„Vergeudung von Millionenbeiträgen“ durch die ÖBB

Die ÖBB werden wegen ihres Nahverkehrsfahrzeuges "Talent" massiv in den Medien kritisiert. Der Blick ins Archiv erklärt diese Kritik der Behindertenorganisationen.

BIZEPS
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Die ÖBB zeigt sich derzeit über die umfangreiche Berichterstattung bezüglich der Probleme mit dem Nahverkehrszug Talent überrascht. Doch das Scheitern der ÖBB-Strategie war absehbar; nicht nur für Behindertenorganisationen.

Dr. Fritz Koppe – langjähriger Präsident des Österreichischen Konsumentenschutzverbands – beschäftigt sich in der Maiausgabe der Zeitschrift „Gewinn“ aus dem Jahr 2004 mit dem Thema barrierefreies Bauen am Beispiel der ÖBB.

„Weil der Artikel prophetisch war, haben wir ihn abgedruckt“, erinnert Martin Ladstätter, Mobilitätsexperte im Behindertenberatungszentrum BIZEPS. Wir berichteten darüber. Hier nochmals die Kernaussage des Artikels:

„Die Infrastrukturfirma der ÖBB investiert Millionen, um diese Mängel zu beseitigen“, erläutert Koppe, der es befremdlich findet, dass „eine andere Firma der ÖBB, die für den Personenverkehr zuständig ist, diese Bemühungen geradezu boykottiert. Fehlinvestitionen beim Kauf neuer Zuggarnituren und der Stopp der Anpassung bestehender Waggons an die Erfordernisse der Barrierefreiheit machen manche Investitionen der Infrastrukturfirma wertlos und führen zur Vergeudung von Millionenbeiträgen“.

ÖBB hält an der falschen Entscheidung fest

„Wer glaubt, dass die ÖBB aus den Diskussion der letzten Jahre die richtigen Schlüsse gezogen haben, der irrt“, stellt Ladstätter fest. Der Geschäftsbericht der ÖBB hält unter dem Titel „Alles für unsere Kunden“ dazu auf Seite 40 fest: „51 Talent-Garnituren wurden 2007 in Betrieb genommen.“ und auf Seite 76 wird ausgeführt „Zudem werden im Jahr 2008 weitere 15 Talent-Garnituren eingesetzt“.

Norwegen zeigt wie es geht

„Der Nahverkehrszug Talent in der bestehenden nicht barrierefreien Ausführung ist das Ergebnis der Unfähigkeit der früheren ÖBB-Führungsriege“, führt Ladstätter aus.

Immer wieder wurde in der Vergangenheit auf das Beispiel Norwegen verwiesen. Dort wurden auch Talent-Fahrzeuge angeschafft. Doch, im Unterschied zu Österreich, mit einer Einstiegshilfe für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer, die auch ein Zusteigen auf niedrigsten Bahnsteigen erlaubt.

Der Railjet wird besser

Der neue Fernverkehrszug Railjet gehe in wenigen Monaten in Betrieb, kündigen die ÖBB an. „Die so genannte ‚Konzernkoordination Barrierefreiheit‘ war bei der Planungsphase des Railjet nicht anwesend, sondern wir konnten direkt und ohne Reibungsverluste mit den Experten der ÖBB-Personenverkehr AG Lösungen erarbeiten, die wahrscheinlich neue Maßstäbe bezüglich Barrierefreiheit im Fernverkehr setzen werden“, hofft Ladstätter abschließend.

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