Parlamentarische Aussprache zum Thema Stammzellen in Forschung und Therapie

Am 10. September 2007 fand auf Einladung des zweiten Präsidenten des Nationalrates, Dr. Michael Spindelegger, eine parlamentarische Aussprache zu diesem kontoversen Ethikthema statt.

Forscherin
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Die Einladung zu dieser, von ÖVP-Behindertensprecher Dr. Franz-Joseph Huainigg angeregten, Informationsveranstaltung mit Diskussionsmöglichkeit nahmen neben PolitikerInnen aller Parteien unter anderem VertreterInnen von Behindertenorganisationen, der Caritas, der Lebenshilfe und Aktion Leben wahr.

Folgende Impulsreferate sollten einen Einblick in die Thematik geben:

  • „Embryonale und adulte Stammzellen. Erwartungen und Probleme in Grundlagen-forschung, klinischen Studien und Therapie“ (Prof. Dr. Lukas Kenner, Molekularpathologe, Universität Wien und Ludwig-Boltzmann-Institut für Krebsforschung, Wien)
  • „ES-ähnliche Stammzellen aus Nabelschnurblut“ (Prof. Dr. Colin McGuckin Ph.D., University of Newcastle upon Tyne, England, Professor für Regenerative Medizin)
  • „Das therapeutische Potential adulter Stammzellen am Beispiel von Herz- und Gefäßerkrankungen“ (Prof. Dr. Bodo-Eckehard Strauer, Universität Düsseldorf, Direktor der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie)

Prof. Dr. Kenner gab eine allgemeine Einführung in die Thematik und unterlegte diese mit statistischen Daten. Er hielt fest, dass es bei der Forschung mit embryonalen Stammzellen bisher keine wesentlichen Erfolge gäbe und dass über die Misserfolge in den Medien kaum berichtet werde. Und das vor dem Hintergrund, dass embryonale Stammzellen durch künstliche Befruchtung (Zerstörung der Embryonen) oder Klonen gewonnen werden und diese Forschung daher ethisch äußerst umstritten ist. Die beiden anderen Experten gingen auf Alternativen in Forschung und Therapie mit adulten Stammzellen ein.

Prof. Dr. McGuckin berichtete über die Erfolge in der Forschung an Stammzellen aus Nabelschnurblut. Diese werden teilweise bereits erfolgreich in Therapien eingesetzt. Das Verfahren sei im Gegensatz zur Gewinnung von embryonalen Stammzellen ethisch unbedenklich, da Nabelschnurblut auch nach der Geburt eines Kindes gewonnen werden kann und daher weder die Gesundheit der Mutter noch des Kindes gefährdet ist.

Mit Hilfe dieser Stammzellen und anderer Zellen aus dem Nabelschnurblut konnten z.B. Kinder mit ihrem eigenen Nabelschnurblut schon erfolgreich gegen Diabetes behandelt werden, wodurch sie mehrere Monate ohne Insulinspritzen auskommen konnten. Weitere Anwendungsgebiete sind unter anderem Alzheimer, Parkinson, Querschnittlähmung, MS, Krebs und Immunerkrankungen. Wobei die meisten Anwendungsgebiete noch zu wenig erforscht sind und derzeit die Entwicklung von besseren Medikamenten zum Ziel haben.

Prof. Dr. McGuckin regt die Errichtung von Banken für Nabelschnurblut in allen größeren EU-Städten an und kritisiert, dass der Großteil der Forschungsmittel im Bereich Stammzellenforschung in die ethisch umstrittene Forschung an embryonalen Stammzellen investiert wird.

Prof. Dr. Strauer erläuterte die Anwendung adulter Stammzellen am Beispiel von Stammzellen aus dem Rückenmark bei Herz- und Gefäßerkrankungen. Dieses Verfahren ist ebenfalls ethisch unbedenklich. Hier gibt es beachtliche Erfolge, z.B. in der Behandlung von Herzinfarkt, wo die gezielte Anwendung von Stammzellen aus dem eigenen Körper zur Regenerierung des Gewebes führt.

Die Vortragenden stimmen darin überein, dass unbedingt mehr finanzielle Mittel in die Erforschung adulter Stammzellen investiert werden müssen.

Die Referate waren auch für wissenschaftliche Laien gut verständlich. Vom Angebot zu Rückfragen zwischen den Referaten wurde reichlich Gebrauch gemacht. Zu einer Diskussion im eigentlichen Sinn kam es nicht. Es war eine gelungene, sehr informative Veranstaltung zu diesem hochaktuellen Thema.

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