Zur Plakatkampagne von Amnesty International
Die neue Plakatkampagne von Amnesty International geht ins Herz und wurmt in den Gedanken. „Bei uns kaum denkbar“ heisst es im erlösenden Kleintext jeweils. Wirklich?
Heute, auf dem Heimweg stach mir ein knallgelbes Plakat von Amnesty International mit folgender grosser Aufschrift in die Augen: „Im Kanton Zürich werden alle Kinder aus Bündner Familien nur noch in Sonderschulen unterrichtet“. Im Kleintext darunter dann: „Bei uns kaum denkbar. Bei den Roma in der Slowakei Realität.“
Verletzungen der Menschenrechte
Vorab: ich gratuliere AI zur neuen Plakatkampagne. Zu Recht gehen einem die einfach und deutlich dargestellten Verletzungen der Menschenrechte unter die Haut!
Gleichzeitig frag ich mich fast reflexartig: sind WIR in der Schweiz denn so viel besser? Und ich komm ins Grübeln. Ist die Sonderschule gut oder schlecht für die Roma-Kinder? Eine Strafe? Diskriminierung? Und für sonstige Kinder?
Immerhin: bei uns denken wir beim Begriff „Sonderschule“ an einen Ort der pro Kind ein Mehrfaches kostet verglichen mit einem Platz in der Regelschule. Soll angeblich dem Kind, das nicht in die Regelschule darf, gut tun.
Die Chance, dass ein Kind mit Migrationshintergrund in der Schweiz in eine Sonderschule bzw. Sonderklasse kommt ist vier mal so hoch, wie jene eines Schweizer Kindes. Und das, wie das Bundesamt für Statistik speziell hervor hebt, nicht etwa, weil wir Sonderschulen führen, die speziell auf die Bedürfnisse von Kindern mit Migrationshintergrund ausgerichtet wären.
Risiko, in die Sonderschule zu kommen
Die Chance, dass ein behindertes Kind in die Sonderschule kommt war – mindestens bis vor kurzem – noch ein Vielfaches höher.
Die SVP will die Schulpolitik zu einem Hauptthema der kommenden Wahlen machen. Unter anderem will sie das Rad zurück drehen und dafür sorgen, dass die schwächeren Schüler wieder – in Sonderklassen – ausgesondert werden. In der Schweiz. Nicht in der Slowakei.