Inklusion von Menschen mit Behinderungen in der Entwicklungszusammenarbeit sicherstellen

"Nichts über uns ohne uns" - unter diesem Motto diskutierten in Wien Expertinnen aus Wissenschaft und Forschung, der Zivilgesellschaft sowie der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit Möglichkeiten inklusiver Entwicklung.

Veranstaltung der ADA Johann Mang spricht 20140318
Rupert Roniger

Internationaler Austausch, Mitbestimmung der Betroffenen und Abbau von Vorurteilen standen im Mittelpunkt der Diskussionsveranstaltung DialogEntwicklung der Austrian Development Agency. Rund eine Milliarde Menschen lebt mit einer Form von Behinderung, rund 80 Prozent von ihnen in Entwicklungsländern.

„Meist gehören sie zu den Ärmsten der Armen, weil Behinderung und Armut in einem engen Wirkungszusammenhang stehen“, betont Martin Ledolter, Geschäftsführer der Austrian Development Agency (ADA), der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, beim DialogEntwicklung am 18. März 2014, im Albert Schweitzer Haus.

Mit dem Beitritt zur VN-Behindertenrechtskonvention hat sich Österreich verpflichtet, die Rechte aller Menschen mit Behinderungen zu verwirklichen und Diskriminierungen zu beseitigen, auch im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit. „Im Sinne umfassender Inklusion müssen Barrieren abgebaut werden, in den Köpfen der Menschen und mithilfe von Gesetzen und Strategien“, sagt Sonja Grabner, Menschenrechtsexpertin und Behindertenbeauftragte der ADA: „Inklusive Entwicklungszusammenarbeit trägt dazu bei, dass Menschen mit Behinderungen von Entwicklungsmaßnahmen gleichermaßen profitieren und gleichberechtigt und selbstbestimmt an gesellschaftlichen Prozessen teilnehmen können.“

Auf Menschen mit Behinderungen in Bosnien und Herzegowina aufmerksam machen

In Bosnien und Herzegowina ist die Situation für Menschen mit Behinderungen besonders herausfordernd, weil es an einer einheitlichen Sozialpolitik fehlt, betont Hamida Comor, Vorstandsmitglied des Blindenverbands Sarajewo: „Nicht alle Menschen mit Behinderungen haben die gleichen Rechte oder Förderungen. Die beiden Teilstaaten und die zehn Kantone regeln das unterschiedlich.

Problematisch ist außerdem, dass Kriegsveteranen ungleich mehr Rechte zugestanden werden als zivilen Kriegsopfern und anderen Menschen mit Behinderungen“, so Comor, die an einem Schattenbericht mitgearbeitet hat, der auf die verzögerte Umsetzung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen in ihrer Heimat aufmerksam macht.

Nichts über uns ohne uns

Die enge Zusammenarbeit mit Vertretungs- und Selbstvertretungsorganisationen in Österreich und den Partnerländern ist der Austrian Development Agency wichtig, betont Grabner. Darin sieht auch Johanna Mang, Programmleiterin von Licht für die Welt, die einzige Chance: „Die Teilnahme von Menschen mit Behinderungen in Planung, Umsetzung und Kontrolle aller Maßnahmen ist der Schlüssel zu einer Entwicklung für alle. Nur so können wir Diskriminierung vermeiden und Barrieren überwinden.“

Schließlich gehe es um das Voneinander-Lernen, so Sonja Grabner. Das bestätigt auch Gottfried Biewer, Professor für Sonder- und Heilpädagogik an der Uni Wien: „Die Beschäftigung mit Bildungsproblemen von Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern hat mich zu neuen Sichtweisen und Problemlösungsstrategien geführt. Entwicklungszusammenarbeit ist kein bloßes Geben von reichen an arme Länder, sondern ein gemeinsamer Lernprozess, von dem beide Seiten gleichermaßen profitieren.“

Im Rahmen des Hochschulkooperationsprogrammes der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit APPEAR arbeiten die Uni Wien und die Universität Addis Abeba gemeinsam daran, Studierenden mit Behinderungen Zugang zur Universität und AbsolventInnen mit Behinderungen einen Einstieg in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

„Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit unterstützt seit vielen Jahren Programme und Projekte, die speziell auf die Förderung von Menschen mit Behinderungen zugeschnitten sind. Ferner sind auf Basis des Menschenrechtsansatzes die Rechte und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen grundsätzlich in allen österreichischen Programmen und Projekten zu berücksichtigen“, so Menschenrechtsexpertin Sonja Grabner im Rahmen von DialogEntwicklung, einer Veranstaltungsreihe der Austrian Development Agency.

Zur praktischen Umsetzung von inklusivem Projektdesign wurde vom Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte und der Austrian Development Agency ein Handbuch erstellt, das auf dem Webportal der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit zur finden ist,

Österreichische Entwicklungszusammenarbeit

Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit unterstützt Länder in Afrika, Asien, Südost- und Osteuropa sowie die Karibik bei ihrer nachhaltigen Entwicklung. Das Außenministerium plant die Strategien und Programme, die Austrian Development Agency setzt diese gemeinsam mit öffentlichen Einrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen um.

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