Beate Firlinger

Studie: „Mediennutzung ohne Barrieren“

Beate Firlinger berichtete in ihrem Referat "Medienzugang für alle: Gewinn für alle?" bei der Veranstaltung "Warum barrierefreies Internet?" von "accessible media" am 12. Oktober 2006 in Wien über die Ergebnisse einer einschlägigen Studie.

Der Verein MAIN_Medienarbeit Integrativ führt ein Sensibilisierungs- und Vernetzungsprojekt mit den Namen „GEGEN UNFAIR. Für barrierefreie Kommunikation“ durch.

Bei diesem Sensibilisierungs- und Vernetzungsprojekt geht es darum, „Medien, Unternehmen und Kultureinrichtungen anzuregen, ihre Informations- und Kommunikationsangebote zugänglicher und inklusiv zu gestalten“, erläutert Firlinger.

MAIN wollte wissen, wie Menschen mit Behinderungen und wie Fachleute in Medien und Unternehmen die Möglichkeiten und Grenzen barrierefreier Information und Kommunikation sehen.

Um dies zu erfahren, haben sie das „Institut Karmasin.Motivforschung“ mit der Durchführung einer qualitativen Untersuchung beauftragt. Die Studie „Mediennutzung ohne Barrieren“ dient ihnen dabei als Bestandsaufnahme und Argumentationsgrundlage, berichtet die Vortragende bei der Veranstaltung von „accessible media“.

Öffentlich präsentiert wurde die Studie „Medienzugang für alle: Gewinn für alle?“ im Juni 2006 bei MAIN.

Ergebnisse der Studie

„Die Befragung erfolgte in ganz Österreich und es gab zwei Befragungsrunden“, hält Firlinger fest und führt weiter aus: „Die erste Befragungsrunde widmete sich der Zielgruppe Menschen mit Behinderungen. Die Antworten aus dieser ersten Runde dienten dann als Basis für den zweiten Untersuchungsschritt, bei dem es um die Sichtweisen von Fachleuten in Medien und Unternehmenskommunikation ging.“

Aus der Sicht von Menschen mit Behinderungen wurde festgehalten:

  • Das tägliche Informationsverhalten von Menschen mit Behinderungen wird eindeutig durch das Internet dominiert.
  • Für 69 % der Befragten ist das Internet sehr wichtig.
  • Information über politisches und alltägliches Geschehen erfolgt primär via TV, gefolgt von Online Medien und Online Diensten.
  • Internet und Online-Medien zählen somit zu den primären Informationsquellen und Kommunikationsinstrumenten der befragten Personen.

„Daran zeigt sich auch, wie wichtig Veranstaltungen wie die heutige zum Thema barrierefreies Internet sind“, meint Firlinger.

Aus der Sicht von Unternehmen wurde festgehalten:

  • Das Thema Barrierefreiheit ist durchaus präsent in den Unternehmen.
  • Dabei können die Befragten grundsätzlich auch auf ausreichend Information zurückgreifen, um Maßnahmen der barrierefreien Gestaltung von Kommunikations- und Informationsangeboten zu setzen.
  • Bei unzureichender Information sollte vor allem die Kommunikation mit den Betroffenen bzw. deren Organisationen stattfinden, um gezielt auf ihre Bedürfnisse eingehen zu können.
  • Rund ein Fünftel wünscht auch Informationen über rechtliche Grundlagen, Leitfäden und Ähnliches.

Kenntnis der rechtlichen Bestimmungen

„Die rechtlichen Bestimmungen des am 1. Jänner 2006 in Kraft getretenen Bundes-Behindertengleichstellungsgesetzes sind wenig präsent„, resümiert Firlinger. Die Studie hält zu diesem Punkt fest:

  • Nur 12 % kennen die rechtlichen Bestimmungen im Detail.
  • 46 % haben davon gehört, kennen aber keine näheren Details.
  • 42 % sind diesbezüglich völlig unbedarft, haben noch nichts davon gehört.

„Das Wissen der befragten Fachleute in den Medien und Unternehmen zur Gesetzeslage im Bereich Barrierefreiheit und barrierefreie Kommunikation ist generell sehr niedrig“, hebt sie hervor und schlägt vor: „Eine detaillierte Aufklärung über die neuen rechtlichen Grundlagen wäre daher ein wichtiger Ansatzpunkt.“

Vorbehalte

Die Vorbehalte, eine Website barrierefrei zu gestalten, liegen laut Studie eher auf einer emotionalen als auf einer faktischen Ebene, berichtet die Expertin von MAIN.

Das Klima für Veränderungen in Richtung Ausbau alternativer und ergänzender Informations- und Kommunikationsangebote für Menschen mit Behinderungen „ist grundsätzlich positiv“, so Firlinger, die abschließend festhält: „Der Zug fährt in Richtung barrierefreie Informationsgesellschaft, der Weg ist aber noch ein weiter.“

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