Wir bringen hier den vollständigen Leserbrief.
Julia Seidl (Falter) wandte sich im Falter 48/13 unter dem Titel „Ist das noch Mitleid oder schon Diskriminierung, liebe Agentur?“ an die Agentur „Demner, Merlicek und Bergmann“.
Dr. Harry Bergmann von Demner, Merlicek und Bergmann nahm dazu im Standard-Interview Stellung und antwortete auch dem Falter. Hier sein Text:
Leserbrief an den Falter
Seit mehr als 15 Jahren engagieren sich Demner, Merlicek und Bergmann für die Aktion „Licht ins Dunkel“. Jahr um Jahr entstehen – unter Mithilfe namhafter Regisseure, Kameraleute und Filmproduzenten – Filme, denen es immer wieder gelingt, sowohl emotional als auch – im Sinne des Spendenaufkommens – funktional zu reüssieren.
Wir machen das alle ohne Honorar, dafür mit umso mehr Herzblut und vor allem Demut all jenen gegenüber, die durch Behinderung und Armut vom Schicksal doppelt geschlagen sind.
So weit so gut. Wären da nicht der diesjährige Film und die Politik. Genauer gesagt die Behindertensprecher der ÖVP und der Grünen, und einer kleinen Schar von fleißig mailenden, bloggenden und postenden Gleichgesinnten.
In dem Film träumt ein behinderter Bub, im Kreise seiner Freunde, einmal Fußballspieler zu werden, und sein kleinerer Bruder davon, gleichzeitig fünf Ärzte zu sein, um – in seiner kindlichen Vorstellung – dem Älteren dabei zu helfen, dessen Traum näher zu kommen.
Ein Film über Liebe, Hoffnung, Solidarität, Verantwortung, Beistand all das, was die „Gesellschaft der Erwachsenen“ von der „Gesellschaft der Kinder“ lernen kann, bei denen es (noch) wenig Unterschied macht, ob man behindert ist oder nicht.
Das ist aber nicht das, was die „Interessenvertreter“ der Behinderten in diesem Film sehen wollen: Die wollen den behinderten Buben als „hilfsbedürftiges Armutschkerl“ dargestellt sehen und den kleinen Bruder überhaupt als Ausbund der Political Incorrectness (nur ja kein Mitleid, nur ja keine falschen Hoffnungen als ob Hoffnung überhaupt jemals falsch sein könnte).
Denn nur wenn man den Film so sieht, verstößt er gegen das oberste Ziel des Behindertenverbandes: die Inklusion der Behinderten in der Gesellschaft.
Dummerweise ist aber der Film das genaue Gegenteil. Der Bub ist in der Gruppe seiner Freunde voll inkludiert. Und so wird die schäumende Kritik unschwer als das entlarvt, was sie in Wirklichkeit ist: Politik. Man fragt sich nur für bzw. gegen wen?
Denkt man die krause Logik dieser Politik weiter, dann sind Spenden – bei fundamentalistischer Auslegung der Inklusion – gar nicht erwünscht. Sie sind Almosen. Almosen, die die Würde des Spendenempfängers herabsetzen. Ob das die Betroffenen, in Not befindliche oder geratene Behinderte, auch so sehen, ist zu bezweifeln.
Bleibt noch die seltsame Rolle des Falter in diesem – wie er selbst sagt – „Aufruhr“. Der kleine Artikel erschien in einer Kolumne, die – so bezeichnend – mit „Verführungskolumne“ übertitelt ist. Da kann man den „bösen Werbern“ wöchentlich eine auflegen und der Applaus der (immer gleichen) Galerie ist einem sicher.
Aber – liebe Falter-Redaktion – wenn Sie schon fragen: „Ist das noch Mitleid oder schon Diskriminierung, liebe Agentur?“, dann sei Ihnen auch eine Antwort gegönnt: Es ist keines von beidem, es ist die Freude zu helfen und der Stolz, dazu immer wieder eingeladen zu werden.
Dr. Harry Bergmann
(Mit freundlicher Genehmigung der Demner, Merlicek und Bergmann.)