Nun hat sich bewahrheitet, was die ÖAR 2001 bei der Einführung der Ambulanzgebühr befürchtet hat:
Für sozial schwache Bürger ist die Ambulanzgebühr durchaus ein Grund, auf medizinische Behandlung zu verzichten. Eine Studie der Universitätsklinik Innsbruck belegt dies eindeutig für das Landeskrankenhaus Innsbruck.
Die ÖAR warnte damals bereits im Vorfeld, dass sich das Argument der Kostenersparnis durch die Einführung der Ambulanzgebühren nicht bewahrheiten werde, ebenso wären keine Lenkungseffekte von den Ambulanzen hin zu den niedergelassenen Ärzten zu erwarten.
Max Laimböck, Verwaltungsdirektor der Uniklinik Innsbruck, kommt in seiner Studie zu genau diesem Schluss: „… Die Ambulanzbeiträge führen wohl zu einer sozialen Selektion der Ambulanzbesuche. Patienten mit niedrigem Einkommen scheinen ihre Ambulanzbesuche eher zu reduzieren. Eine unterlassene Diagnostik oder Krankenbehandlung führt langfristig oft zu höheren Behandlungskosten …“. Ebenso belegt die Studie, dass die Einnahmen u.a. wegen der vielen Einsprüche der Versicherten deutlich niedriger als geplant sind.
Wie haben die PatientInnen des LKI Innsbruck bisher auf die Ambulanzgebühren reagiert? In der psychiatrischen und psychosomatischen Ambulanz etwa berichten Ärzte, dass einzelne PatientInnen eher Kontrolltermine auslassen oder an weiteren Terminen nicht interessiert sind und aller Wahrscheinlichkeit nach aber auch nicht zu den niedergelassenen Psychiatern ausweichen. Ebenso haben sich Besuche in der Frauenambulanz reduziert, welche zur Hälfte von Nicht-ÖsterreicherInnen mit oft niedrigem Einkommen besucht wird. Auch ältere PatientInnen mit niedriger Rente vermeiden nach Möglichkeit ebenfalls Ambulanzbesuche. Im selben Ausmaß sind telefonische Anfragen, etwa über Fortsetzung einer Therapie oder allgemeine medizinische Auskünfte stark gestiegen.
Die ÖAR fordert eindringlich, eine gesamtösterreichische Erhebung über die Sinnhaftigkeit der Ambulanzgebühr durchzuführen. Es ist hoch an der Zeit, die Effizienz der Ambulanzgebühr in Österreich zu hinterfragen.