Auf der Mahü wird Barrierefreiheit zum Glücksspiel

Die rot-grüne Wahlkampfaktion, an Geschäfte der Mariahilfer Straße, die nur über Stufen zugänglich sind, Rampen zu verlosen, ist auf scharfe Kritik der Wiener Behindertenbewegung gestoßen.

Ortschild mit Aufdruck Wien
BilderBox.com

„Jedes Geschäft, das mit Stufen, aber nicht mit rollstuhlgerechten Zugängen ausgestattet ist, hat die Chance, eine von zehn Rampen zu gewinnen“, teilte der Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien in einer Presseaussendung mit.

Die Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ) und Thomas Blimlinger (Grüne) wollten in Kooperation mit dem Verein High Rollers den Anstoß für eine barrierefreie Mariahilfer Straße geben, heißt es in der Aussendung weiter.

Die Mariahilfer Straße war vor kurzem erst nach einem umfassenden Umbau eingeweiht worden. Bei dem Umbau, dessen Kosten sich auf 25 Millionen Euro belaufen, wurde allerdings versäumt, das Straßenniveau anzupassen bzw. Rampen zu bauen, um so für mehr Barrierefreiheit bei den Eingangsbereichen der Geschäfte zu sorgen. Noch immer haben viele Geschäfte in Wiens beliebtester Einkaufsstraße Stufen am Eingang.

„Jetzt wird Barrierefreiheit verlost, anstatt Behindertenrechte umzusetzen – ab ins Losglück!“, schrieben Vertreterinnen und Vertreter von „Behinderte Menschen Inklusiv“ an den Verein „High Rollers„, der die Verlosung unterstützt. „Es mag schon sein, dass in Einzelfällen so eine Rampe ein gutes Provisorium ist – besser als nichts. Jedoch sollte sich so eine Alu-Rampe jedes Geschäft selbst leisten können“, heißt es in dem Schreiben weiter.

Auch Cornelia Scheuer, Vorstandsmitglied vom Verein BIZEPS, ist über die Wahlkampfaktion empört. Man habe erst die gesetzlichen Fristen aus den Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz ablaufen lassen, dann beim Umbau der Mariahilfer Straße wieder ignoriert, dass man die Geschäftseingänge barrierefrei machen müsse und nun verschenke man im Wahlkampf Rampen.

„Ist das die österreichische Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und des Behindertengleichstellungsgesetzes?“, fragt sich Scheuer. Das sei sogar für eine Wahlkampfaktion peinlich, entrüstet sich die Rollstuhlfahrerin.

„Diese Rampen seien zudem eine Irreleitung der Geschäftsinhaber, denn diese Rampen entsprächen nicht der Barrierefreiheit: „Wenn ich immer nach der Rampe fragen muss, dann ist das auch diskriminierend. Sie sollten schon lange die Eingänge umgebaut haben“, so Scheuer.

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