Wie kommt man auf die Idee einen Freizeitguide zu erstellen?

Wir führten mit Gernot Loidl - er hat MS und benützt einen Rollstuhl - folgendes schriftliche Interview, um die Hintergründe zu diesem, von ihm initiierten, steiermärkischen Tourismusprojekt zur Erreichung der Barrierefreiheit zu erfahren.

Gernot Loidl
Loidl, Gernot

Auf rund 140 Seiten werden Kaffeehäuser, Restaurants, Hotelzimmer und Geschäfte – und vor allem Wanderwege – im Freizeitguide Leoben in deutscher und englischer Sprache beschrieben.

BIZEPS-INFO: Wie kamen Sie auf die Idee, den Freizeitguide zu erstellen?

Gernot Loidl: Nachdem ich 2001 in Pension geschickt wurde und ich so halbwegs genesen war, wollte ich nicht auf dem Abstellgleis landen. Ich zog mir daraus das Resümee, dass ich in meinem bis jetzt erlernten Berufen so schnell keine Arbeit finden würde, wenn überhaupt je wieder einmal; ebenso „wo könnte ich mit dem Rollstuhl hin?“, war die große Frage, um nicht am selben Ort eingesperrt zu sein. Dieser Gesichtspunkt ist vor allem im psychologischen Sinn von enormer Tragweite.

BIZEPS-INFO: So geht es vielen. Aber wie kommt es dazu, dass Sie aktiv geworden sind?

Gernot Loidl: Da ich in der Gastronomie tätig und viel auf Reisen war, begann ich meine Erfahrungen als so genannter „Gesunder“ mit denen als Rollstuhlfahrer zu verglichen. Bei den Recherchen und Anfragen bei Tourismusverbänden bzw. österreichweiten Stadtanfragen sowie auf Tourismusmessen sind mir nicht befriedigende Unterlagen ausgehändigt worden. Auf die Frage, ob ich mit dem Rollstuhl auf Urlaub fahren könne und nicht nur ein rollstuhlfreundliches Hotel gefunden wäre, sondern ebenso die rollstuhlgerechte Infrastruktur, antworteten die verantwortlichen Personen zu 100 % mit Aussagen der Unwissenheit und vollkommen ehrlich: „Das wissen wir nicht!“

BIZEPS-INFO: Haben Sie in der Vergangenheit auch andere Projekte realisiert?

Gernot Loidl: Ich konnte als mein Pilotprojekt Tiefgaragen, wofür früher ständig Parkgebühren anfielen, mit dem Euroschlüssel ausstatten sowie das Behindertenparkplatzleitsystem, das in der Steiermark überall gleich aussieht, einführen. Nun ist es für Personen, die im Besitz des Euroschlüssels sind, möglich, gratis zu parken. Wie noch vieles andere mehr. Mit diesem Teil des komplexen Systems ist parallel der Freizeitguide für die gesamte Infrastruktur für den mobilitätseingeschränkten Personenkreis entstanden. Dazu gehören unter anderem auch Eltern mit Kinderwägen, Rollatorbenützer, Krückengeher, ältere Personen, Lasten tragende Personen u. a. m., die keine größeren Distanzen sowie massive Steigungen von Wegen und Stufen bewältigen können.

BIZEPS-INFO: Wie verlief das Projekt „Freizeitguide“ exakt?

Gernot Loidl: 2003 begann ich, die 6.-größte Bezirksstadt Österreichs auszukundschaften, an sehr schönen Tagen Fotos zu schießen und nach meinen Normen alles zu dokumentieren. So entstanden Notizen mit Fotos (PowerPoint Präsentationen).

2004 hatte ich, parallel zu Leoben, in den Städten Bruck an der Mur und Judenburg, je nach Wetter, dasselbe gemacht. Nachdem einige Projekte seitens der Stadt und Öffentlichkeit genehmigungspflichtig waren, sind auch die notwendigen Schritte der zuständigen Institutionen durch mich in Gang gesetzt worden.

2005 sprach ich schließlich mit verschiedenen Verlagen, sowie verschiedensten Kartographen, damit diese mir Angebote erstellen sollten. Ich hatte natürlich großes Interesse darauf gelegt, dass ich das Angebot ausfindig machen konnte, bei dem die Konditionen in einer realen Relation zu den Kosten liegen.

Ab November 2005 bis Jänner 2007 bin ich durch meine Erkrankung ausgefallen, sodass sich die Erstpräsentation des Buches verzögerte. Es erschien nach diesen „Anfangsschwierigkeiten“ am 5. Mai 2007.

BIZEPS-INFO: Danke für das Interview.

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