1. Arbeitssitzung der Enquete-Kommission "Würde am Ende des Lebens" legt Fahrplan fest
„Ich habe den Eindruck gewonnen, dass alle konstruktiv gemeinsam arbeiten wollen und es auch einen Konsens gibt, dass wir uns schwerpunktmäßig mit Hospiz- und Palliativbetreuung befassen“, sagte heute, Mittwoch, die Vorsitzende der parlamentarischen Enquete-Kommission „Würde am Ende des Lebens“, Abg. Mag. Gertrude Aubauer, nach der ersten Arbeitssitzung der Kommission im Parlament.
In der Sitzung wurde der Fahrplan der Kommission festgelegt. Die Auftaktveranstaltung wird am Freitag, 7. November, im Sitzungssaal des Nationalrats stattfinden. Drei weitere öffentliche Sitzungen soll es im Herbst und im Winter geben.
Zu den Sitzungen, die in Hinkunft medienöffentlich sind, werden auch Experten eingeladen, darunter die ehrenamtliche Vorsitzende des Dachverbandes Hospiz Österreich Waltraud Klasnic, der Präsident von Caritas Österreich Michael Landau, der ehemalige deutsche Vizekanzler und nunmehrige ehrenamtliche Präsident des Arbeiter-Samariter-Bundes Deutschland Franz Müntefering, die Fachärztin Elisabeth Pittermann, der österreichische römisch-katholische Geistliche und Professor für Moraltheologie Günter Virt sowie der Leiter der Klinischen Abteilung für Palliativmedizin am Wiener AKH Herbert Watzke.
In der ersten Themensitzung im Herbst soll die Bedarfsanalyse und Konkretisierung der Erfordernisse in Ausbildung und Praxis Thema sein. In der darauffolgenden Sitzung sollen die wesentlichen Fragen zur Umsetzung und Finanzierung im Mittelpunkt stehen. Im Anschluss soll die Erarbeitung eines Maßnahmenplans erfolgen. In einer weiteren Sitzung ist schließlich einerseits die Finalisierung des Maßnahmenplans geplant, andererseits sollen auch Rechtsthematiken besprochen werden wie insbesondere die Patientenverfügung, der Rechtsanspruch auf Hospizversorgung oder auch die Verankerung in der Verfassung.
Als Vorsitzende will Aubauer dabei sämtliche Stellungnahmen aufmerksam verfolgen und so die Bürger in die parlamentarischen Beratungen einbeziehen. Rund 600 e-mails von Bürgern seien bereits über die Adresse wuerdevoll.leben@parlament.gv.at eingelangt. Zudem haben insgesamt 20.700 Österreicher bisher die parlamentarische Bürgerinitiative „An der Hand“ für ein Sterbehilfe-Verbot im Verfassungsrang und eine flächendeckende Hospiz- und Palliativversorgung unterzeichnet.
„Viele Stellungnahmen haben mich persönlich sehr berührt und bewegt. Die brennendsten Fragen sollen mit den Experten besprochen werden. Unser Ziel: die Wünsche und Sorgen der Menschen hereinzuholen ins Parlament“, so Aubauer.
„Seit vielen Jahren gibt es zahlreiche Vorschläge zur Hospiz und Palliativmedizin“, sagt Aubauer. „Wir brauchen endlich klare Lösungen auf dem Tisch! Es darf in Zukunft niemand unversorgt bleiben. Älteren, kranken und geschwächten Menschen wollen wir Sicherheit geben, dass ihnen die Gesellschaft zur Seite steht.“
„Derzeit gibt es rund 400 Palliativ- und Hospizbetten. Österreichweit herrscht weder stationär noch mobil eine ausreichende Versorgung, und die regionalen Unterschiede sind groß. Die Kinderhospiz ist überhaupt erst im Aufbau begriffen. Ich erwarte mir eine klare Steigerung bei den Hospizbetten und ich will klare Ergebnisse“, so Aubauer.
Und der Fraktionsvorsitzende der ÖVP in der Enquete-Kommission „Würde am Ende des Lebens“, ÖVP-Behindertensprecher Abg. Dr. Franz-Joseph Huainigg, ergänzt: „Unser Weg ist ein gemeinsamer Hospiz-Stufenplan für Österreich. Österreich braucht eine weitere Stärkung. Wir sind für eine erreichbare, leistbare und angemessene Hospiz- und Palliativversorgung für alle Menschen. Kein Mensch soll und darf in der letzten Lebensphase alleine gelassen werden. Wir brauchen die klare Festlegung einer flächendeckenden Hospizversorgung.“
Huainigg selbst ist auf einen Elektrorollstuhl angewiesen und muss künstlich beatmet werden. „Viele, die mich sehen – mit gelähmten Beinen und Armen und künstlicher Beatmung – glauben, dass sie so nicht leben wollen würden. Ich aber bin glücklich. Niemand kann sagen, welche neuen Blickwinkel und Lebensqualitäten man bekommen kann, wenn man an die Grenzen seines Lebens stößt.“