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Barrierefreiheit findet Stadt

Gesellschaftlicher Wille zur Umsetzung notwendig

Wie kann der Zutritt zu Geschäften, Gasthäusern, Kulturstätten oder anderen öffentlichen Räumen für alle Menschen barrierefreier gestaltet werden? Um diese Frage ging es bei einer Veranstaltung des Vereins MAIN_Medienarbeit Integrativ am 6. Oktober 2005 in Wien. Unter dem Motto „Barrierefreiheit findet Stadt“ diskutierten Fachleute mit und ohne Behinderungen aus Stadtplanung, Wirtschaft und Verkehr rege mit dem Publikum.

Impulse für die österreichische Debatte lieferte dabei der Berliner Behindertenbeauftragte Martin Marquard, der die von ihm 2003 ins Leben gerufene Aktion „Berlin barrierefrei“ vorstellte. Diese Aktion zielt darauf ab, Laden- und LokalbesitzerInnen durch die Verleihung eines Signets für das Anliegen der barrierefreien Stadt zu gewinnen. Bislang erhielten rund 70 Berliner Betriebe das Signet „Berlin barrierefrei“, das die Zugänglichkeit von Geschäftsräumen anzeigt.

„In den letzten Jahren haben einige große Unternehmen erkannt, dass die barrierefreie Zugänglichkeit auch einen positiven Imageeffekt hat“, berichtete Marquard von ersten Erfolgen. Zur Philosophie der öffentlichkeitswirksamen Aktion erklärte er: „Es geht nicht darum, Menschen mit Behinderungen als Objekte der besonderen Fürsorge zu sehen und diesen mit ‚Sonderlösungen‘ den Zutritt zu Geschäften zu ermöglichen.“ Vielmehr soll, so Marquard, „durch ein ‚Design für alle‘ die barrierefreie Zugänglichkeit von öffentlichen Räumen allen Menschen gleichermaßen nützen“.

Dr. Fritz Aichinger, Vertreter der Wiener Wirtschaftskammer und selbst Sportartikelhändler, verwies in der Diskussion auf den Denkmalschutz. Gerade in Wien sei die Vielfältigkeit der denkmalgeschützten Bauten ein Problem bei der barrierefreien Umgestaltung von Geschäftslokalen. Aus dem Publikum kamen daraufhin Hinweise auf historische Bauten, die durch vorausschauende Planung heute barrierefrei zugänglich seien. Ein Beispiel dafür sind etwa die Museen im Stift Admont in der Steiermark. „In Admont wurde eine umfassende Gesamtlösung für die barrierefreie Zugänglichkeit erarbeitet. Damit konnten auch die Experten vom Denkmalschutz überzeugt werden“, sagte DI (FH) Oskar Kalamidas vom Referat Barrierefreies Bauen der Stadt Graz.

Zur praktischen Verwirklichung von Barrierefreiheit seien seiner Erfahrung nach sowohl Fachwissen als auch der gesellschaftliche Wille zur Umsetzung notwendig. In Graz führe sein Referat daher regelmäßig Schulungen für Bausachverständige durch, um deren Sensibilität zu wecken und das Fachwissen zum barrierefreien Bauen zu heben, so Kalamidas.

Im Verlauf der Diskussion räumte Dr. Fritz Aichinger von der Wirtschaftskammer ein, dass die Sensibilisierung der Kammermitglieder für Barrierefreiheit noch verstärkt werden müsse. Dies könnte seiner Ansicht nach etwa durch eine Aktion zur vorbildhaften Gestaltung einer Wiener Einkaufstraße geschehen. Diese Idee wolle er in der Kammer vorschlagen und umsetzen. Gleich am Podium verständigte er sich mit dem Verkehrssicherheitsexperten der Stadt Wien, DI Bernd Skoric, gemeinsam eine geeignete Straße dafür auszusuchen.

Für Menschen mit Behinderungen sei es auch wichtig, im Vorhinein zu wissen, welche Geschäfte oder Gaststätten barrierefrei zugänglich sind und welche nicht, ergänzte die Behindertenbeauftragte der Universität Salzburg, Mag. Christine Steger. Sie verwies dabei auf den Tourismus-Führer „Salzburg – barrierefrei erleben“.

Darin sind alle wichtigen Informationen zur Zugänglichkeit von Gaststätten, Hotels und Kulturinstitutionen enthalten. Langes Nachfragen, ob und wie man als RollifahrerIn in ein Geschäftslokal kommt, entfällt damit. Der Führer kann als ein Best-Practice-Beispiel dienen, so Steger, wie die Stadt und ihre Benutzung barrierefreier werden. Nachahmung erwünscht. Impulse dazu gab die Diskussion bei MAIN_Medienarbeit Integrativ jedenfalls reichlich.

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