Ein deutscher Privatsender strahlt ein Interview mit einer jungen Frau aus, die nach einer Invitrofertilisation Vierlinge erwartet. "Das wird aber teuer", habe der Arzt gemeint, als er sie von der Mehrlingsschwangerschaft in Kenntnis setzte.
Ob man nicht zwei der vier befruchteten Eier wegmachen solle? Das ginge „ganz schnell und einfach“. Die Kinder hatten Glück – ihre Mutter war „einfach glücklich, endlich schwanger zu sein“. Und so durften ein paar Monate später alle vier Kinder zur Welt kommen.
Der Wert menschlichen Lebens scheint beliebig geworden zu sein in Zeiten der medizinischen Machbarkeit: Leben, das aus dem Reagenzglas kommt, ist kein Geschenk mehr. Es ist geplant, bestellt und bezahlt -wozu also noch glauben, hoffen, bangen? Mit der richtigen Einstellung ist doch schließlich jedes Glück „machbar“ ..
Hand in Hand damit ist der Glaube an einen – berechnen- und vermeintlich einforderbaren – ANSPRUCH auf GLÜCK auf dem Vormarsch. Ist das nun seltsam für eine Zeit, in der uns die weltweite Kommunikation täglich mit Bildern überflutet, die uns das nackte Grauen lehren (sollten) oder das logische Gegenpendeln zu eben diesem in letzter Instanz wohl unerträglichen Realismus????
In einer Welt, die uns auf Knopfdruck Antwort auf die skurrilsten aller Fragen gibt, sind wir im Wissen um unsere Endlichkeit gefordert, uns selbst aufrichtig und freimütig mit den simpelsten aller Fragen zu konfrontieren:
Was dürfen wir dürfen? Wo endet die Aufklärung, wo beginnt das Tabu? Wieviel Geschichte braucht der Fortschritt? Wieviel Fremdbestimmung trägt die Selbstbestimmung? Was ist richtig, was ist falsch?
Wo muß ICH aufhören, damit DU beginnen kannst?