Beim Seminar der European Union of the Deaf (EUD) zum Thema "Mehrfachdiskriminierung" in Wien interviewte BIZEPS-INFO die Präsidentin der EUD, Helga Stevens.
Behinderte Menschen versuchen verstärkt in der Politik mitzumischen, doch der Kampf um Mitbestimmung ist mühsam.
Umso schöner sind die erzielten Erfolge, wie jener, der Anerkennung der Flämischen Gebärdensprache im April 2006, erzählt Stevens im BIZEPS-INFO Interview.
Helga Stevens ist Präsidentin der EUD sowie Abgeordnete im belgischen Regionalparlament von Flandern.
Sie ist nicht die erste behinderte Abgeordnete in Belgien. Es gab schon zwei andere Abgeordnete mit Behinderung. Doch sie ist die erste, die gehörlos sei, führt sie aus. Dies habe natürlich „eine Reihe von organisatorischen Maßnahmen erfordert“, weil sie für ihre politische Tätigkeit ständig Gebärdensprachdolmetschung benötigt.
„Bildung besonders wichtig“
Als persönliches Ziel erwähnt Stevens, dass „Gehörlosigkeit sichtbar gemacht“ werden muss. Gebärdensprache sei wichtig und „für gleichberechtigte Kommunikation unbedingt erforderlich“. „Besonders wichtig ist der Bildungsbereich“, hebt die gehörlos geborene EUD-Präsidentin am Rande des EUD-Seminars hervor.
Daher ist diesem Bereich besonderes Augenmerk zu schenken und sicherzustellen, dass gehörlose Personen mittels der Gebärdensprache gleichberechtigten Zugang bekommen. Konkret bedeutet dies „mehr Dolmetscher im Bildungsbereich“. Der EUD möchte dies „als eine Stimme für Gehörlose in Europa“ massiv vorantreiben.
Im flämischen Regionalparlament ist sie derzeit auch häufig mit Fragen bezüglich Zugang zu Bussen, Arbeitsmarkt für behinderte Menschen und „Persönlichem Budget“ beschäftigt. „Das ist ein wichtiges Thema“, hält Stevens fest und dies werde in Belgien „immer mehr und mehr diskutiert“.
Eine „individuelle Unterstützung sei wichtig“ erläutert sie im BIZEPS-INFO Gespräch, doch man müsse darauf achten, dass diese Maßnahmen nicht große Löcher ins Budget reißen.