100 Jahre Kino: Neue Diskriminierungen in Wiener Kinos

Bei der Viennale 1995 liegen Erfolg und Mißerfolg nahe beieinander.

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Viennale

Viennale 1994:

Sie überraschte mit ihren Maßnahmen mit denen, innerhalb weniger Wochen, drei der Viennale-Kinos auch für RollstuhlfahrerInnen zugänglich gemacht wurden.

Viennale 1995:

Wie schon im Vorjahr ist das Stadtkino mit Treppenlift zugänglich, das Metrokino mit Rampe, Gegensprechanlage und WC. Das Gartenbaukino wurde jetzt durch die KIBA mit einem Treppenlift ausgestattet. Die Urania hat heuer nicht einmal die behelfsmäßige Rampe vom Vorjahr geschafft.

Seit Februar wurde an drei dauerhaften Adaptierungsvarianten für das Urania Kino gearbeitet. Bürokratische Hürden und das Warten auf Zusagen von Sponsoren verhinderte die zeitgerechte Realisierung. Die Behelfslösung für die Urania ist ein Treppenkuli, der für Elektrorollstühle nur bedingt bis gar nicht zu gebrauchen ist. Das Künstlerhauskino war wieder nicht bereit, entsprechende Maßnahmen zu setzen.

In der Praxis sind somit nur 25 Filme (35%) des Hauptprogrammes in einwandfrei zugänglichen Spielstätten zu sehen. 46 Filme (65%) des Hauptprogrammes werden in nicht adaptierten Spielstätten vorgeführt. Es wird somit allen filminteressierten Menschen im Rollstuhl die Teilnahme am überwiegenden Teil des Programmes verwehrt.

Die einzige Lösung kann nur sein, die öffentlichen Förderungen der Viennale (z. B. 12 Mio. der Gemeinde Wien) per Gesetz an Maßnahmen zu binden, die die Zugänglichkeit für alle Menschen ermöglicht. Auch andere Sponsorengelder (z. B. Wr. Städtische Versicherung) dürfen keine Veranstaltungen unterstützen, die Menschen diskriminieren.

Die notwendigen Maßnahmen zur Adaptierung hätten 2 % maximal 3 % der gesamten Fördermittel ausgemacht.

Seit Februar 1995 ist das neue Wiener Veranstaltungsstättengesetz in Kraft. Dadurch, daß keine Fristen für Adaptierungen festgesetzt wurden und es keine Regelungen für solche temporäre Veranstaltungen gibt, könnten bestehende Spielstätten erst in Jahrzehnten oder Jahrhunderten benützbar sein.

Die SPÖ als „treibende Kraft“ verhinderte, daß Adaptierungen für behinderte Menschen Grundbedingung für öffentliche Förderungsmaßnahmen sind. Es darf keine Veranstaltungen mehr geben, die einen Teil der Gesellschaft aussperren und damit diskriminieren!

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