Anklage gegen Heinrich Gross wegen neunfachen Mordes.

Die Anklageschrift gegen den Gerichtsgutachter und ehemaligen NS-Euthanasie-Arzt ist fertig.

Heinrich Gross
APA

Wie das Nachrichtenmagazin NEWS in seiner morgen erscheinenden Ausgabe berichtet, ist die Anklagen gegen den 85-jährigen Gerichtsgutachter Heinrich Gross fertig. Der Vorwurf: neunfacher Mord.

Am Mittwoch vergangener Woche bewilligte Justizminister Nikolaus Michalek die Anklageschrift persönlich. Damit geht ein jahrzehntelanger Justizfall in eine entscheidende Phase.

Heinrich Gross, bis vor kurzem ein vielbeschäftigter psychiatrischer Gerichtsgutachter, wird vorgeworfen, an der früheren NS „Nervenklinik für Kinder am Spiegelgrund, heute „Am Steinhof“, an der Ermordung von neun Kindern im Alter zwischen 10 Tagen und 14 Jahren, die nicht in die „Gütekriterien der NS- „Rassen- und Bevölkerungspolitik“ gepaßt hatten, teilgenommen zu haben.

Die Anklage wörtlich: „Die Staatsanwaltschaft Wien legt Dr. Heinrich Gross, geboren 14.11.1915 in Wien, österreichischer Staatsbürger, Pensionist, wohnhaft in … zur Last: Dr. Heinrich Gross hat ab 17.7.1944 bis zum Spätsommer 1944 als Arzt der „Wiener Städtischen Nervenklinik für Kinder Am Spiegelgrund“‚ an „Euthanasie-Tötungen“ geistig oder körperlich behinderter Kinder teilgenommen.

Die Tötungen erfolgten durch das Krankenpflegepersonal durch die Verabreichung medizinisch nicht indizierter Dosierungen der Schlafmittel „Luminal“ und „Veronal“, die zufolge andauernder medikamentöser Ruhigstellung der Kinder zu einer Drosselung der Atemtätigkeit und Störung der Blutzirkulation in den Lungen, in weiterer Folge zu einer Begünstigung des Bakterienwachstums und zur Ausbildung einer letalen Lungenentzündung führten.

Durch Verringerung oder Einstellung der Nahrungszufuhr kam es zur Entkräftung, die eine letale Lungenentzündung auslöste. Dr. Heinrich Gross hat zu den strafbaren Handlungen des Pflegepersonals beigetragen. …Er hat dadurch das Verbrechen des Morden als Beteiligter (§§ 12,75 StGB) begangen …… „

Schon 1979 hatte der Arzt Werner Vogt Gross vorgeworfen, in den letzten Kriegsjahren an Euthanasie beteiligt gewesen zu sein. 17 Jahre lang blieb die Justiz aber untätig. Erst 1996 tauchten neue Dokumente auf, und Justizminister Michalek gab grünes Licht für die Einleitung, des Verfahrens.

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