Ukraine: Gebärdensprachdolmetscherin streikt

In einem staatlich kontrollierten Fernsehsender in Kiew hat eine Gebärdensprachdolmetscherin sich geweigert, die offiziellen Nachrichten über die Präsidentschaftswahlen in der Ukraine zu übersetzen.

Flagge Ukraine
geralt / pixabay

Seit Tagen demonstrieren Hunderttausende auf den Straßen der Ukraine wegen des Verdachts des Wahlbetrugs bei der Präsidenten-Stichwahl vom 21. November 2004.

Die staatlich kontrollierten Medien stehen unter der Zensur des Regierungskandidaten Viktor Janukowitsch. Vom Oppositionskandidaten Juschtschenko zeichneten die Medien das Bild eines Radikalen, der zum Bürgerkrieg bereit sei. Doch nun rebellieren die Medien und wollen nur noch „objektive Nachrichten“ senden.

Die Mitarbeiter des vom mächtigen Chef der Präsidialverwaltung, Viktor Medwedtschuk, kontrollierten Senders 1+1 weigerten sich in einer Erklärung, weiter „auf Druck der politischen Kräfte einseitige Nachrichten“ zu verbreiten, berichtet „Agence France-Presse AFP„.

„Wir haben zum größten Teil Lügen erzählt“, sagte Wlodimir Melnik, Nachrichtensprecher des öffentlichen Senders UT-1 und rief seine Kolleginnen und Kollegen zum Streik auf.

Diesem Aufruf folgte eine engagierte Gebärdensprachdolmetscherin bei der Übersetzung der Fernsehnachrichten auf UT-1. Statt die umstrittenen Wahlergebnisse zu übersetzen gebärdete sie: „Die Ergebnisse sind gefälscht. Glaubt ihnen nicht. Unser Präsident ist Juschtschenko. Es ist mir sehr peinlich, dass ich Ihnen früher keine wahren Informationen überbracht habe.“

Das Parlament entzog heute der Zentralen Wahlkommission des Landes das Vertrauen und hat sich dafür ausgesprochen, die Wahl für ungültig zu erklären.

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