Tötungsanstalt Hartheim – Euthanasieprogramm der Nazis

Das von Brigitte Kepplinger, Gerhart Marckhgott und Hartmut Reese in Neuauflage herausgegebene Buch "Tötungsanstalt Hartheim" über die Euthanasieanstalt in der oberösterreichischen Gemeinde schließt eine Forschungslücke. Eine Buchvorstellung.

Buchtipp: Tötungsanstalt Hartheim
Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim

Im oberösterreichischen Schloss Hartheim wurden im Rahmen von NS-Euthanasieprogrammen zwischen 1940 und 1944 mehr als 30.000 Personen ermordet. Zu den Ermordeten zählten behinderte und kranke Menschen sowie Häftlinge aus Konzentrationslagern. Die Tötungen erfolgten mit Kohlenmonoxid.

Die wissenschaftliche Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vernichtungsaktionen von als „lebensunwert“ eingestuften Menschen war bzw. ist schwierig, da diese Programme streng geheim gehalten und deren Spuren systematisch getilgt wurden. Auch Archive mit Dokumenten zu diesem Thema öffneten oft erst in den 1990er Jahren ihre Tore. Im Vorwort der Herausgeber heißt es, das zentrale Bestreben des Bandes sei es, ausgehend von den Vorgängen in Hartheim selbst, eine Darstellung und Analyse des Ablaufes der „Aktion T4“ in der „Ostmark“ und darüber hinaus zu liefern.

Dies ist in ausgezeichneter Weise gelungen, da auch die Nachfolgeaktionen Erwähnung finden. In 19 Beiträgen wird auf 603 Seiten die historische Entwicklung der NS-Euthanasieprogramme dargestellt, den Schwerpunkt bildet die so genannte „Aktion T4“. Namensgebend für dieses Todesprogramm war die Adresse der Berliner Bürozentrale, eine Villa in der Tiergartenstraße 4.

Im ersten Beitrag des Buches verweist Wolfgang Neugebauer auf die massive Ablehnung der Aktion T4 in Teilen der Bevölkerung, deretwegen diese 1941 eingestellt wurde. Die Euthanasiemorde gingen trotzdem weiter. Irene Leitner wirft in ihrem Aufsatz die Frage des Wissens der Bevölkerung um die Euthanasiemorde auf. Florian Schwanninger stellt das Projekt „Gedenkbuch Hartheim“ vor. Dabei geht es darum, den 30.000 bisher anonymen Opfern von Hartheim ihre Namen und damit ihre Geschichte wiederzugeben. Bisher wurden mehr als 20.000 Opfernamen ermittelt.

Es würde den Rahmen dieser Buchvorstellung sprengen auf alle 19 Buchbeiträge einzugehen. Nur so viel: Jeder enthält gut verständliche Darstellungen und Analysen zu den Euthanasiemorden – Schwerpunkt Hartheim – während des NS-Regimes.

Bewertung daher: Sehr lesenswert.

Brigitte Kepplinger, Gerhart Marckhgott, Hartmut Reese (Hg.): Tötungsanstalt Hartheim.- Linz 2008, zweite überarbeitete u. stark erweiterte Auflage (Reihe: Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus – Band 3); Verlag: Oberösterreichisches Landesarchiv; ISBN 978-3900313890; 603 Seiten. Preis: Euro 30.—

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Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim
Schlossstraße 1
A-4072 Alkoven
Tel.: 07274 / 6536-546
Fax: 07274 / 6536-548
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