Am Mexikoplatz bekommt man alles – heißt es

Der Schwarzmarkt von Wien hat seinen Namen nicht etwa, weil in Mexiko schwarz gehandelt wird - das sei dahingestellt -, sondern weil Kaiser Maximilian auch Kaiser von Mexiko war.

Euro Münzen und Banknoten
BilderBox.com

Neben gestohlenen Gegenständen von A – Z gibt es auch Führerschein, Reisepass, Personalausweis und noch vieles mehr, wenn man sich traut. Gefälscht, versteht sich.

Bloß eine Gas-Kombitherme mit geprüfter Installierung gibt es nicht.

Dafür kann man im Sozialzentrum am Mexikoplatz um „Hilfe in besonderen Lebenslagen“ ansuchen. Legal, versteht sich.

Es ist 10.20 Uhr als man mit dem Rollstuhl durch den ebenerdigen Eingang fährt. Denn, bis 11 Uhr ist die Anmeldezeit, um ein Gespräch mit dem Sozialarbeiter zu bekommen, erfährt man vorher telefonisch.

Die erste Türe – das erste Hindernis

Händisch zu bedienen, geht sie schwer auf und fällt auch gleich wieder zu. Zum Glück darf man sich zu den wenigen Menschen in Wien zählen, die mit Persönlicher Assistenz leben und begleitet werden.

Am Schalter gibt man den ausgefüllten Antrag mit sämtlichen Dokumenten und einem fundierten Begründungsschreiben ab. Denn, in Ermangelung von finanziellen Mitteln, die sich bei 3.000 Euro für eine neue Therme belaufen, duscht man schon seit einem Monat kalt und die Situation hat jetzt das Maß der Unerträglichkeit erreicht.

Ein freundlicher junger Mann sitzt hinter seinem Computer bei der Anmeldung. Den Antrag nimmt er entgegen mit den Worten „In zwei Wochen erfahren Sie schriftlich die Entscheidung“.

Und was ist mit dem Gespräch beim Sozialabeiter?

Die sagen immer bis 11 Uhr, aber meistens sind sie zwischen 10 und halb 11 Uhr schon weg. Heißt es … Aha … aber man hatte sich doch die Information über den Ablauf und die Uhrzeiten vorher telefonisch eingeholt!

Man wundert sich nicht zum ersten Mal und beschließt, sich über gar nichts mehr zu wundern. Über das Sozialzentrum am Mexikoplatz nicht und über den Sozialstaat Österreich erst recht nicht.

Man verrichtet noch schnell seine Notdurft in einer Toilette, die für Rollstuhlfahrerinnen gekennzeichnet ist. Vollgeräumt mit massenhaft Klopapier- und Putzmittelvorrat ist das Hindernis der Türen ein kleines dagegen.

Ja, man will sich in Zukunft über nichts mehr wundern, aber man schreibt darüber.

Korrektur:

Leider steht in meinem Text eine falsche Begründung über die Namensgebung des Mexikoplatzes. Richtig ist, dass Mexiko 1938 das einzige Land war, das vor dem Völkerbund gegen den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich protestierte und deswegen der Platz so benannt wurde. Quellennachweis: Wikipedia

Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich
Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich