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Integrative Pädagogik aufs Abstellgleis?

Der Fachbereich "Integrative Pädagogik" am Institut für Erziehungswissenschaften der Uni Innsbruck wurde auf ein Minimum reduziert.

Von bisher drei diesem Bereich zugeordneten Planstellen soll nur mehr eine (!) bestehen bleiben. Der Streichung wird auch die derzeit von einer Gastprofessorin vertretene Professur „Pädagogik der Integration“ zum Opfer fallen. So sieht es der neue Stellenplan von Rektor Manfried Gantner vor.

Wissenschaftliche Stütze zeitgemäßer Behindertenpädagogik
Es steht außer Frage, dass die Integration und Inklusion behinderter Kinder, Jugendlicher und Erwachsener, behinderter Männer und Frauen zu den unverzichtbaren Aufgaben humaner und demokratischer Gesellschaften gehört. Ebenso wenig außer Frage steht, dass behinderte Menschen qualifizierte Fachkräfte an ihrer Seite brauchen, die ihnen bei ihrer integrativen Lebensgestaltung Unterstützung bieten können.

BehindertenpädagogInnen übernehmen mittlerweile einen großen Teil dieser Aufgabe. Ihre Ausbildung war ursprünglich vor allem an den Prinzipien der Heil- und Sonderpädagogik orientiert. In den letzten Jahren aber wandelte sich sowohl der ideologische Hintergrund, als auch das Arbeitsfeld von BehindertenpädagogInnen – von der Ausgrenzung zur Integration und Inklusion. Integrative Pädagogik ist zur wissenschaftlichen Stütze der Behindertenpädagogik geworden.

Rückschritt ins letzte Jahrhundert
Die Quasi-Vernichtung dieses Wissenschaftsbereiches hat zwar unmittelbare Folgen für die MitarbeiterInnen und Studierenden des Forschungsbereiches. Mittelbar sind davon aber auch tausende Fachkräfte, die behinderte Menschen betreuen, begleiten und beraten betroffen. Ihnen wird die wissenschaftliche Basis entzogen. Ebenso wie jenen tausenden, die in Zukunft diesen Beruf wählen werden.

Auf der anderen Seite werden die Pflegewissenschaften als (zumindest in Österreich) neuer Wissenschaftsbereich etabliert. Bleibt der Behindertenpädagogik dieser Bereich als wissenschaftliche Basis, bedeutet dies einen Rückschritt um mehrere Jahrzehnte.

Berufsverbände gegen Kürzung
Besonders die Abteilung am Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Innsbruck hat sich in den letzten Jahren – wohl nicht zu unrecht – einen Namen in Bereich der integrativen Pädagogik gemacht. Die nun vorgesehene Kürzung wird von der Berufsvertretung der Fachkräfte im der Behindertenarbeit – dem Bundesforum der Berufsverbände in der Behindertenarbeit – in aller Deutlichkeit zurückgewiesen. Das Bundesforum fordert von den Verantwortlichen eine Rücknahme dieser Stellenkürzung – im Sinne der gesellschaftlichen Aufgabe der Universitäten.

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