Österreichischer Gehörlosenbund übt Kritik an bisheriger Bildungspolitik

Recht auf Gebärdensprache - bilinguale Schulmodelle sind ein Muss

Helene Jarmer
ÖGLB

Dass Unterrichtsministerin Schmied nun endlich auf die längst überfällige Anpassung österreichischer Bildungsmodelle für gehörlose Kinder reagiert, ist zu befürworten, kommt jedoch eindeutig zu spät.

10.000 gehörlose Menschen leben in Österreich – davon rund ein Drittel Kinder. Die bis dato unhaltbare Bildungssituation hat sich auch nach der pro-forma-Novellierung des Sonderschullehrplans für gehörlose Kinder 2008 nicht wesentlich verbessern können. An fünf von sechs Bildungseinrichtungen für Gehörlose österreichweit ist die seit 2005 verfassungsrechtlich anerkannte Österreichische Gebärdensprache nicht Unterrichtssprache. Das bedeutet, dass die Kinder mittels Lippenablesen dem Unterricht folgen müssen. Verhandlungsbestrebungen seitens des Österreichischen Gehörlosenbundes scheiterten an dem mangelnden Verständnis der zuständigen Behörden für die Bedürfnisse der betroffenen Kinder.

Helene Jarmer, Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes, kämpft seit über einem Jahrzehnt für das „Recht auf Sprache“ für gehörlose Kinder: „Kindern ein Menschenrecht zu verwehren ist schon skandalös, aber das Potenzial der Betroffenen derart zu unterfordern und ihnen somit ihre Zukunft zu rauben, ist ein Armutszeugnis für eine Demokratie.“

Die einzige Lösung laut Jarmer: „eine eindeutige Festschreibung von bilingualem Unterricht im betreffenden Sonderschullehrplan und die Implementation von einem Maximum an Gebärdensprachunterricht für die zuständigen PädagogikstudentInnen in Ausbildung.“

Dass nun ein Einlenken seitens des Unterrichtsministeriums passiert, grenzt hinsichtlich der bisherigen Haltung „an ein Wunder“, so Jarmer, denn „es ist Zeit für eine Veränderung, die schon mit der Anerkennung der ÖGS fällig gewesen wäre.“

Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich
Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich