Schulsystem: Besorgniserregender Trend in Richtung Aussonderung

Bei insgesamt stark sinkendender Zahl von Schülerinnen und Schülern, steigt die Zahl jener in Sonderschulen. Ein Kommentar.

Schulgebäude von außen
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Laut Standard-Bericht vom 9. Dezember 2014, ist die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler im 10-Jahres-Vergleich um 8,2 % gesunken.
Jene in Sonderschulen aber um 5,7 % gestiegen. (Details)

Trend zur Aussonderung

Dieser Trend zur Aussonderung hat sich im letzten Schuljahr sogar rasant fortgesetzt. So ist die Zahl der Sonderschülerinnen und Sonderschüler innerhalb nur eines Jahres um 2,6 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Dem steht ein Rückgang 0,7 % der Gesamtzahl im selben Zeitraum gegenüber.

Es kann doch nicht nur an den Schülerinnen und Schülern liegen, dass plötzlich überproportional viele nicht mehr ins allgemeine Schulsystem passen. Die Sichtweise scheint mir grundlegend verkehrt. Das Schulsystem ist für die Schülerinnen und Schüler da und nicht umgekehrt.

Österreich verzichtet auf Vielfalt, in diesem Bereich sogar auf die umfassende Sicherstellung eines Menschenrechts.

Auf Vielfalt nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund, dass ein sehr großer Anteil der Ausgesonderten nicht deutscher Muttersprache ist. Diese werden also daran gehindert, ihr Potenzial einer anderen Sprache in vollem Umfang in die Gesellschaft einzubringen.

Auf umfassende Sicherstellung eines Menschenrechts, weil sich Österreich im völkerrechtlichen Vertrag der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen 2008 zu einem inklusiven Schulsystem – also einer Schule für alle – verpflichtet hat.

Ergebnis der Staatenprüfung Österreichs

Nach der Staatenprüfung Österreichs im September 2013 zeigte sich das zuständige UN-Komitee „besorgt, dass die Fortschritte in Richtung inklusiver Bildung in Österreich stagnieren. Das Komitee nimmt mit Besorgnis Berichte zur Kenntnis, die darauf hinweisen, dass die Anzahl von Kindern in Sonderschulen ansteigt und dass unzureichende Anstrengungen unternommen wurden, um inklusive Bildung von Kindern mit Behinderungen zu unterstützen.“ (Nachzulesen in der Handlungsempfehlung Nr. 40.)

Beim Überfliegen der im Artikel angeführten Ergebnisse der – von der Statistik Austria veröffentlichten – Schulstatistik, sticht noch eine andere Zahl heraus. Mit 34,9 % Zuwachs innerhalb der vergangenen 10 Jahre verzeichnen die sogenannten lehrerbildenden höheren Schulen derzeit einen Höchststand an Schülerinnen und Schülern.

Das birgt meines Erachtens eine ganz große Chance! Wenn Österreich es wirklich ernst meint mit einer Schule für alle und einer Gesellschaft für alle, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt!

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