Tourismus für Alle ?!

Unter dem Titel "Tourismus für Alle" haben das Wirtschaftsministerium und die Wirtschaftskammer eine lesenswerte Broschüre herausgegeben, die sich an die Tourismus- und Freizeitwirtschaft wendet.

Broschüre: Tourismus für Alle
BMWA

Im EU-Raum sind nur 1,5 % (!) der Gastronomiebetriebe, 5,6 % der Unterkünfte und 11,3 % der Sehenswürdigkeiten zumindest rollstuhltauglich. In der EU leben 127 Millionen Menschen, die in ihrer Mobilität und Aktivität eingeschränkt sind.

Und laut dem „Bericht der Bundesregierung zur Lage der Menschen mit Behinderungen in Österreich 2008“ sind rund 13 % der österreichischen Bevölkerung mobilitäts-, 4 % seh- und 2,5 % hörbehindert.

Alleine diese Zahlen zeigen die Bedeutung des Bereichs auf. Eines Bereichs, der nach wie vor im Dornröschenschlaf liegt, wo Nichtwissen und Fehlinformationen an der Tagesordnung sind und wo die Öffentliche Hand, aber auch die Wirtschaft bisher – von einigen Ausnahmen abgesehen – kläglich versagt haben.

Maßnahmen überwiegend unter dem Mitleidsaspekt

Mit dem Ergebnis, dass nach wie vor dilettantisch vorgegangen wird und gelegentlich gesetzte Maßnahmen überwiegend unter dem Mitleidsaspekt und durch die soziale Brille gesehen werden – Motto: „Wir sind ja so aufgeschlossen“.

Die Herausgeber der Broschüre sehen Barrierefreiheit zwar durchwegs (noch) nicht als ein Menschen- oder Bürgerrecht an, aber immerhin ist ihnen bewusst, dass Barrierefreiheit ein wichtiges ökonomisches Element und eine Chance für die gesamte Tourismusbranche ist und somit auch den Wirtschaftsstandort Österreich stärkt sowie eine nachhaltige Tourismusentwicklung fördert.

Also Einsicht durch die Hoffnung auf steigende Umsätze – immerhin die zweitbeste Lösung und vielleicht wirklich der nachhaltigere Ansatz in einem Land, in welchem der Wert und das Ansehen der Menschenrechte gegen Null hin tendiert.

Das Nachschlagewerk könnte nun – verbunden mit konkreten Informationsveranstaltungen und einer lückenlosen Betreuung und Kontrolle bei Neu- und Umbauten – die Basis für eine positiven Wandel in diesem Sektor sein. Das Mindeste für den Anfang wäre aber, dass jeder Tourismusbetrieb ein Exemplar mit der dringenden Aufforderung zum intensiven Studium des Inhalts von der Wirtschaftskammer ausgehändigt erhielte.

Themen der Broschüre

Folgende Themen werden behandelt:

  • warum Barrierefreiheit?
  • rechtliche Bedingungen
  • Fördermöglichkeiten
  • das kann die Planung Ihres Umbaus erleichtern
  • einfache Mittel – große Wirkung
  • barrierefreier Internetauftritt und
  • Adaptierungsbeispiele.

Sehr lehrreich sind die insgesamt 11 „Best Practice“-Beispiele für barrierefreie Adaptierungen, sowohl bei bestehenden Baulichkeiten als auch bei Neubauten. Überwiegend handelt es sich um Hotelbauten, aber es wird auch ein Beispiel eines Lern- und Gedenkortes, eines Veranstaltungsortes, eines Museums und eines Tagungszentrums dargestellt.

Es ist spannend zu sehen, welches riesengroße Potential für positive Veränderungen tatsächlich vorhanden ist, wenn sich nur alle Beteiligten wirklich bemühen und dass diese Vorhaben auch von der Öffentlichen Hand gefördert werden.

In diesem Zusammenhang ist einmal mehr auf die Förderung sogenannter „Investiver Maßnahmen“ durch das Ministerium hinzuweisen, die über das Bundessozialamt beantragt werden kann: Durch diese Maßnahmen, die bedauerlicherweise noch immer viel zu wenig bekannt sind, können bestehende Objekte gefördert werden, wenn ihre barrierefreie Zugänglichkeit dadurch erreicht wird.

Bestellungen

Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend, Tel 01 / 71100-5598 oder auf der Homepage des Ministeriums.

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