Wie bei James Bond

Da ich auch Fahrtechniktrainer bin, selbst Rollifahrer, immer wieder Autos und ihre Umbauten für diverse Hersteller teste, lud mich die Firma Paravan zu einem Besuch in ihrer Zentrale ein.

Rollstuhlfahrer lenkt Mercedes per Joystick
Sampl, Reinhold

Dort entsteht auch gerade ein hauseigenes Testgelände, wo Kundinnen und Kunden ohne Gefahr diverse Umbauten bei Autos testen können.

Nach zweitägigem Aufenthalt, einem tiefen Einblick in die Entwicklung und Technik des Space Drive-Systems, mehreren Testfahrten mit für bestimmte Behinderungen umgebauten Fahrzeugen sowie einem Fahrschulauto stellte ich fest: Die Technik ist alltagstauglich.

Mit einer Fernsteuerung fahren

Ein wenig bekannt war mir das alles aus dem James Bond- Film, wo der 007 Techniker „Q“ einen BMW vorstellte, der nur mit einer Fernsteuerung zu fahren war. Genau das gleiche Gefühl hatte ich, als ich mit dem Mercedes Sprinter und Joystick unterwegs war. Dieser war natürlich mit Verladerampe usw. ausgestattet.

Zuerst werden bei jedem Aspiranten die Kräfte und die Bewegungsintensitäten gemessen und per Computer ausgewertet. Auch Augen und Belastbarkeit werden überprüft. Somit stellt man sicher, dass der erforderliche Umbau perfekt auf jeden Einzelnen abgestimmt ist.

„Wie durch Geisterhand“

Die Leichtigkeit, die Bedienbarkeit mit der Joystickschaltung (für Gas und Bremse) sowie das Lenken mit dem Minilenkrad sind ein Kinderspiel. Da diese nun auch noch individuell eingestellt werden können, war meine Probefahrt mit dem Sprinter gleich ein Erfolg.

Für mich als „Para“ war es ein wenig ungewohnt die Hände vom Lenkrad zu lassen, da dieses sich wie durch Geisterhand beim Bewegen des Joysticks dreht.

Eigentlich müsste das Lenkrad nicht mehr im Auto sein, man kann das Space-Drive-System aber ausschalten, somit kann jeder andere das Auto wieder ganz normal fahren. Das System hat alles doppelt; ist also redundant ausgeführt. Dies dient der Sicherheit. Ich kannte dies bisher nur aus dem Flugzeugbau.

In der Fachsprache nennt man das wohl: „Ein digital-elektronisches x-by-wire-System, einer redundanten Antriebseinheit mit zwei parallel laufenden Servomotoren für ein TÜV-zugelassenes und extrem sicheres Fahren auf der Straße“.

Ich finde es sehr interessant, dass es in wenigen Jahren technisch möglich gemacht wurde, so ein System alltagstauglich zu machen.

Nie für möglich gehalten

Wenn man mir nach meinem Unfall 1996 gesagt hätte, man kann in ein paar Jahren ein Auto als behinderter Mensch nur mit einem Joystick fahren, hätte ich das nie für möglich gehalten.

Ich denke, dass für uns behinderte Menschen die Möglichkeit selber Auto zu fahren Selbstständigkeit und somit mehr Lebensqualität bedeutet. Natürlich ist es eine Kostenfrage solch ein Auto anzuschaffen, aber sollte man hier die Kostenfrage nicht der Lebensqualität unterordnen?

Es gibt für alles ein Für und Wider. Mein Fazit: Es ist gut zu wissen, dass es möglich ist, auch als sehr hoch gelähmter Mensch Auto zu fahren. Das war vor wenigen Jahren in dieser Form nicht möglich. Ob es für den Einzelnen Sinn macht, muss jeder für sich selber entscheiden. Es gibt diverse Förderstellen die einiges an Unterstützung einbringen können.

Die Firma Paravan plant in naher Zukunft eine Österreich Tour, bei der man diese Umbauten mit einem Fahrlehrer testen kann. Also alle die bisher noch nicht autofahren konnten, können sich melden.

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