Kreuz und Quer: Reaktion zur Sendung

Reaktion zur Sendung KREUZ+QUER, DIE SIEBEN TODSÜNDEN: WOLLUST vom 30. November 2004, 23.05 bis 24 Uhr

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BIZEPS

Es gibt Themen, an denen verbrennt man sich als JournalistIn leicht die Finger. Manche VertreterInnen der schreibenden Zunft packen sie daher lieber erst gar nicht an. Andere, die, die sich „drüber trauen“ riskieren Kritik. Was die gestrige Sendung kreuz und quer „Die sieben Todsünden: Wollust“ auf ORF 2 betrifft, ist sie teilweise angebracht.

Der Film „Wollust“ hat ein das tabuisierte und sensible Thema „Sexualität und Behinderung aufgegriffen“ – wenn auch in einem fragwürdigen Zusammenhang mit der anschließenden Diskussion. Die Assistenzleistung der Sexualbegleitung, die in Österreich weitgehend unbekannt ist und noch nicht angeboten wird, eröffnete eine neue Perspektive auf ein Thema, das sonst negiert wird. Der Film hatte viele interessante Aspekte, warf Fragen auf und beantwortete einige.

Die anschließende Diskussion war damit leider in keiner Weise vergleichbar. Die Zusammensetzung der Diskussionsrunde war sehr unglücklich gewählt. Die Frage, die sich mir als Zuseherin stellte, war: Wo sind behinderte Frauen und Männer als Expertinnen und Experten? Warum wurde ihnen nicht die Möglichkeit geboten, ihre eigenen Anliegen und Bedürfnisse zu vertreten? Wer nimmt sich das Recht heraus, über sie zu sprechen? Und das im Zusammenhang mit Todsünde?

Für alle, die ihn noch nicht kennen: Der Slogan der Selbstbestimmt Leben Initiative Österreich „Nichts über uns ohne uns“ muss die Basis jeglicher Auseinandersetzung mit behinderten Menschen sein. Es ist für mich verwunderlich, dass nach dem Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen solche Diskussionsrunden dieser Art im ORF ausgestrahlt werden.

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