Österreich Premiere: ÖBB-„Talent“ nur mehr mit neuer Rampe

Jetzt ist sie da, die neue, funktionelle Rampe im Einstiegsbereich der ÖBB-Triebwagengarnitur "Talent"!

Talent mit neuer Rampe
Helmut Narnleitner

Die Österreich weite Präsentation fand am 18. Oktober 2007 in Linz statt. Ab nun werden alle „Talente“ standardmäßig mit dieser Rampe ausgestattet und vor allem im Regionalverkehr eingesetzt.

Die Geschichte des „Talent“ bis zu seiner Barrierefreiheit ist lang. Bereits 2003 wurden Zweifel laut, dass die neue Triebwagengarnitur von Bombardier den Ansprüchen von Barrierefreiheit entspricht: u.a. wenig Stellplatz für Rollstühle, enger Eingangsbereich, eine sehr enge Toilette und vor allem eine unbrauchbare Rampe, die Höhenunterschiede beim Einstieg überbrücken sollte.

Verhandlungen, Proteste, Testfahrten und viel Unmut bei Vertreterinnen und Vertretern von Behindertenorganisation. Besonders die ÖAR und BIZEPS dokumentierten die Mängel und forderten grundlegende Verbesserungen. Zunächst ohne großen Widerhall und gegen viele Beschönigungen.

Verhandlungschancen

Für ein Bundesland, das ja nicht unmittelbar für die Beschaffung neuer Fahrzeuge der Bundesbahnen zuständig ist, gab es vorerst wenig Einflussmöglichkeiten. Lediglich die Tatsache, dass die Landtage erhebliche finanzielle Mittel für den Ankauf und für den Betrieb der Zugsgarnituren genehmigen mussten, eröffnete Verhandlungschancen.

So wurde in Oberösterreich bereits 2004 seitens der Grünen auf die mangelnde Barrierefreiheit hingewiesen. Im Landtag konnte der Menschenrechtssprecher LAbg. Gunther Trübswasser gemeinsam mit den anderen Fraktionen erreichen, dass Zahlungen des Landes so lange zurückgestellt werden, bis eine ordnungsgemäße Rampe sowie einige andere Verbesserungen zugesagt und verwirklicht wurden.

Aufstand

Was nicht selbstverständlich ist, wurde in OÖ Ernst: Ein Bundesland probte den Aufstand gegen die Typenwahl und die Ausstattung eines neuen Zuges der Bundesbahnen. Und letztendlich mit Erfolg.

2007 wurde die neue und genehmigte Rampe des „Talent“ vorgestellt, mit der Zusicherung der ÖBB, das alle Triebwagen damit in Österreich nachgerüstet werden. Es war ein wichtiges Ziel, dass erreicht wurde und ein neues Verhältnis der Zusammenarbeit mit dem größten österreichischen Unternehmen des öffentlichen Verkehrs, den ÖBB.

Bei der Übergabe der ersten Garnituren des „Talent“ am Linzer Hauptbahnhof für den Betrieb in OÖ wurde mehrfach der Erfolg zunächst der Hartnäckigkeit und anschließend der Zusammenarbeit mit den ÖBB hervorgehoben.

Ich sagte dort: „Barrierefreiheit ist kein soziales oder gar caritatives Entgegenkommen eines Verkehrsunternehmens, sondern die Einhaltung von Menschenrechten und Grundsätzen der Nichtdiskriminierung. Ein barrierefreier Öffentlicher Verkehr für alle und ohne Ausnahme ist eine Grundforderung.“ Sie scheint von der Unternehmensführung der ÖBB auch als solche erkannt worden zu sein. Das lässt hoffen!

In Oberösterreich wird Barrierefreiheit im Öffentlichen Verkehr grundsätzlich großgeschrieben: Im neuen Gesamtverkehrskonzept, das im Jänner 2008 im Landtag verabschiedet werden soll, ist der Barrierefreiheit als Planungs- und Betriebsgrundsatz ein eigenes Kapitel gewidmet. Damit soll gesichert sein, dass sowohl im Bus- wie im Bahnverkehr, sowohl innerstädtisch wie regional, mittelfristig der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) für alle Menschen benutzbar sein wird.

„Aber die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte haben gelehrt: weiter politisch Druck machen und die Umsetzung dieser Ziele weiter vorantreiben. Gemeinsam mit allen Initiativen auf Bundes- und Landesebene“, so Klaudia Karoliny von der Selbstbestimmt Leben Initiative OÖ abschließend.

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