Alle Jahre wieder: Weihnachtsspots und ihre Botschaft – ein Kommentar

„Gib denen, die von Herzen geben“, so heißt es im Weihnachtsspot von Milka für 2019. Diesmal gehört ein gehörloser Hausmeister zu den Protagonisten. Ich habe mich gefragt, was von der Darstellung eines Menschen mit Behinderung in diesem Werbespot zu halten ist.

Milka Schoko-Weihnachtsmann mit Text: Gib denen, die von Herzen geben.
Milka

Sie gehören zur Weihnachtszeit wie Kekse und Christbaumschmuck. Die Rede ist von Weihnachtsspots. Oft sind sie romantisch und ein wenig rührselig.

Der neue Weihnachtsspot der bekannten Schokoladenmarke Milka gibt durchaus Anlass zum Nachdenken.

Darum geht es

Man sieht einen Kinderchor, der den Song „You’ve Got The Love“ von „Florence + The Machine“ probt. Ein Hausmeister kommt herein und macht sich daran, die Bühnendekoration für die Aufführung aufzubauen. Durch sein Hämmern wird die Chorprobe gestört.

In Gebärdensprache sagt der Mann: „Es tut mir leid, ich arbeite.“ Ein kleines Mädchen aus dem Chor sieht zu ihm herauf, später beobachtet sie ihn lächelnd bei seiner Arbeit.

In der nächsten Szene sieht man das Konzert. Der Hausmeister ist ebenfalls gekommen. Auf seinem Platz findet er einen Milka-Nikolaus.

Der Chor singt das Lied, plötzlich tritt das Mädchen von vorhin hervor und gebärdet den Refrain des Liedes: „Du hast die Liebe, die mich weiterbringt.“ Der Mann schaut gerührt zu dem Mädchen hin. Dann eine Einblendung auf den Milka-Nikolaus mit der Botschaft: „Gib denen, die von Herzen geben“.

Inklusiv – Ja oder Nein?

Zugegeben, diesen Werbespot zu beurteilen, was die Darstellung von Menschen mit Behinderungen betrifft, ist nicht ganz einfach. Fangen wir mit dem an, was man durchaus als positiv bewerten kann.

Wir sehen einen Mann mit Behinderung, der seine Arbeit macht. Mit seiner Arbeit unterstützt er den Chor. Somit wird er als jemand präsentiert, der Unterstützung gibt und nicht Unterstützung empfängt, wie es oft der Fall ist, wenn es um die Darstellung von Menschen mit Behinderungen geht.

Ein weiterer häufiger Fehler, der bei der Darstellung von Behinderung vorkommt, nämlich Menschen mit Behinderung als „Superhelden“ darzustellen, die Außergewöhnliches vollbringen, wird hier auch vermieden.

Hier haben wir einen Mann, der einfach seine Arbeit macht. Das ist auch vor dem Hintergrund positiv zu bewerten, da es in der Botschaft des Werbespots um Menschen geht, deren Leistung man mehr wertschätzen will.

„Milka lenkt den Blick auf all jene, die uns täglich Gutes tun und dafür unsere Aufmerksamkeit und Anerkennung verdienen“, heißt es in der Beschreibung des Werbevideos.

Jetzt zu den Dingen, die durchaus etwas kritisch zu sehen sind. Es scheint ein bisschen seltsam, dass der Hausmeister nicht bemerkt, dass ein Lied geprobt wird. Er ist gehörlos, kann aber die Situation der Probe sehen und einschätzen.

Weiters muss man sich die Frage stellen, warum das Thema Behinderung erst in einem Weihnachtsspot aufgegriffen wird. Auch das ist nicht ganz untypisch, dass Menschen mit Behinderungen gerade zur Weihnachtszeit ins Fernsehen gebracht werden, oft auf einer sehr emotionalen Ebene. Ein bisschen Kitsch und Rührseligkeit gibt es auch in diesem Werbespot.

Alles in allem fällt es nicht leicht, ein endgültiges Urteil abzugeben, ob diese Darstellung inklusiv ist oder nicht.

Was denken Sie? Wenn Sie Lust haben, posten Sie Ihre Meinung in den Kommentaren!

Milka Weihnachtsspot 2019: Gib denen, die von Herzen geben

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9 Kommentare

  • Leider versuchen Werbungen immer mehr tiefgründiger zu werden. Es geht dann eigentlich nicht mehr um das beworbene Produkt. Und so wie hier könnte man sehr viel rein interpretieren. Anstatt eine Straighte Botschaft zu vermitteln, freut sich das Mädchen, das ihr Hausmeister zur Aufführung gekommen ist. Mögen sie sich nur so, oder läuft da mehr, oder ist es einfach nur ihr Opa. Ich komme nach der Arbeit nach Hause und möchte mir keine Gedanken über Beziehungsverhältnisse machen.

  • Ich finde diesen Werbespot sehr schön und herzlich. Das passt um ist vollkommen In Ordnung. Dass der Hausmeister behindert ist, ist nicht anstößig. Der Spot kommt sehr gut rüber.

  • Ich finde den Spot in Ordnung. Den perfekten, inklusiven Spot gibt es nicht. Die primäre Absicht von Werbung ist nun einmal zu verkaufen, das geht am besten über Gefühle.

  • Wir brauchen doch nicht darüber zu diskutieren, ob es von Bedeutung ist,dass der Mann gehörlos ist…ich finde das für das Angebot Thema des Spots unerheblich. Der Mann arbeitet an der Dekoration für den Chorauftritt und das Mädchen weiß offenbar zu schätzen,welchen Beitrag „der Hausmeister“ für dieses Konzert leistet…und bedankt sich dafür. Weg mit dem Blick von der Gehörlosigkeit hin zu „Wertschätzen,was Menschen einbringen, damit Schönes gelingt“. Ich möchte den Satz weitergeben: „Du hast die Liebe, die mich weiterbringt“. Das ist es meiner Meinung nach, worum es in dem Spot geht…Danke sagen. Und wenn wir dahin kommen, das zu sehen und nicht,ob da jemand gehörlos ist oder im Rollstuhl sitzt oder Kopfstand macht oder sonstwas..dann müssen wir hoffentlich irgendwann das Wort „Inklusion“ nicht mehr benutzen…

  • Ich hab den Spot etwas anders gesehen. Da ist ein Mann, der die Arbeit macht, für die er bezahlt wird, und daran gewöhnt ist, nicht beachtet zu werden und nichts drumherum zu beachten. Eben so wie die Landschaftsgärtner, die mit Laubbläsern unterwegs sind, nicht angeschaut werden und nicht merken, wenn um sie herum Leute sich die Ohren zuhalten oder Hunde in Panik geraten. Eine ganz alltägliche Situation.
    Der Mann im Spot gibt zu verstehen, dass er gehörlos ist, und ein einziges Mädchen reagiert darauf, sehr wahrscheinlich deshalb, weil sie sich aus eigenem Interesse oder weil es Gehörlose in ihrem näheren Umfeld gibt, zumindest ein bisschen mit Gebärdensprache beschäftigt hat. Sie überlegt sich was Schönes, weil sie eine Ahnung davon hat, wie unsichtbar sich Gehörlose oft fühlen, und der Mann ist über ihre öffentliche Reaktion angemessen gerührt, weil er sowas sonst nicht erlebt. Dem Mädchen reicht es, dass dieser eine Mensch ihre Gebärden versteht. Dass all die anderen Leute im Publikum nicht wissen, was sie da auf der Bühne macht, ist ihr egal.
    Ich finde den Spot schön.
    Aber ich muss zustimmen, dass es Spots dieser Sorte rund um’s Jahr geben sollte.

  • Danke für den Hinweis. Ich guck ja sonst keine Werbung. Jetzt hab ich das Video mal an andere in meinem Umfeld weitergeschickt. Die Idee finde ich gut. Man muss ja keinen Milka-Weihnachtsmann kaufen, um sich zu bedanken ;-) Dieser kurze Spot kann ganz allgemein darauf aufmerksam machen, dass manches anders ist, als es zu sein scheint (Der Mann stört, aber er stört „nur“ die Kinder, die proben. Er sorgt für die schöne Dekoration.)

  • Es ist eben ein Werbefilm für Milka, er sorgt für Aufmerksamkeit, weil er ein noch nicht so abgenutztes Thema zum Mittelpunkt hat und er setzt das Produkt in Szene durch die vermeintliche Inklusion und die brave politische Korrektheit. Man kann ihm rein rational nicht so sehr viel vorwerfen, aber ich habe irgendwie kein gutes Gefühl dabei, mir sind die Blicke zu kitschig, der Hausmeister zu gerührt und das ganze zu weihnachtlich überstrahlt.

  • Ich finde das es keine Inklusive ist da, das Video bei den Zuschauern um die Weihnachtszeit Mitleid schürt und da Spenden die Zuseherin viel lieber. Man muss schon sagen das es viel schlimmer Videos gibt. Im ORF gibt es auch gute Beiträge zum Beispiel Ziemlich bestes Team heißt es glaube ich

  • Na ja so um Weihnachten, da braucht es Menschen mit Behinderungen wirklich, in Werbespots „Ist da jemand“ – wer kennt sie nicht, diese Werbung. Die unsichtbaren Menschen werden gesucht! Ist da jemand!! Bei der Milka Schokolade ist es ähnlich, nur kommen die nicht gleich zur Sache, erst etwas später. Weihnachten, das Fest der Herzen eben und für mit Menschen mit Behinderungen soll Mann/Frau ein Herz haben, zu Weihnachten eben. Auch der gehörlose Mann hat offensichtlich ein Herz, dafür kommt er eben in den Genuss der Milka Schokolade.