Trafik für alle – Reden übers Rauchen und Rollen

Unlängst unterhielt ich mich länger mit "meinem" Trafikanten, Ercan Hazar, der sein Tabakwarenfachgeschäft in der Margaretenstraße im vierten Wiener Gemeindebezirk betreibt.

Tarik von außen mit der Aufschrift Tabak
BIZEPS

Da ich (immer noch) rauche, frequentiere ich regelmäßig und gerne seinen Laden. Auch weil mich die Atmosphäre ein wenig an Smoke erinnert, diesen wunderbaren Film aus dem Jahr 1994, in dessen Mittelpunkt ein Tabakladen in Brooklyn steht, bei dem Wayne Wang Regie führte, Paul Auster das Drehbuch schrieb und Harvey Keitel eine Hauptrolle spielt.

Nun, Wien ist nicht New York City. Aber Ercans Cigarstore ist ein kommunikativer Ort in meinem „Grätzl“, wo Alltägliches und Neues ausgetauscht wird. Diesmal plauderten wir über Barrierefreiheit und der freundliche Inhaber berichtete mir ausführlich, wie er sein kleines Geschäft vor zwei Jahren renoviert und umgebaut hatte.

Barrierefreier Tabakladen

Was mir bislang nicht bewusst war: Diese Trafik ist eine der ganz wenigen in Wien, die auch für Kundinnen und Kunden im Rollstuhl barrierefrei zugänglich und befahrbar ist. „Wir waren die ersten in dieser Branche, die das in Angriff genommen haben“, erzählt Ercan Hazar. Ein Vorhaben, das schon recht aufwändig war, so der Trafikant, sowohl baulich als auch finanziell. So musste etwa der gesamte Boden im Laden um etliche Zentimeter abgesenkt, die Stufe am Eingang beseitigt und die Schwelle rutschfest abgedeckt werden. Auch im Inneren der Trafik wurde auf Barrierefreiheit Bedacht genommen.

Regale und Verkaufsschalter sind so gestaltet, dass auch RollstuhlfahrerInnen bequem im Geschäftsraum manövrieren, die Produkte sehen oder mit dem mobilen Bankomatgerät bezahlen können.

Um den Anforderungen der Barrierefreiheit gerecht zu werden, wurde ein Architekt in die Planungsarbeiten einbezogen. Nach dem Umbau sei dann alles von Fachleuten ganz genau nachgemessen und überprüft worden, so Ercan Hazar, ob die ÖNORMEN für barrierefreies Bauen auch tatsächlich eingehalten wurden. Da dies der Fall war, konnte der Kleinunternehmer auch die Förderungen des Bundessozialamtes für derartige investive Maßnahmen in Anspruch nehmen und damit einen Teil seines Mehraufwandes für den barrierefreien Umbau abdecken. Die Kooperation mit der Förderstelle sei sehr zufriedenstellend gewesen, sagt er. „Das Bundessozialamt hat sich richtig gefreut, als wir uns gemeldet haben. Die zuständigen Fachleute waren sehr engagiert, dass wir die Förderung erhalten.“

Eigene Geschichte

Was ihn persönlich motivierte, sein Geschäft barrierefrei zugänglich zu machen, erklärt Ercan Hazar mit eigenen Erfahrungen: „Ich habe selbst eine Prothese an der Hüfte und weiß genau, was es heißt, mit Krücken unterwegs und in der Mobilität eingeschränkt zu sein. Und darum habe ich das gemacht.“ Mittlerweile habe er drei Stammkunden im Rollstuhl, die „happy“ sind, hier einzukaufen. Auch viele ältere Leute mit Gehhilfen seien froh, jetzt leichter hineinzukommen. „Aber sonst weiß das halt leider niemand, dass wir eine barrierefreie Trafik haben“, zeigt sich Ercan Hazar nicht ganz so happy über das Werbeverbot, da es gemäß Tabakmonopolgesetz den Trafikantinnen und Trafikanten untersagt ist, für ihre Geschäfte zu werben. Doch das ist eine eigene und ziemlich komplizierte Geschichte …

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