg sicherzustellen. „Ferner muss der Ausbau von fahrzeuggebundenen Einstiegshilfen, insbesondere auch im Fernverkehr vorangetrieben werden, damit der barrierefreie Einstieg für einen selbstgewählten Zug grundsätzlich ohne fremde Hilfe möglich wird.“

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