Unterrichtsministerin Claudia Schmied muss sparen. Beim Personal ging es nicht, also macht sie die Abstriche bei den Rechten der Schüler.
In der Schwergewichtsklasse, im Fight gegen den „Steher“ Fritz Neugebauer ohne Chance, wechselte die forsche Ministerin nun Gewichts- und Altersklasse.
Kinder sind nun der Konterpart, an dem Schmied Sparwillen und Umsetzungskraft demonstriert. Ihre Aussichten sind gut, hat sie sich doch nicht irgendwelche Kinder ausgesucht, sondern die blinden und hörbehinderten unter ihnen und jene, die ihr halbhoch im Rollstuhl gegenüber-sitzen.
Eine gemeinsame Schule für alle war ihr Reformanliegen. Jetzt, wo es eng wird, müssen – erraten – die „Behinderten“ wieder mal auf bessere Zeiten warten. Im Budgetausschuss sagte die Ministerin, sie werde die ihr fehlenden Mittel bei der gesetzlich vorgeschriebenen, barrierefreien Ausstattung der Schulen einsparen.
Das Muster kennt man: Erst muss es den Banken, der Autoindustrie, erst muss es allen anderen gut gehen. Dann können wir schauen, was „für die Schwächsten der Gesellschaft“ übrig ist. Denn dann, ganz sicher, werden wir total sozial. Pech für jene, die heute in die Schule gehen sollen!
Die Ignoranz gegenüber gültigem Recht (von UN-Konvention bis zum Gleichstellungsgesetz) ist man ja leidvoll gewohnt. Das gilt für Sonntagsreden, für Parteiprogramme, fürs sanfte Einschlafen aller Beteiligten. Durch welche Schule ging, wer das alles glaubt?
Fantasielosigkeit und Reflexartigkeit des aktuellen Krisenmanagements
Was wirklich deprimiert, sind die Fantasielosigkeit und Reflexartigkeit des aktuellen Krisenmanagements. Die alte Autoindustrie steht, wenn nicht am Ende, so doch an einem Wendepunkt ihrer Geschichte? Einerlei! Wir buttern ohne steuernde Auflagen frisches Geld in alte Strukturen, bedienen alte Seilschaften.
Dafür sparen wir bei Barrierefreiheit, einem idealen Feld für Investitionen (und das ist nur ein Beispiel für viele):
- arbeitsplatzwirksam, weil mit Aufträgen für viele Firmen vor Ort verbunden
- zielorientiert, weil ganz im Sinn der aus guten Gründen erlassenen (oben genannten) Gesetze und Konventionen und
- langfristig Ressourcen sparend, wie sich gut am öffentlichen Verkehr zeigen lässt. Viele teure Fahrten mit dem „Behinderten“-Taxi wären unnötig, hätten wir genug barrierefreie Öffis.
Veritable Krise „nicht vergeuden“
Überkommenes in Frage stellen? Zukunft gestalten? Nicht mit uns! Wir tradieren lieber alte (Sonder-)Systeme. Hilft wenig, verändert nichts, tut aber erst viel später weh.
Wann sonst ist Zeit für jene systemverändernden Reformen, die wir in den angeblich guten Zeiten nicht angingen? Man sollte so eine veritable Krise „nicht vergeuden“, meinte Hillary Clinton. Leider ist sie nicht Unterrichtsministerin in Österreich.