Optimal auf individuelle Lebens- und Behinderungssituation reagieren
Der Wirtschaftsausschuss des Nationalrates beschloss am Mittwoch Nachmittag mit den Stimmen der ÖVP und FPÖ das Berufsausbildungsgesetz (BAG). Der zentrale Inhalt des Gesetzes ist die Einführung der Teilqualifizierungslehre.
„Mit diesem Gesetz“, so ÖVP-Bildungssprecher Abg.z.NR Werner Amon, „wird geistig behinderten Jugendlichen die Möglichkeit eröffnet, dass sie Teile eines Lehrberufs erlernen können. Im Vergleich zu den derzeitigen Regelungen stellt dies einen wesentlichen Fortschritt im Hinblick auf die Lebensqualität und Ausbildungsmöglichkeiten dieser Jugendlichen dar.“
Im Detail ermöglicht das BAG, dass Jugendliche entweder die Lehrzeit um bis zu zwei Jahre verlängern können oder mit einem Lehrherrn einen Teilqualifizierungsvertrag abschließen, der die Lehrinhalte und Ausbildungsziele konkret festschreibt. Am Zustandekommen dieses Ausbildungsvertrages sind der Lehrling, dessen Eltern, der Lehrherr, die Schulbehörde erster Instanz, die Berufsausbildungsassistenz und ein Vertreter der Berufsschule beteiligt.
Gleichzeitig mit dem Abschluss des Ausbildungsvertrages eröffnet sich den Jugendlichen auch das Recht beziehungsweise die Pflicht, Teile der Berufsschule zu absolvieren: „Wenn die Beteiligten darin übereinkommen, dass ein teilweiser Besuch der Berufsschule für den Jugendlichen Sinn macht, wird aus dem Recht auf den Berufsschulbesuch sogar eine Pflicht“, erläuterte Amon den Inhalt des Gesetzes.
Durch die flexiblen Regelungen soll sichergestellt werden, dass auf die individuelle Lebens- und Behinderungssituation optimal reagiert werden kann. Die diesbezügliche Änderung bedarf einer Zwei-Drittel Mehrheit und wurde im Wirtschaftsausschuss mit den Stimmen von ÖVP, FPÖ und SPÖ beschlossen. Die Grünen stimmten entgegen ihrer eigenen Ankündigung im Ausschuss gegen diesen Antrag. „Trotzdem soll es bis Dienstag noch Gespräche geben“, so Amon.
Das Gesetz soll am Dienstag kommender Woche im Nationalrat beschlossen werden. „Bis dorthin“, so Amon, „werden wir die Zeit intensiv nutzen, um mit der Opposition eine Vier-Parteien-Einigung zustande zu bekommen“.