aktion leben: Über 30.000 tiefgekühlte Embryonen in Österreich!

Mit mehrmonatiger Verspätung veröffentlichte „Gesundheit Österreich“ erstmals die gesetzlich vorgeschriebene Statistik zur Samen- und Eizellspende sowie zur Präimplantationsdiagnostik.

aktion leben österreich Martina Kronthaler
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Drei Jahre nach Inkrafttreten des Fortpflanzungsmedizingesetzes erfährt die Öffentlichkeit nach wie vor zu wenig, kritisiert aktion leben österreich. „Aber das Wenige gibt Anlass zur Sorge: In Österreich werden derzeit über 30.000 Embryonen tiefgekühlt gelagert!“

Unter dem Titel „Statistik gemäß § 21 FMedG“ veröffentlichte die Bundesstelle „Gesundheit Österreich“  mit Monaten Verspätung die gesetzlich vorgeschriebenen Daten zu Samen- und EIzellspende sowie zur Präimplantationsdiagnostik (PID). Damit sollte erstmals eine Beurteilung der 2015 eingeführten Eizellenspende sowie der PID möglich sein. Diese bleibt die Statistik allerdings weitgehend schuldig, stellt der unabhängige Verein aktion leben österreich fest. 

30.238 eingefrorene Embryonen  

So mangelhaft die Informationen der Statistik sind, so wurde zumindest erstmals die Zahl der gelagerten tiefgefrorenen Embryonen bekanntgegeben. „Derzeit sind 30.238 sogenannte entwicklungsfähige Zellen eingefroren – das entspricht fast der Einwohnerzahl von Feldkirch“, erklärt Martina Kronthaler, Generalsekretärin der aktion leben.

Das ist die Zahl, die sich in zehn Jahren angesammelt hat. Nach dieser Frist müssen die jeweiligen Embryonen vernichtet werden. Kronthaler betont: „Es handelt sich um embryonale Menschen. Die hohe Zahl zeigt, dass die Problematik der überzähligen Embryonen bisher vernachlässigt wurde und völlig ungelöst ist.“

Wie viele Kinder werden nach Eizell- und Samenspenden geboren?

Martina Kronthaler benennt entscheidende Lücken in der Datenerhebung: „Wir erfahren, wie oft fremde Samen und Eizellen verwendet wurden. Wir erfahren aber nicht, wie oft danach ein Kind geboren wurde. Es gibt keine Verknüpfung von Anwendung und Geburten obwohl die Fristen dies ermöglichen würden.“

Gesundheitliche Probleme der schwangeren Frauen und der Kinder würden ebenfalls nicht erfasst. „Das heißt: Die Statistik ist völlig ungenügend, um die Eizellspende hinsichtlich ihres Nutzens und hinsichtlich ihrer Risiken für Spenderinnen, Empfängerinnen und Kinder beurteilen zu können“, fasst Kronthaler zusammen. 

Zur Qualitätskontrolle der PID ungeeignet

Dasselbe Bild ergebe sich bei der PID: Sie wurde 55 mal angewandt, um die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu erhöhen. Aber die Statistik verrät nicht, ob es danach zu einer Schwangerschaft gekommen ist. 20 Mal wurde die PID aufgrund der genetischen Disposition der Eltern, eine schwerwiegende Erkrankung weiterzugeben, durchgeführt.

Die bewilligten Krankheiten nennt die Statistik, aber nicht, wie oft die einzelnen Tests angewandt wurden, wie viele Embryonen untersucht wurden, wie viele im Zuge des Verfahrens  zerstört wurden etc..

„Unter dem Strich muss man festhalten: Zur Qualitätskontrolle des neuen und umstrittenen Verfahrens der PID ist die Statistik unbrauchbar“, sagt die aktion leben-Generalsekretärin.  

Paare mit Kinderwunsch über Risiken informieren

Einmal mehr betont der Verein, dass einerseits die Statistik verbessert werden müsste. „Und zum anderen brauchen wir dringend eine wissenschaftliche Erforschung der Risiken, die Mutter und Kind bei einer IVF und die Frauen mit Eizellspenden eingehen“,  bringt Kronthaler die Forderungen der aktion leben ein. 

Es sei nicht tragbar, dass Paare mit Kinderwunsch völlig uninformiert über die Risiken und Folgen von Techniken der Fortpflanzungsmedizin für die Frauen und die Kinder bleiben.

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4 Kommentare

  • Infolge der Hysterektomie ist es für mich leider abgesagt, schwanger zu werden und das Baby selbst zur Welt zu bringen. Deshalb waren wir gezwungen, irgendwelchen Ausweg zu finden. Und das haben wir ja nämlich gemacht. Die Leihmutterschaft in der Ukraine wurde zur Lösung des Problems. Bereue ich diese Entscheidung? In gar keinem Fall! Würde ich nochmals diese Option in Anspruch nehmen? Ganz gewiß!

    • Leihmutterschaft ist eine recht schwierige Entscheidung. Um dieses Verfahren in Anspruch zu nehmen, muss man schon ganz verzweifelt sein und keinen anderen Ausweg mehr sehen. Es war genau unser Fall. Doch bevor wir uns für LM in der Ukraine entschieden haben, wagten wir sehr lange alle Für und Wider ab. Schwere Zeit… Es gibt aber kein Leid ohne Freude. Zum Glück wurden wir jedoch zum Kind verholfen. Durch eine Sendung haben wir nämlich über ein ukrainisches Ki-Wu Zentrum erfahren, wo LM merkwürdigerweise sehr angefragt von Europäern ist.

  • Mit den heutigen Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin kann man mit eiserner Stirn sagen, dass die Menschen, die derzeit ungewollt kinderlos bleiben, sind ja selber schuld. Die Verfahren der Fortpflanzungsmedizin sind so fein geworden, dass gar keine Krankheit mehr im Weg von der Erfüllung des Kinderwunsches steht. Unfruchtbarkeit ist wirklich zum Problem von gestern geworden. Prima! Nicht wahr?

  • Ziemlich bigott, vor angeblichen Risiken zu warnen, aber eine Methode verbieten zu wollen, mit der sich schwerste Erbkrankheiten vermeiden lassen. Wer auch nur einen Funken Verantwortungsgefühl hat, wird bei einer Krankheit wie Huntington entweder auf Kinder verzichten oder PID machen.