Viele Jahrzehnte hat Dr. Egon Prinz, Ehrenpräsident und Senatspräs. d. OLG i.R., den Verein Lebenshilfe Wien in verantwortlichen Funktionen mit aufgebaut und seine Expertise zugunsten von Menschen mit intellektueller Behinderung und deren Familien nutzbringend zur Verfügung gestellt. Nun ist er im 88. Lebensjahr verstorben.

„Allein kann man etwas erreichen, gemeinsam kann man viel erreichen!“
Dieses persönliche Zitat belegt, dass sich Dr. Egon Prinz nicht als Einzelkämpfer, sondern als Team-Player gesehen hat. 1967 wurde seine Tochter mit schwerer Behinderung geboren, 1969 trat er mit seiner Frau der Lebenshilfe Wien als Mitglied bei.
Früh startete er sein Engagement für und mit anderen Angehörigen, vor allem gemeinsam mit Dr. Walter Eigner, der 1977 erster Geschäftsführer wurde. Dr. Prinz trat 1972 in den Vorstand ein und wurde 1975 Vize-Präsident, 1977 geschäftsführender Vize-Präsident und 1987 Präsident.
Seine aktive Vorstandstätigkeit sollte bis 1994 andauern, als ihn ein Herzinfarkt zum Kürzertreten zwang. In seine Amtszeit als Präsident fiel der Höhepunkt des Werkstätten- und Wohnausbau-Programms der Lebenshilfe Wien, welches bis 1994 bereits acht Wohnhäuser und acht Werkstätten umfasste.

Neben der Obsorge gemeinsam mit seiner Frau Rosa Prinz für drei Kinder, darunter die Tochter mit Behinderung, und dem Ehrenamt bei der Lebenshilfe Wien startete Dr. Prinz eine erfolgreiche Karriere im Justizwesen, die ihn von Richterposten in mehreren Bundesländern bis zum Senatspräsident des Oberlandesgerichts Wien führte.
Von seiner exzellenten Fachkenntnis und seiner akribischen, analytisch brillanten Arbeit, aber auch von seiner prägnanten Rhetorik, profitierte auch die Lebenshilfe Wien und der Dachverband Lebenshilfe Österreich, bei der er jahrelang Wien als Delegierter vertreten hat.
Als „Sternstunde“ seiner Behindertenpolitik gilt zu Recht sein Anruf Ende der 1970er-Jahre beim damaligen Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky persönlich, der letztlich dazu führte, dass die erhöhte Familienbeihilfe auch für Vollwaisen erhalten blieb! Diese lebenslange Sozialleistung ist bis heute ein wesentlicher Einkommensbestandteil von erwerbsunfähigen Vollwaisen in ganz Österreich.
Sein Intellekt war an Paragrafen orientiert, sein Herz schlug aber für die Anliegen betroffener Angehöriger. Seine gut besuchten Infoveranstaltungen zu Themen wie Erwachsenenschutzrecht, finanzielle Hilfen und Testament/Erbschaft waren legendär, auch in späteren Jahren.
Neben rechtlicher Beratung von Angehörigen brachte er sich auch bei juristischen Stellungnahmen zu Gesetzesentwürfen und OGH-Urteilen prägnant ein. Dem Verein diente er von 2003 bis 2009 als Beirat für die Geschäftsführung und den Vorstand.
Anschließend zog er sich ins Privatleben zurück und genoss das Familienleben mit Frau, Kindern, Enkelkindern und Hund. Dem aktiven Tennissport blieb er bis ins hohe Alter treu.
Am 11. Jänner 2025 ist er im 88. Lebensjahr infolge eines tragischen Feuerunfalls ums Leben gekommen.
Er wird allen, die ihn kannten, als ein stets um Objektivität und Abwägung verschiedener Standpunkte bemühter, engagierter Kämpfer für Behindertenrechte in Erinnerung bleiben, der aber auch sehr emotional werden konnte, wenn ihm eine Sache besonders wichtig war.
Danke, Herr Dr. Egon Prinz, für Ihr segensreiches Wirken all die Jahre hinweg, wir werden Ihnen stets ein ehrendes Andenken bewahren!
Siehe: Pate
Germain Weber,
29.01.2025, 12:32
Mit Egon Prinz verliert Österreich einen frühen, ehrlichen Fürsprecher und erfolgreichen Mitkämpfer für Chancengerechtigkeit und sozialrechtliche Absicherung für Menschen mit Behinderung. Mein tiefes Mitgefühl ergeht an seine hinterbliebenen Familienmitglieder.
Germain Weber
(Präsident der Lebenshilfe Österreich 2004-2022)