Zimmer frei

Licht und Schatten im Mariazeller Land

Erfreuliches und Bedenkliches ist mir in meinem gerade vergangenen Urlaub in der Mariazeller Gegend aufgefallen.

Gut: Sowohl die Gemeindealpe in Mitterbach als auch die Bürgeralpe in Mariazell sind betretbar, die Liftwarte halten den Sessellift an und helfen beim Auf- und Absteigen. Bei der Gondelbahn von Mariazell hinauf gibt es sogar rollstuhlgerechte WCs, sowohl im Tal als auch am Berg (die Wege im Gebirge sind aber trotzdem steil und steinig, die Hütten nicht barrierefrei.) Ein Rollstuhlfahrer mit Assistenz hat es doch probiert.

Weniger lustig ist es im Tal bei Quartieren, es gibt wenige Appartements im Erdgeschoß, und da sind die Sanitäranlagen oft ungenügend. In Lokalen gibt es fast immer Stufen schon beim Eingang, und nie barrierefreie WCs, oft über Stiegen.

Ausnahme: das neue Pilgerzentrum hinter der Mariazeller Basilika (aber auch da ist das Obergeschoß nicht befahrbar, die behinderten Menschen können aber stufenlos ins Erdgeschoß). In der Basilika gibt es jetzt einen Lift ins Obergeschoß, ins Museum). Lustig auch das „Wassermuseum“ in Wildalpen: da in einem denkmalgeschützten Haus unterbracht, durchgehend nicht barrierefrei, außer dem Kinosaal. Beim neu errichteten WC haben die Hersteller zwar an einen Handlauf gedacht, wer ihm aber folgt, landet genau HINTER der Klotür! Eine Rampe gibt´s trotz viel Platz nicht…

Der Raiffeisenkassa (mit dem einzigen Bankomaten in Mitterbach!) habe ich den Aufkleber „Prädikat nicht behindertengerecht“ neben den Stufenaufgang geklebt. Dort wäre Platz genug für eine Rampe, wie auch bei den meisten Geschäften (nur beim ADEG gibt es wenigstens einen Handlauf). Unserer Vermieterin habe ich meinen Wunsch nach einem Haltegriff im Bad gesagt: und siehe, sie hat schon einen, aber halt noch nicht montiert…

Halblustig auch die letzte Raststation (Marché) an der S6 vor Wr. Neustadt: es gibt brav zwei große Behindertenparkplätze, aber der Eingang ins Lokal genau dort ist zu, man muss durch den Shop rund ums Haus gehen. Die Tür ist zwar offen, aber durch ein Schild verstellt (weil die Raucher die Frischluftzufuhr nicht vertragen?). Ich bin doch an dem Schild vorbei, ich bin doch nicht blöd … Ein Fluchtweg muss ja immer frei/begehbar sein!

Fazit: die Menschen auch im Tourismusgeschäft sind gutwillig, oft aber ziemlich unwissend über Barrierefreiheit. Bisher hat eben noch keiner bestimmte Umbauten verlangt, die Klügeren kriegen aber mit, dass auch die Gäste tendenziell älter werden, und auch Menschen mit Behinderungen Urlaube machen (wollen). Freundlich miteinander Reden bringt´s (nicht sofort, aber längerfristig).

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