Erst im November 2019 wurde die Postfiliale in der Hauffgasse im 11. Wiener Gemeindebezirk neu eröffnet. Trotz entsprechender Regelungen im Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz ist die Barrierefreiheit nicht gegeben.
Betrachtet man die Postfiliale in der Hauffgasse 3 – 5 im 11. Wiener Gemeindebezirk, so weist diese gleich mehrere problematische Punkte auf, was die Barrierefreiheit betrifft.
Elisabeth Udl arbeitet als Geschäftsführerin für den Verein „Ninlil – Empowerment und Beratung für Frauen mit Behinderungen“. Dieser befindet sich im selben Gebäude wie die Postfiliale.
Von BIZEPS im Hinblick auf die Barrierefreiheit der Filiale befragt, teilt Udl Folgendes mit: die Probleme würden schon bei der Eingangstür beginnen. Diese sei nämlich nicht klar erkennbar. Wenn sie geschlossen ist, so Udl, könne man nicht erkennen, dass nur der rechte Flügel die eigentliche Tür und der linke Flügel kein Teil der Schiebetür ist, sondern eine Glaswand.
„In Kombination damit, dass diese Tür nur über eine kleine Rampe erreichbar ist, ist das besonders für RollstuhlfahrerInnen und Menschen mit anderen Gehbehinderungen geradezu eine Schikane“, meint Udl.
Außerdem führt Udl weiter aus, sei die Rampe hinter der Schiebetür mit einem dunkelgrauen Teppich abgedeckt. Dadurch sei kaum erkennbar, welche Teile abgeschrägt und welche Teile eben sind. Udl findet, dass hier eine optische Trennung zwischen ebenen und abgeschrägten Flächen dringend notwendig sei.
Die nächste Schwierigkeit ist das Blindenleitsystem. Zwar gibt es eines, doch dieses ist schon nach wenigen Zentimetern von einer Schmutzfang-Matte verdeckt.
Als weitere Hürde sieht Udl das Ticketsystem. An der Säule, an der eine Nummer gezogen werden muss, ist der Bildschirm zu hoch angebracht. Daher sei das System für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer nicht nutzbar. Auch gebe es keine Audio-Ausgabe. Das mache das System, so Udl, auch für Menschen mit Sehbehinderung ungeeignet. Außerdem stelle es für Menschen mit Lernschwierigkeiten eine Hürde dar, da das System zu komplex sei.
Auch ÖZIV weist Post auf Mängel hin
Elisabeth Udl ist mit ihrer Kritik an der Postfiliale nicht allein. Erika Plevnik, Geschäftsführerin des ÖZIV – Bundesverband für Menschen mit Behinderungen teilt auf Nachfrage von BIZEPS mit: „Der ÖZIV hat die Post schon über die Mängel in der Filiale Hauffgasse informiert.“
Dies ist besonders bemerkenswert, weil die Post gerne auf die angeblich kontinuierliche Zusammenarbeit mit dem ÖZIV verweist. Und nun eröffnete man quasi direkt unter den Büros der Kooperationspartners im Jahr 2019 eine nicht barrierefreie Filiale.
BIZEPS fragte daher bei der Post AG nach, ob die Barrieren im Eingangsbereich (Auffindbarkeit, Vorraum, …) bekannt sind und ob diese umgehend beseitigt werden.
„Dazu gibt es in den nächsten Tagen ein Expertengespräch mit dem ÖZIV, dem wir nicht vorgreifen wollen“, erläutert Michael Homola, Pressesprecher Österreichische Post AG, am 25. Februar 2020 gegenüber BIZEPS.
Die Post hält sich also, was die Beseitigung der neuerrichteten Barrieren betrifft, noch bedeckt.
Peter Noflatscher
03.09.2020, 11:25
Wir vom ÖZIV hatten neulich eine Vor-Ort-Begehung mit einem Vertreter der Post und haben die Mängel beim Filialeingang nochmal besprochen. Seitens der Post wurde signalisiert, die Mängel beim Eingang der Filiale beheben zu wollen.
Wir sind jedenfalls gespannt…
P. Meia
05.03.2020, 09:59
Am Foto ist deutlich eine rechtwinkelige Stufe zu erkennen – diese Barriere ist gleich zu beseitigen – abschrägen… „Ein inklusives Miteinander bedeutet inklusives Denken“.
Klaudia Karoliny
29.02.2020, 13:26
Leider ist das nicht nur in Wien so mit der Post, sondern auch in Linz und sicher nicht nur dort! Das mit den Tickets, die zu ziehen sind, führte jedenfalls schon einmal zu einer Schlichtung, die halt leider nur in einer Einzelfall-Lösung endet und das Gesamtproblem nicht aus der Welt schafft. Das ist auch das Dilemma mit unserem nach wie vor zahnlosen Bundes-Behinderten-Gleichstellungs-Gesetz
Martin Mair
29.02.2020, 12:28
Nach 1000 Jahre Österreich, wird mensch sich doch noch in Geduld üben können … ;-)
Die Menschenrechte, insbesondere das Recht auf FREI gewählte Arbeit, sind immer noch vielen fremd …