WCAG: Fortschritte vor allem in den klareren Formulierungen

Die Richtlinien für barrierefreies Internet wurden überarbeitet. Die nun als Entwurf vorliegenden WCAG 2.0 sind ein Fortschritt, meint Markus Ladstätter im Interview.

Markus Ladstätter
Ladstätter, Martin

Die Richtlinien W3C Web Content Accessibility Guidelines 1.0 (WCAG 1.0) wurden im Jahr 1999 veröffentlicht. Nun wird seit Jahren intensiv an einer Nachfolge gearbeitet.

Die neuen Richtlinien für barrierefreies Internet sollen technologieunabhängiger sein und die „Kriterien müssen leichter testbar werden„, kündigte Shadi Abou-Zahra vom W3C bei der Veranstaltung „Warum barrierefreies Internet?“ von „accessible media“ am 12. Oktober 2006 in Wien an.

Entwurf

Der nun vorliegende Entwurf sei ein Fortschritt und leichter verständlich, hält Markus Ladstätter im BIZEPS-Interview fest. Die Richtlinien könnten noch heuer veröffentlicht werden und so relevant für die Bewertung der Barrierefreiheit von Internetangeboten werden.

BIZEPS-INFO: Worin siehst du bei der WCAG 2.0 Fortschritte?

Markus Ladstätter: Für mich liegen die Fortschritte vor allem in den klareren Formulierungen, die einen Großteil des Interpretationsspielraumes der WCAG 1.0 beseitigen, und dadurch auch leichter verständlich sind. Es wird in den begleitenden Dokumenten sehr gut darauf eingegangen wie konkrete Lösungen aussehen könnten, als auch, wie die Richtlinien nicht zu verstehen sind.

BIZEPS-INFO: Glaubst du, dass die WCAG 2.0 besser testbar ist als die WCAG 1.0?

Markus Ladstätter: Ja, da bin ich mir ziemlich sicher, auch aus den vorher von mir genannten Gründen. Auch wenn einiges leider nicht automatisiert testbar sein wird, manuell ist es auf jeden Fall schaffbar und leichter zu realisieren als es bei den WCAG 1.0 in der Vergangenheit war.

BIZEPS-INFO: Die WCAG 1.0 aus dem Jahr 1999 hat im Bereich Multimedia wenig festgelegt, weil dies damals wegen der geringen Bandbreiten noch kein wirkliches Thema war. Ist die Barrierefreiheit von Multimedia in WCAG 2.0 adäquat berücksichtigt?

Markus Ladstätter: Das haben natürlich viele gehofft, sind doch Internetauftritte heute, im Gegensatz zu damals, weitaus vielfältiger in den Präsentationsmöglichkeiten. Das W3C hat deshalb dem Thema multimediale Inhalte sogar mehrere Punkte gewidmet, die sehr fein in den jeweiligen Schwierigkeitsstufen differenziert sind. Ich nenne hier zum Beispiel die Unterscheidung zwischen Echtzeit- und bereits vor der Veröffentlichung aufgezeichneten Inhalten.

BIZEPS-INFO: Gibt es Punkte in der WCAG 2.0, die deiner Meinung nach verbessert werden sollten?

Markus Ladstätter: Ich würde mir wünschen, dass das W3C besonders bei den Punkten der Schriftvergrößerung, die im Moment noch sehr unscharf definiert sind, noch nachbearbeitet. Ähnlich geht es mir bei ein paar anderen Punkten wie z. B. dem Zeilenabstand zwischen Absätzen, die noch zuviel Platz lassen, um sich um einzelne Punkte herum zu schummeln.

BIZEPS-INFO: Vielen Dank für das Interview.

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