Auf die Glaubwürdigkeit kommt es an

Die neuen Seiten des Österreichischer Blinden- und Sehbehindertenverband sind online.

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BIZEPS

Moderne Hilfsmittel wie Großschriftprogramme, synthetische Sprachausgaben und Zusatz-Displays, die den Bildschirminhalt in Punktschrift (Brailleschrift) darstellen, ermöglichen heute auch schwer sehbehinderten und blinden Menschen die Nutzung moderner Informationsquellen.

Laut Statistik nutzen beispielsweise behinderte Menschen das Internet deutlich häufiger zur Informationsbeschaffung als Menschen, die auch über alternative Möglichkeiten verfügen. Und das leuchtet auch ein, denn wie sonst sollte jemand, der Gedrucktes nicht lesen kann, zu einer aktuellen Telefonnummer, der gewünschten Bahnverbindung oder einem Artikel in der Tageszeitung Zugang finden, wenn nicht durch das Internet.

Das Jahr 2003 wurde von der EU zum Jahr der Menschen mit Behinderungen proklamiert. Kein Wunder also, dass der Wunsch behinderter Menschen, an der bedeutenden Informationsquelle Internet mehr teilhaben zu wollen, immer dringlicher wird. Die Forderung nach einem Gleichstellungsgesetz drückt dies ebenso deutlich aus wie die in Fachkreisen diskutierten Richtlinien der Web Accessibility Initiative, einer Expertengruppe des World Wide Web Consortiums, welche sich die Beseitigung der Barrieren im Internet zur Aufgabe gemacht hat.

Der Österreichische Blinden- und Sehbehindertenverband ist die größte Blinden-Selbsthilfe-Organisation Österreichs und hat es sich nicht zuletzt deshalb zum Ziel gesetzt, nicht nur Forderungen zu stellen, sondern diese auch gleich selbst zu erfüllen, also vorzuleben.

In Zusammenarbeit mit der Web-Agentur Kammerer Electronic, barrierefreies Webdesign und Schulungen, die sich auf diesem Gebiet umfangreiches Wissen erworben hat, ist ein Internetauftritt entstanden, der für sich in Anspruch nehmen kann, mit den oft im Web vorhandenen Barrieren gründlich aufzuräumen.

„Uns ist durchaus bewusst“, so Peter Kammerer, der Inhaber der Agentur, „dass es einen perfekten Internetauftritt nicht gibt. Vor allem die Bedürfnisse sehbehinderter Nutzer sind enorm unterschiedlich. Während der Eine extrem blendempfindlich ist und nur gedämpfte Farben nutzen kann, benötigt ein Anderer sehr starke Kontraste.“

Ein guter Kompromiss kann dann gefunden werden, wenn niemand restlos glücklich ist, aber alle Besucher problemlos an die Information kommen, die sie suchen – des ist zumindest meine Meinung, die sich nach intensiver Beschäftigung mit der Materie Barrierefreiheit herauskristallisiert hat. Schließlich geht es keineswegs nur darum, blinde und sehbehinderte Nutzer zufrieden zu stellen; es gibt auch eine Reihe anderer Behinderungen, wie beispielsweise Menschen mit Hörschädigung oder Bewegungseinschränkungen – und auch diese müssen ihren Bedürfnissen entsprechend bedient werden.

Wer also von einer Internetseite erwartet, dass sie sich wie ein pixel-genaues Hochglanzmagazin oder ein Multi-Media-Auftritt präsentiert, wird es nicht ganz leicht haben, den Anforderungen aller Benutzergruppen gerecht zu werden. Schließlich haben ja auch Nutzer von Palmtops und Handys so ihre Schwierigkeiten mit überladenen Seiten und schätzen es gar nicht, wenn die langen Ladezeiten ihre Geldbörse über Gebühr belasten. „Barrierefrei“ meint aber ALLE Besucher!

Um einen barrierefreien Webauftritt zu schaffen, der sich wirklich „an alle“ wendet, bedarf es also einer Grundsatzentscheidung über die eigentliche Aufgabe des Internets. Aus meiner persönlichen Sicht ist dies in erster Linie fundierte und rasch verfügbare Information, präsentiert in einer klaren Struktur und versehen mit ausgereiften Suchwerkzeugen.

Dass solche Seiten nicht zwangsläufig langweilig und farblos sein müssen, will der neue Auftritt des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes vermitteln, auch wenn derzeit noch nicht alle Seiten auf das neue Design umgestellt sind.

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