Piergiorgio Welby ist tot. Sein Arzt hat auf seinen Wunsch hin die Beatmungsmaschine abgeschaltet. (Dieser Gastkommentar erschien am 23. Dezember 2006 in der Presse.)
Welby saß im Rollstuhl. Ich auch. Er wurde beatmet. Ich hänge an einer surrenden Beatmungsmaschine. Er war fast blind. Ich habe starke Sehprobleme. Er wurde künstlich ernährt. Ich lebe von einer gelblichen Sondennahrung, die in den Darm eingeführt wird. Er wollte sterben. Ich will leben.
Piergiorgio Welby ist tot. Sein Arzt hat auf seinen Wunsch hin die Beatmungsmaschine abgeschaltet. Wochenlang verkörperte der an Muskeldystrophie Erkrankte in den Medien Schicksal und Leid. Italienische Abgeordnete demonstrierten für ein Euthanasiegesetz. Das Gericht ist Welbys Ersuchen nach aktiver Sterbehilfe nicht nachgekommen und hat ihn „zum Leben verurteilt“ („Focus online“).
Auf der medialen Anklagebank stehen der Arzt, das Gericht und der Papst, der meint, dass das Leben allein von Gott genommen werden kann, da er es auch gegeben hat. „Lasst ihn doch sterben“, forderten auch Kommentare im Internet. Ganz Europa ist im Fieber einer Euthanasie-Debatte.
Die Illustrierte „Stern“ porträtierte in einer ihrer letzten Ausgaben zwölf deutsche Bürger mit Hochglanzfotos. Diese können ihre Bilder und die dazugehörigen Texte nicht mehr lesen, da sie laut „Stern“ schon gestorben sind. Sie haben „in Würde“ in der Schweiz ihrem Leben ein Ende gesetzt. Zwischen Deutschland und der Schweiz boomt der Sterbetourismus.
„Der Gesetzgeber schützt die Menschen.“ – „Aber er kriminalisiert sie in puncto Sterbehilfe“, kritisiert der „Stern“ die deutsche Gesetzgebung und fordert eine Legalisierung der aktiven Sterbehilfe. Belgien und Holland haben die Tore zur Euthanasie geöffnet. Rekordhalter sind die Niederlande mit 1886 Euthanasiefällen im Jahr 2004. Die liberale Haltung der Politik macht in den Niederlanden auch vor behinderten Babys nicht halt. Bislang durften Kinder ab zwölf Jahren aktiv von ihrem „Leiden“ erlöst werden, das scheint nicht ausreichend.
Er saß im Rollstuhl. Ich auch. Er wurde beatmet. Ich hänge an einer surrenden und pfeifenden Beatmungsmaschine. Er war fast blind. Ich habe starke Sehprobleme, erkenne nur schwer Gesichter und kann nicht mehr lesen. Er wurde künstlich ernährt. Ich lebe von einer gelblichen Sondennahrung, die direkt in den Darm eingeführt wird. Er wollte sterben. Ich will leben.
Wenngleich die Lebenssituationen durchaus ähnlich sind, unterscheiden sie sich in einem wesentlichen Punkt: Welby lebte offenbar seit Jahren im Krankenhaus, ich habe das Glück, zu Hause zu sein, was die Lebensqualität erhöht.
Es steht mir nicht zu, über das Leben anderer zu urteilen. Welbys Entscheidung, nicht mehr leben zu wollen, ist angesichts seiner progressiven Behinderung und der langjährigen Auseinandersetzung damit zu respektieren. Hinterfragungswürdig ist jedoch das inszenierte Medienspektakel und sein Wunsch, die persönliche Lebenssituation in ein Gesetz gießen zu wollen. Jeder, der Welby im Fernsehen sah, dachte sich, dass er nicht so leben möchte wie er. Auch zu mir sagen immer wieder Leute, dass sie sich nicht vorstellen können, so wie ich zu leben. Lebensqualität ist jedoch etwas sehr Relatives. In der jeweiligen Situation sieht die Sache anders aus. Der Wunsch, lieber tot zu sein als im Rollstuhl zu sitzen, ist leichtfertig geäußert. Doch auch auf vier Rädern kann man Glück und Liebe erfahren. Die negative Leidensdarstellung Welbys in den Medien stellt jedoch letztendlich das Lebensrecht aller behinderten Menschen in Frage.
Das Salzburger Ärzteforum für das Leben, ein Zusammenschluss von 330 Ärzten, welche sich mit ethisch-moralischen Fragestellungen auseinandersetzt, formulierte kürzlich folgenden Grundsatz: „(. . .) kein Arzt kann gezwungen werden, einen Menschen am Anfang oder am Ende des Lebens als therapeutische Option zu töten. Dies würde zutiefst dem über Jahrhunderte geltenden Berufscodex der Ärzte, nämlich dem Hippokratischen Eid, widersprechen, der die Ärzte ausdrücklich zum Dienst am Leben verpflichtet.“
Der Arzt hat auf der Seite des Lebens zu stehen. Er kann nicht zum Richter über Leben und Tod werden. Die Erfahrungen aus den Niederlanden zeigen, dass die aktive Sterbehilfe eine Eigendynamik besitzt. Angefangene Euthanasieverfahren sind nur mehr schwer abzubrechen. Zusätzlich führt die Vermischung von Leben retten und Leben beenden zu einem unerträglichen Gewissenskonflikt bei Arzt und Patient.
Oberärztin Sylvia Hartl, Pulmologie des Otto-Wagner-Spitals, antwortet auf den Sterbewunsch ihrer Patienten immer mit der Gegenfrage: „Was kann ich für dich tun, um deine Lebensqualität zu verbessern?“ Nahezu immer verschwindet der Sterbewunsch durch Schmerztherapie, die Schaffung von Kontakten zur Umwelt, Verbesserung der eigenen Kommunikationsmöglichkeiten (auch durch technische Hilfsmittel) oder die Schaffung eines integrierten Lebensumfeldes. Alle 25 mit einem Tracheostoma beatmeten und von ihr betreuten Patienten leben zu Hause und nicht in einem Heim. Eine ihrer Patientinnen besucht regelmäßig in Begleitung ihrer piepsenden Beatmungsmaschine Theatervorstellungen. Die Schauspieler gewöhnten sich nur schwer an die ungewöhnlichen Beifallsbekundungen. Ein mehrfach behindertes, beatmetes Kind wurde in der Caritas-Einrichtung „Am Himmel“ aufgenommen, die BetreuerInnen und LehrerInnen lernten mit der Beatmungsmaschine umzugehen. Das Kind, dem Ärzte keine Lebenserwartung mehr gaben, lebte dort noch viele Jahre glücklich und zufrieden.
Nur ein Mann aus Oberösterreich, bei dem Frau Oberarzt Hartl ärztliche Begutachterin war, muss nach Gerichtsbescheid in einem Pflegeheim leben. Niemand wollte für sein Leben die Verantwortung übernehmen. Während fast alle beatmeten Personen von ihren Angehörigen oder durch selbst eingeschulte persönliche AssistentInnen betreut werden, wurde diesem Mann jegliche Eigenverantwortung bei Gerichtsbescheid abgesprochen.
Die Frage, was der Einzelne der Gesellschaft wert ist, wird sich daran messen lassen, inwieweit eine 24-Stunden-Betreuung zu Hause möglich ist. Das Modell der Persönlichen Assistenz für die Betreuung zu Hause, wie es vom Otto-Wagner-Spital angeboten wird, scheint nicht nur praktikabel, sondern auch finanzierbar. Das Spital qualifiziert Laienhelfer durch ein gezieltes Schulungsprogramm. Der behinderte Mensch kann entscheiden, wer ihm wann, wo und wie assistiert, die Verantwortung über sein Leben bleibt so bei ihm selbst.
Diese Form des autonomen Lebens kommt aus Amerika, wo beatmete Patienten Heimstrukturen hinter sich ließen und sich selbst ein integriertes Leben organisierten.
Das Otto-Wagner-Spital erstellt derzeit ein Konzept für ein Weaning-Center. Das Modell soll nach einem amerikanischen Vorbild die Betreuung zu Hause verbessern: Schulungsmaßnahmen, ambulante Dienste, ärztliche Notversorgung und ein Onlinesystem, über das die Maschinen gewartet, programmiert und gegebenenfalls sofort ausgetauscht werden, sind Angebote, die das Krankenhaus der Zukunft bieten sollte.
Ein Leben im Pflegeheim, wie es der beatmete Oberösterreicher führen muss, soll durch dieses Weaning-Center und Persönliche Assistenz vermieden werden. Beim österreichischen Weg steht nicht die Frage nach dem selbstbestimmten Tod im Vordergrund, sondern nach einem selbstbestimmten Leben.
Nach Piergiorgio Welbys Tod überlegt nun auch Italien eine Patientenverfügung nach österreichischem Vorbild einzuführen. „Nicht durch die Hand, sondern an der Hand eines Menschen sterben“, wie es Kardinal König formulierte und durch die Hospizbewegung praktiziert wird, ist dabei richtungsweisend.
Gerhard Lichtenauer,
01.01.2007, 23:19
Lieber Franz, du hast eingeräumt, eventuell Gruppen übersehen zu haben. Auf eine eine immer grösser werdende Gruppe möchte ich aber trotzdem unbedingt hinweisen – die, welche es erst gar nicht geben durfte. Kinder, welchen bis kurz vor ihrer Geburt wegen eventueller oder tatsächlicher Behinderung das Recht auf Leben abgesprochen wurde. Diese haben am Meisten unter den unsäglichen Rahmenbedingungen unseres sogenannten „Wohlfahrtsstaates“ zu leiden. Weil dadurch Müttern häufig jeglicher Mut genommen wird, zum Leben eines Kindes mit Behinderung zu stehen (wobei wir wieder beim Thema des Artikels wären), müssen diese Kinder mit dem Leben bezahlen. Auch im sogenannten europäischen Jahr der Chancengleichheit wird keine andere Menschengruppe oder Minderheit mehr diskriminiert als diese.
Gerhard Lichtenauer,
01.01.2007, 22:56
@anonym: Statt über mögliche Motive und Qualität von Postings solche unqualifizierten Äußerungen zu tätigen, sollten Sie besser sachlich bleiben. Oder wollen Sie zu denen gezählt werden, die zuschlagen, wenn ihnen die Worte ausgehen? Auf der Ebene ihres letzten Beitrages erübrigt sich jeder weitere Diskurs.
Anonymous,
01.01.2007, 22:25
Sehr geehrter Herr Böck! Es hat eh niemand verlangt, dass sie antworten. Sie brauchen ja die Selbstbestätigung dieses Forums, vielleicht (verständlich!) hört ihnen sonst niemand zu, es wird eh schon fad und nervig ihr Geschwafel!
Franz Böck,
01.01.2007, 16:22
Es gibt einen roten Pensionistenverband und paritätisch wie immer einen schwarzen auch. Einmal Knaffl einmal Blecha jaja mit ner Menge Politikerpension kann man schon leicht reden.
Es gibt finanziell abgesicherte Behinderte (AUVA steuerfrei), es gibt welche, wie mich, die abgesichert sind wegen erarbeiteter Rente (nicht steuerfrei, in meinen Augen eine Sauerei), dann gibts Blinde (die bei Einführung des Pflegegedes ausgenommen wurden, da meist das Pflegegeld weniger war als das Blindengeld !), dann die Kriegversehrten und deren Angehörigen, die ihre Trafiken (mesit ein gutes Einkommen sichernd) von Generation zu Generation weitervererben, dann gibts Zivilinvalide, die am Hungertuch nagen und mangels Arbeitsmöglichkeit es sich auch nicht verbessern können und am Ende stehen die von Geburt an Behinderten, die weder ausreichende Unterstützung staatlicherseits bekommen und meist in Heime abgeschoben werden !!
Von der fürchterlichen Situation der pflegenden Angehörigen in diesem Land will ich garnicht weiterschreiben. Am Ende steht Verzweiflung, Wut, Resignation und andere Dinge !!
Und teilweise eine erschreckende Ungleichbehandlung verschiedenster Gruppen !! Daher werde ich auchz manchmal wütend über diese ungeheuren Zustände im sog . Sozialstaat Österreich.
Dies alles gehört geändert !!
Und sollte ich eine Gruppe vergessen haben , dann bitte um Verzeihung es war keine Absicht !!
NP,
01.01.2007, 15:39
Werter Herr Böck, werte Leser und Leserinnen! Nun bevor ich hier weiterschreiben, da will ich unbedingt an Alle sagen, dass das hier ein öffentliches Forum ist und auch andere Meinungen gefragt sind! Es soll ja kein Privatgespräch werden.
Nun, dass wir Teil der Gesellschaft sind, das steht außer Frage. Allerdings wird uns oft die Gelegenheit gegeben gewisse Zweifel daran zu haben ob dies 100-prozentig stimmt. Dabei zweifle ich nicht daran ob wir dazu gehören sollen, sondern ob wir wirklich dazu gezählt werden. Natürlich gibt es auch unter uns so genannte bösen Buben. Wie sagt man so schön: Schwarze Schafe gibt es immer und überall!
Noch ein kurzes Wort bezüglich der lauten Stimme und der starken Lobby. Ich denke das Problem hier ist, dass es so viele Gruppen gibt im Bezug auf der Behinderung und den unterschiedlichen Probleme, so dass es sehr schwer möglich ist eine gemeinsame Stimme zu haben.
Es sollen dabei auch nicht älteren Menschen und Pensionisten vergessen werden. Es gibt viele davon die ebenfalls als Behinderte gezählt werden, man sollte jedoch dabei nicht außer Acht lassen, dass es teilweise Unterschiede bei den Bedürfnissen angegeben sind. Das wird oft von der Politik und den Medien nicht beachtet und für die Öffentlichkeit entsteht so der Eindruck, dass es keine Unterschiede gibt. Ich meine, es ist ein Unterschied ob ein 22 jährige seinen Weg im Leben sucht oder ein 65 jährige Mensch sich mit seiner Behinderung auf die Pension vorbereitet.
All das macht es schwierig eine gemeinsame Stimme zu haben und eine stabile gemeinsame Lobby.
Franz Böck,
31.12.2006, 15:09
Werter NP! Völlig richtig! Wir befinden uns leider auf dem grausamen Weg zu einer Gesellschaft von Egoisten und der, der den stärksten Ellbogen hat, der hat am Ende gewonnen. Richtig ist das in einen sog. Sozialstaat natürlich nicht und es sollte Aufgabe der Politik sein diesen Weg auch zu verhindern.
Wegen dem WIR: Die behinderten Menschen sind genauso ein Teil der Gesellschaft wie alle anderen auch. Es gibt auch sog. böse Buben unter den behinderten Menschen. Ein 23 Jähriger, der nach Ablehnung eines unmöglichen Antrages beim Bundessozialamt gewalttätig gegen die Bearbeiterin wird.
Ein Paraplegiker der als Zuhälter erfolgreich ist und einen verurteilten Paraplegiker, der Drogen gedealt hat in unglaublichen Mengen. Auch diese sog. bösen Buben gehören also zum WIR. Ich für meinen Teil will aber mit solchen Leuten nicht all zuviel zu tun haben.
Die Bekämpfung der leeren Kassen ist ein politisches Problem, nur sind die Behinderten mangels einer lauten Stimme und einer fehlenden Lobby leider etwas ins Hintertreffen geraten, dass ist aber meine persönliche Meinung.
Hätte man die, nach Einführung des Pflegegeldes, erhöhten Krankenkassenbeiträge zweckgebunden verwendet, wäre nach Berechnungen der Behindertenvertreter ein dickes Plus in der Kasse. Auch wenn man das Pflegegeld jährlich valorisiert hätte!
Das Pflegegeld scheitert an den Kosten die Institutionen für Hilfe und Pflege verlangen. Ich beziehe Pflegegeld der Stufe 4, 632,70 Euro, wenn man das durch den ermittelten Pflegebedarf von 160 Stunden dividiert kommt man auf 3,95 Euro. Wie ich damit eine Heimhilfe um 21 Euro des Fonds Soziales Wien finanzieren soll hat mir auch noch keiner gesagt. Guten Rutsch ins Neue Jahr
Franz Böck,
31.12.2006, 11:46
Werter anonym! Ganz kann ich ihren Beitrag leider nicht mehr folgen. Wahrscheinlich hat es mit meiner eigenen Engstirnigkeit zu tun. Dies ist kein wehr- und auch kein weltpolitisches Forum! Wenn sie sich doch ach so gut informiert fühlen, würden sie wissen, dass ich 1. als Bürgerlein keinen Eurofighter kaufen und besitzen darf und 2. auch als Querschnittgelähmter jemals die Möglichkeit haben werde einen Eurofighter fliegen zu können. Ich kann deshalb mit dem Eurofighter auch nicht abstürzen. Ich habe ja nicht mal die Möglichkeit in Österreich eine Lizenz zum Fliegen eines Ultralghtfliegers zu erwerben. Ich werde mich aber deshalb nicht beim BMVIT beschweren und auch nicht die Gleichstellungskommission befassen. Ich habe nämlich anderes zutun.
Zahlen und Fakten kann ich ihnen als gewöhnliches Stimmviehbürgerlein nicht bieten , dass können die Koalitionsverhandler anscheinend auch nicht, wie ich es aus den Medien entnehme, wenn da von Kassasturz usw. die Rede ist. Wenn die Kassen nicht, wie von mir behauptet, leer wären, dann wären doch die riesigen Probleme mit der Finanzierung des Pflege-, Krankenkassen-, Gesundheits-, Bildungs- und Pensionssystems nicht evident. Wie aus mehreren Beiträgen ersichtlich, ist es aber anscheinend nicht so. Das die Politik in den letzten 25 Jahren die , durchaus, bekannte Problematik verschlafen hat, kann man mir schwer anlasten. Es würde auch ein Storno des Eurofighters, der auch in meinen Augen keine sinnvolle Investition ist, daran nicht wirklich viel ändern.
Und um mein Verständnis zur Problematik behinderter Menschen brauchen sie sich keine Sorge zu machen. Ich werde ihnen auch nicht mehr auf ihre Beiträge antworten und wünsche ihnen alles Gute fürs Neue Jahr.
Anonymous,
31.12.2006, 04:25
Hallo Herr Böck, sie schreiben von Dingen, ohne tatsächlich Hintergrundinformationen zu haben, zumindest lese ich das aus ihrem Schreiben heraus bzw. nicht heraus. Wie leer sind unsere Kassen, tatsächlich? Was ist mit Zahlen und Fakten!
Nachdem ihnen der Staat(shaushalt – Geld) mehr bedeutet, als die Menschen welche in diesem leben, hätte ich eine gute Empfehlung für das Jahr 2007.
Kaufen sie sich von KHG einen Eurofighter (diese sind zur Zeit sehr billig zu haben und sie helfen uns enorm damit), setzen sie sich mit Präsident Busch in Verbindung, bewerben sich bei ihm als wackerer Kämpfer gegen den Rest der Welt (in der Verwaltung der US-Armee gibt es auf jeden Fall einen Platz für sie, wo es bereits bei unserem Bundesheer genügend Jobs gibt -laut ihnen) und starten sie kräftig durch gegen ihre pauschalierten (Phantasie)feindbilder.
VORSICHT – nicht plötzlich (mit dem Eurofighter) abstürzen und dadurch in die Situation kommen und UNSELBSTBESTIMMT Leben zu müssen, dass würde bedeuten, OH SCHRECK sie würden andere Menschen und deren Bedürfnisse (über NUR IHRE EIGENEN hinaus)auch verstehen. Oder doch nicht?
Viel Glück und Spass dabei und vor allem guten Flug (mit dem Eurofighter) ins neue Jahr!
NP,
31.12.2006, 01:08
Lieber Herr Böck! Ich denke, das störende an solche Beispielen oder Vergleiche mit Menschen die es geschafft haben trotz ihrer schwere Behinderung eine Arbeit zu finden ist, dass man dadurch die Problematik solche Menschen sozusagen schönredet. Ich meine für Andere, Menschen die sich mit dieser Thematik nicht direkt beschäftigt haben ist das keine Hilfe. Leider hat heutzutage ein Großteil der Gesellschaft keine genaue Vorstellungen wie es ist mit einer schweren Behinderung zu leben. Ich meine, meistens wird Leid und Bedauern für die Betroffenen empfunden und über die genaue Problematik wenn überhaupt erst später nachgedacht. Das ist meine persönliche Meinung dazu und ich denke, dass doch einen großen Teil der behinderten Menschen ähnlich denkt. Da ist diese Unpopularität über ihre Meinung doch verständlich.
Bezüglich der leeren Kassen kann noch viel gesagt werden, aber das ist ein Thema für sich! Ich habe vor einiger Zeit mit jemanden außer der Schweiz gesprochen und er hat mir gesagt, dass dort der Kassenbeitrag variabel ist und jedes Jahr neue stimmt wird. Dabei spielen auch solche Sachen wie der Gesundheitszustand des Versicherten eine Rolle. Das heißt, wenn man nicht auf seine Gesundheit achtet dann wird der Betrag für nächstes Jahr erhöht. Da gab er mir Beispiele wie Übergewicht, zu hohe Cholesterin-Werte, und andere Beispiele für ungesundes Leben. Ob das die Jahrevariante ist kann man darüber streiten. Ehrlich gesagt habe ich auch so einige Zweifel an dieser Variante, aber es wäre zumindest überlegenswert.
Zur Pflegegeld, da ist eine Verbesserung dringend notwendig! Jedoch kann es nach hinten losgehen, und es ist zurzeit sehr unsicher was in den nächsten Monaten geschehen wird! Mich persönlich stellt in erster Linie diese Obergrenze und diese grobe Einstufung in nur sieben Stufen. Alleine wenn man die Definition der Stufe sieben betrachtet, das ist die höchste Stufe des Pflegegeldes. Da fragt man sich schon wie es möglich sein kann, dass diese lächerliche Obergrenze überhaupt existiert. Die Standardantwort ist, dass dieses Pflegegeld nicht für die Finanzierung von persönliche Assistenz oder ähnliches gedacht ist, sondern nur als eine zusätzliche finanzielle Hilfe für behinderte Menschen. Wenn hier die Änderungen sich in eine negative Richtung entwickeln, dann wird es für viele von uns sehr schwierig. Leider können wir, zumindest ein Großteil von uns, kaum etwas tun und müssen die Weiterentwicklung abwarten.
Nun, die Feiertagen haben schon begonnen, deswegen wünsche ich Allen schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2007!
Gerhard Lichtenauer,
30.12.2006, 20:23
@ NP: Bitte um Kontaktaufnahme per Mail (Ihre Anonymität im Forum bleibt natürlich gewahrt).
Franz Böck,
30.12.2006, 19:14
Werter anonym! Sie wissen also, was ich und meine Freunde gearbeitet haben oder noch immer arbeiten? Das Komische daran ist, ich weiß das von ihnen nicht! Ja sie haben recht: Ich habe keine Ahnung von Langzeitarbeitlosigkeit, wie sie anscheinend keine Ahnung von meiner beruflichen Tätigkeit, den Arbeitbedingungen und meiner Bezahlung eine Ahnung haben! Ich hatte nicht die Zeit ALLE, die sich so schwer durch mich angegriffen fühlen, kennen zulernen. RICHTIG völlig RICHTIG. Sie dagegen hatten nicht mal die Zeit MICH kennen zulernen. Sollten sie von unverschulderter Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sein oder gewesen sein hätten sie aber mehr Zeit dazu gehabt wie ich! Schöne Feiertage.
Eines ist mir schon klar: Diese meine Meinung ist natürlich unter Behinderten nicht gerade populär und noch viel weniger populär, wenn sie aus dem Mund eines Behinderten kommt. Da wird man dann leicht zum Nestbeschmutzer hochstilisiert.
Franz Böck,
30.12.2006, 19:03
Werter NP! Ich habe dezidiert in meinen ersten Beitrag darauf hingewiesen, dass es eben gewisse Arten der Behinderungen gibt, die einer Arbeit nachzugehen verhindern. Ich habe nicht jeden beatmungspflichtigen C 2 Tetra in meinen Beitrag kritisiert, wenn er nicht arbeitet, vielmehr habe ich solch Schwerstbehinderte ausgenommen. Eine 100 % ge Körperbehinderung habe ich auch, obwohl ich soweit selbstständig mein Alltagsleben bewältigen kann, wenn es auch da bestimmte Grenzen gibt. Da fängt halt das Problem an, dass wir beide zu 100 % erwerbsunfähig sind. Zu der, von ihnen, angesprochenen Immobilität sage ich nur, dass epileptische Anfälle das Autofahren grundsätzlich ausschließen. Mein, von mir angesprochener, Freund konnte aufgrund der irren Spastik in seinen Händen auch nicht selber Autofahren, ging aber trotzdem arbeiten, auch seine Behinderung hat ein Aufstehen aus dem Bett, den WC-Gang, das Anziehen und selbstständige Trinken und Essen verhindert. Man kann aber nicht (damit haben sie recht) 2 gleich hochgelähmte Tetras miteinander vergleichen. Ich bin verwundert, dass es gerade in der IT-Branche keine Möglichkeit der Heimarbeit gibt. Was sie aber jetzt nicht falsch verstehen sollten. Mit ihren Grad der Behinderung kann ich, Gott sei Dank, nicht mitreden und mich auch nicht hineindenken. Ich meine aber auch, dass es in Österreich schwerstbehinderten Menschen aufgrund verschiedenster Gesetze auch nicht leicht gemacht wird arbeiten zu gehen, Das gehört radikal geändert und der erste Schritt soll die Aufgabe des krampfhaften Festhaltens an den Behinderteneinstellungsgesetz der Behindertenvertretungen sein. Das wäre sicher ein vernünftiger Schritt in meinen Augen und würde manchen Personalchef es sicher erleichtern einen Behinderten einzustellen.
Des weiteren bin ich neugierig, was die Reform der Pflegesituation in Österreich bringt, weil die Kassen sind leer, dass ist ein Faktum und damit wird das so oft verlangte selbstbestimmte Leben mit Sicherheit nicht mehr allzu lange finanziert werden. Dann möchte ich schon sehen, was es für massives Wehklagen jener gibt, die sich heute über die ach so schlimmen Zustände beschweren.
Anonymous,
30.12.2006, 04:59
Herr Böck (und sein Freund) dürften in ihrem Leben 2 Dinge niemals selbst kennengelernt haben:
1) Unverschuldete Langzeitarbeitslosigkeit
2) Und tatsächlich soviel zu Arbeiten (gehabt) zu haben, dass ihnen die Zeit fehlt(e) sooooooooo lange pauschalierte Artikel über andere (wo sie ja auch die unendlich viele Zeit zur Verfügung hatten ALLE persönlich kennen zulernen, welche sie in ihren Pauschalverurteilungen angreifen – oder?) Menschen zu schreiben.
Ihre Zeit und ihren Job möchte ich haben!
Ps.: Wie kann man: „Am lautesten (Auditiv) ihre Behinderung zur Schau (Visuell) stellen“?
NP,
30.12.2006, 01:03
@Herr Böck: Aus bestimmte Gründen ziehe ich es vor zumindest einigermaßen anonym zu bleiben, und ich hoffe man wird das hier akzeptieren. Jedoch um die Sache hier zu erleichtern, habe ich nun meine Initialen angegeben.
Mit „wir“ meine ich alle Menschen die an eine Behinderung leiden. Ich habe das absichtlich so allgemein geschrieben, um deutlich zu machen wie leicht es ist alle diese Menschen in einen Topf zusammen zu werfen. Genau das ist es nämlich was in der Öffentlichkeit und in der Politik (teilweise) sehr oft geschieht. Genau diesen Topf- oder Schubladenprinzip hilft der Sache nicht, sondern ich denke es verschleiert die ganze Problematik. Es gibt so viele verschiedene Behinderungen, die kaum oder schwer miteinander vergleichbar sind. Dabei ist es oft so, dass sogar bei gleiches Krankheitsbild beziehungsweise gleiche medizinische Grundlage bei zwei Personen der Verlauf der Krankheit sehr unterschiedlich ist. Eben das wird sehr oft übersehen, und es wird nur selten im bestimmten Bereiche vom Fall zu Fall unterschieden.
Ich habe niemals behauptet, dass Menschen mit Behinderung die es geschafft haben zu arbeiten oder einiges geleistet haben Übermenschen seien! Ich freue mich sogar, dass es solche Menschen gibt dieser etwas geschafft haben oder tun.
Bezüglich meinen beruflichen Wunsch und der fehlende Mobilität. Das war nur ein kleines Beispiel wie leicht es ist doch so einfach kleinerem zu scheitern. Nochmals, das war nur ein Beispiel!
Damit sie mich vielleicht noch besser verstehen, werde ich Ihnen jetzt ein konkretes Beispiel an mir geben:
Ich habe eine 100%-ige Körperbehinderung und dazu leide ich an epileptischen Anfälle.
Ich sitze in einen E-Rollstuhl und kann mich kaum bewegen. Essen, Trinken, oder z.B. aufs WC gehen ist ohne fremde Hilfe nicht möglich. Ich kann zumindest sagen, dass sich eine gute HTL-Ausbildung habe und seit einer Ewigkeit versuchen mein Informatikstudium abzuschließen. Rein physisch bin ich am Arbeiten am PC beschränkt.
Ich sitze in einen E-Rollstuhl und kann mich kaum bewegen. Essen, Trinken, oder z.B. aufs WC gehen ist ohne fremde Hilfe nicht möglich. Ich kann zumindest sagen, dass sich eine gute HTL-Ausbildung habe und seit einer Ewigkeit versuchen mein Informatikstudium abzuschließen. Rein physisch bin ich am Arbeiten am PC beschränkt. Dabei meine ich nur am PC beschränkt, abhängig vom spezielle Eingabe Hardware und Software.
Das ist nur ein kleines Beispiel um zu zeigen, dass ab einem gewissen Punkt man keine Wahl mehr hat. Ich denke meine Ausbildung ist zumindest einigermaßen ausreichend für einen Job, jedoch scheitert es hier an die eben als Beispiel genannten Dingen.
Ich hoffe, dass dadurch einigermaßen klar ist wieso ich immer so verärgert reagieren bei solchen Beschuldigungen werden über Unwilligkeit zu arbeiten.
Franz Böck,
29.12.2006, 19:07
Es ist schon ein Skandal, dass sich öffentliche Arbeitgeber aus ihrer Verpflichtung stehlen und die Ausgleichstaxe in lächerlicher Höhe bezahlen !
Natürlich kann in manchen Betrieben (wie bei meinen Arbeitgeber ÖBB) nicht auf jeden Arbeitsplatz ein Rollstuhlfahrer arbeiten. Ein Verschieber oer Lökführer mit dem Rollstuhl geht nicht , aber was hindert einen Rollstuhlfahrer daran in der Verwaltung einer Arbeit nachzugehen ?? Ein Streifenpolizist geht nicht, aber es gibt bei der Polizei auch eine Menge Büroarbeit denke ich. Beim Bundesheer als Berufssoldat Panzerfahren ist ein Problem, aber in der Verwaltung gibt es genügend Jobs.
Eigentlich alle meiner behinderten Freunde (Para- und Tetraplegiker) gehen oder gingen einer Arbeit nach. In Transportfirmen, in Industrieunternehmen, bei Banken und auch beim öffentlichen Dienst. Das sind alles keine Übermenschen oder Vorzeigebehinderte, sondern sie machen es úm der finanziellen Not zu entkommen, die die durchwegs kleinen Renten hervorruft, um halbwegs gut leben zu können.
Ich schreibe mit offenen Visier, tun sie es auch wie gesagt, denn erwachsen sind wir beide !!
Gutes Neues Jahr und ich wünsche ihnen, dass sich ihr Berufswunsch verwirklichen lässt.
Franz Böck,
29.12.2006, 18:52
@ anonym: Ich schreibe unter meinen Namen mit einer gültigen emailaddy und daher nicht anonym !! Das sollten auch sie tun !! Trotzdem antworte ich ihnen gerne:
Wie bereits voher an Hr. Schleser geschrieben stellt der Staat in erster Linie die Grenzen auf und auch die Stolpersteine. Erklären sie mir bitte , wem sie denn mit wir meinen ?? Ich habe nur gesagt es solle jeder der Leistungen des Staates bezieht auch einen Teil , entweder durch Arbeit und Steuerzahlen oder gemeinnützige Arbeit an diesen Staat und seine Gesellschaft zurück geben. Nicht mehr und nicht weniger. Denken sie , dass mein verstorbener Freund Peter als C 3 Tetra ein Übermensch war, dass er in verschiedensten Bereichen als Jurist gearbeitet hat ?? Denken sie , dass der Dr. Voget ein Übermensch ist, der als Richter arbeitet oder gearbeitet hat ?? Ich könnte ihnen eine Menge schwerstbehinderter Menschen benennen, die sehr wohl im Stande sind zu arbeiten. Eine mir gut bekannte Deutsche, die am Locked-Inn-Syndrom seit 5 Jahren leidet, hält Vorträge an medizinischen Fakultäten über ihre Erkrankung. Auch sie ist kein Übermensch. Ein C 3 / C 4 Tetra dessen linker Arm durch zusätzliche Verletzungen gelähmt ist arbeitet als Webmaster bei der Bundeswehr.
Wo ein Wille ist auch ein Weg, wenn auch die Rahmenbedingungen dieses Weges sehr zu wünschen lassen. Dies gehört eben geändert mit Gesetzen und Verordnungen !!
Wenn ihr beruflicher Wunsch an der fehlenden Mobilität scheitert, dann frage ich sie was es für eine Behinderung denn ist, dass sie nicht mit einem Auto fahren können als Körperbehinderter. Sollten sie blind sein gibt es in meinen Augen auch Möglichkeiten. Die Wr.Städtische
Versicherung hat immer Arbeitsplätze an Blinde vergeben , weil sie mit deren Leistungen sehr wohl zufrieden waren. Wie gesagt, es fehlt natürlich an den entsprechenden Gesetzen , die es Behinderten erst möglich machen einer Arbeit wirklich nachzugehen. Es ist schon ein Skandal, dass sich öffentliche Arbeitgeber aus ihrer Verpflichtung stehlen und die Ausgleichstaxe in lächerlicher Höhe bezahlen!
Natürlich kann in manchen Betrieben (wie bei meinen Arbeitgeber ÖBB) nicht auf jeden Arbeitsplatz ein Rollstuhlfahrer arbeiten. Ein Verschieber oer Lökführer mit dem Rollstuhl geht nicht , aber was hindert einen Rollstuhlfahrer daran in der Verwaltung einer Arbeit nachzugehen ?? Ein Streifenpolizist geht nicht, aber es gibt bei der Polizei auch eine Menge Büroarbeit denke ich. Beim Bundesheer als Berufssoldat Panzerfahren ist ein Problem, aber in der Verwaltung gibt es genügend Jobs.
Eigentlich alle meiner behinderten Freunde (Para- und Tetraplegiker) gehen oder gingen einer Arbeit nach. In Transportfirmen, in Industrieunternehmen, bei Banken und auch beim öffentlichen Dienst. Das sind alles keine Übermenschen oder Vorzeigebehinderte, sondern sie machen es úm der finanziellen Not zu entkommen, die die durchwegs kleinen Renten hervorruft, um halbwegs gut leben zu können.
Ich schreibe mit offenen Visier, tun sie es auch wie gesagt, denn erwachsen sind wir beide! Gutes Neues Jahr und ich wünsche ihnen, dass sich ihr Berufswunsch verwirklichen lässt.
Franz Böck,
29.12.2006, 18:22
@ Schleser Günter: Die ersten Zeilen ihres Beitrages hab ich gemeint.
Die am lautesten ihre Behinderung zur Schau stellen und sehr wohl arbeiten könnten , sind die letzten die daran denken. Natürlich kriegt nicht immer der Fehler beim Betroffenen, sondern es sind die Rahmenbedingungen, die dieser Staat, samt den Behindertenvertretern, geschaffen hat.
Warum soll denn der Staat nicht mit seiner Erfüllung der sog. Behindertenarbeitnehmerquaote als Beispielgeber nachkommen? Das ist ein Fehler im System ohne Zweifel. Ein Skandal, dass Bund , Länder und Gemeinden nicht die Quote erfüllen und lieber die Ausgleichszahlungen zahlen.
Das gehört schnellstens geändert! Nur wem kratzt es denn in Österreich?
Die Angleichung der Rentenversorgung behinderter Menschen ist längstens überfällig: Ein Querschnittgelähmter kann nicht gehen wenn er in der Arbeit von der Leiter gestürzt ist, aber auch nicht wenn er beim Apfelplücken von der Leiter gefallen ist in seiner Freizeit.
Faktum ist beide können nicht gehen, der Erste ist finanziell versorgt, der Zweite vegetiert dahin und bekommt aber nicht leicht eine Arbeit. Das gehört geändert, das Einzige was man geändert hat ist folgendes: Die Unfallrentner zahlen wieder keine Steuern auf ihr erhebliches Einkommen und mir hat man jeglichen Absetzbetrag (ausgenommen KFZ-Pauschale) gestrichen, da ich ja Pflegegeld beziehe!! Auch mit hat mit 17 Jahren der Amtsarzt des damaligen Landesinvalidenamtes eine 100% Erwerbsunfäghigkeit bestätigt. Aus finanzieller Not hab ich aber dann 27 Jahre im Schichtdienst gearbeitet. 24 Stunden, 7 Tage, 52 Wochen und 12 Monate im Jahr. Komisch, dass ein Paraplegiker dazu im Stande ist. Für die extrem schwerstbehinderten Bürger (niemand hat ja Ahnung wieviele das sind) soll es ja die geforderten Ausnahmen geben, dass hab ich ja selbst geschrieben.
Daher denke ich auch nicht alle in einen Topf geworfen zu haben!
Schleser Günter,
29.12.2006, 17:27
Nun – verehrter Kollege Bock – ganz so wie Du schreibst ist die Sache nicht. Zunächst einmal gibt es gar nicht so viel extrem schwer behinderte Bürger, wiewohl sich viele dazu zählen. Doch diese schwersten Fälle möchten genau so gerne leben und das arbeiten, wozu sie in der Lage sind. Man darf zunächst nicht vergessen, dass über Jahrzehnte mit dem Ver(ent)sorgen behinderer Menschen mit kleinen Pensionen der Arbeitsmarkt reguliert wurde. Ferner sollte man wissen, dass es viele Behinderte nach Unfällen gibt, die neben der normalen Rente von einer Versicherung erhebliche und laufende steuerfreie Entschädigungen erhalten, so dass ein besteuertes Arbeitseinkommen gar nicht nötig ist.
Ich habe in meinem langen Leben (66)hunderte schwerbehinderte KollegInnen gekannt, die durchwegs alle über Jahrzehnte berufstätig waren. Mit 17 hat mein Hausarzt bestätigt, dass ich infolge meiner progressiven Behinderung keiner Arbeit nachgehen werde können. Ab 20 habe ich dann 40 Jahre geschuftet, Steuern und Abgaben gezahlt.
Mindestens die Hälfte dieser meiner Freunde sind noch vor Erreichen der Pensioon verstorben. Übrigens: Invalidenrentner leben im Scnitt 8 Jahre kürzer als Gesunde.
Ich bitte daher, nicht gleich alle in einen Topf zu werfen.
Anonymous,
29.12.2006, 17:22
Es ist traurig, wenn man immer wieder solche Kommentare hört oder liest, und ich kann es noch immer sehr schwer glauben, dass es in Österreich noch Leute gibt die so denken! Dabei meine ich nicht dieser Artikel, sondern dieses unmögliches Kommentar von Herr Franz Böck!
@Franz Böck:
Ich bin normalerweise kein hasserfüllter und ein ruhiger Mensch, jedoch bei solche unglaubliche Aussagen muss sich doch etwas persönlich werden. Ich nehme solche Behauptungen doch sehr persönlich!
Herr Böck, Sie sollten schon mal etwas nachdenken darüber was Sie geschrieben haben, denn Sie widersprechen sich selbst! Sie behaupten, dass wir keinen Willen zur Arbeit haben, und ein paar Zeilen weiter behaupten Sie, dass es doch bestimmte Ausnahmen gibt!?
Könnten Sie mir bitte, hier erklären, wo diese Grenze ist, wer diese Grenze bestimmen darf und kann? Insbesondere, wer kann diese Grenze richtig bestimmen? Bei Ihnen habe ich meine Zweifel. Anscheinend glauben Sie es genau zu wissen wie es ist. Jedoch, da habe ich meine Zweifel!
Es ist doch für uns allen ein großes Plus, wenn wir es schaffen uns im Leben einer Tätigkeit zu widmen, und vielleicht noch dazu unsere finanzielle Lage zu verbessern! Jedoch ist es für viele das gar nicht möglich, denn wie soll man über etwas sprechen, oder denken, das praktisch unmöglich ist. Unmöglich, wenn man nicht einmal einfache Dinge wie, zu Bett gehen, aufstehen, oder zum WC gehen, und vieles anderes, nicht selbständig erledigen kann!?
Wir wissen alle, dass es in der heutigen Zeit für jeden schwierig ist eine Arbeit zu finden. Ja, ich meine wirklich für jeden, auch die, die nicht behindert sind und keine zusätzlichen Einschränkungen bei der Jobsuche haben. Auch wenn man die passende Ausbildung hat, es ist damit noch nichts sicher.
Sogar, wenn man einen guten Hochabschluss hat oder ein Studium, und es versuchen will sich selbstständig zu machen, auch dann ist es nicht immer möglich weil eben die notwendige Mobilität fällt. Mit selbstständig meine ich selbstständig in beruflicher Hinsicht!
Ich denke, solange man Verwandte oder Nahestehende hat und sie einem zu Hilfe stehen, da hat man noch gewisse Möglichkeiten. Solange ich noch selbstständig lebe, da zahle ich zumindest einige Steuern, und ich kann versuchen zumindest einen Teil an den Stadt zurückzuzahlen. Wenn jedoch das nicht mehr der Fall ist, dann hat man keine großen Chancen mehr. In Wirklichkeit, wenn man es dann nicht schafft, dann wird man (sozusagen ob man will oder nicht) in ein Heim „abgeschoben“.
Zurzeit ich bin 32, und sehe keine beruflichen Möglichkeiten. Die Ausbildung die ich habe ist sehr gut, jedoch spielt das anscheinend keine Rolle. Nun bin ich vom Staat als berufsunfähig erklärt worden und bekomme eine sehr kleine Pension. Z.B. auch eine Arbeit von zuhause, die für mich vieles erleichtern würde, ist bei der heutigen Wirtschaft kaum möglich, beziehungsweise das wird kaum angeboten. Wenn man doch etwas finden sollte, dann geht es um keine Dauerbeschäftigung oder es geht um eine Halbtagsbeschäftigung. Dazu ist man bei einer Halbtagsbeschäftigung kaum in der Lage alle notwendigen Ausgaben für Persönliche Assistenz und andere Hilfen zu tragen. Ach ja, dann braucht man ja auch noch Geld zum Leben, oder sollte ich eher sagen zum Überleben!?
Franz Böck,
25.12.2006, 16:40
Alles und jeder redet und fordert das sog. selbstbestimmte Leben! Ein sehr, wenn nicht der entscheidende Punkt wird von den Behinderten aber immer wieder vergessen: Das kostet Geld, viel Geld und wer der fordernden Behinderten macht sich da darüber einen Gedanken? Keiner!
Fordern ist gut und schön, selbstbestimmt und gleichberechtigt Leben auch, aber sind denn auch diese Behinderten Willens dafür an die Allgemeinheit auch nur etwas zurückzugeben. In Form von Arbeit und Steuern zahlen, in Form gemeinnütziger Leistungen, wie auch immer die aussehen?
Und es soll jetzt ja keiner sagen: Ja ich kann ja nicht aufgrund meiner Behinderung irgendwas arbeiten! Das denke ich, wird dann eben meist als Vorwand benützt, aber vielleicht sind auch manche zu sehr damit beschäftigt die Gleichberechtigung und das sog. selbstbestimmte Leben zu fordern!
Es gibt natürlich Ausnahmen (wie mentale Behinderungen oder schwerste Lähmungen , Beatmungspflichtige usw.), die von Arbeit eben ausgenommen sind in meinen Augen. Keine Frage!
Aber auf der anderen Seite auch eine Vielzahl behinderter Menschen, die nach Eintritt ihrer Behinderung niemals auch nur einen Gedanken an Arbeit verwendet haben.
Wenn selbstbestimmtes Leben und Gleichstellung gefordert wird, dann bitte in allen Bereichen das Lebens und dazu gehört auch der eigene Broterwerb in meinen Auge. Ich denke auch nach 32 Jahren Querschnitt sowas sagen zu können und gearbeitet unter schlechtesten Bedingungen hab ich lange genug.
Und noch eines: Trotz Spielraum für Verbesserungen ging es den behinderten Menschen in Österreich noch nie so gut wie heute! Schöne Feiertage und ein gesundes Jahr 2007
dorothea brozek,
24.12.2006, 22:55
@anonym: Persönliche Assistenz funktioniert über betreuungsorganisationen gar nicht, kann es nicht…weil betreuung im widerspruch zu Persönlicher Assistenz steht…die von mir genannten organisationen leisten PA nach internationalem standard der selbstbestimmt leben prinzipien; dh sie werden von behinderten menschen selbst geführt und sind meist in deren eigentum … sie meinen wohl Persönliche Assistenz im selbstorganisierten ArbeitgeberInnen-Modell – natürlich funktioniert diese organisationsform mindestens gleich gut!
Anonymous,
24.12.2006, 11:15
@dorothea brozek: persönliche Assistenz funktioniert aber nicht nur über Betreuungsorganisationen, sondern mindestens gleich gut auch als privat organisierte assistenz.
dorothea brozek,
24.12.2006, 01:43
lieber franz-joseph, ich danke dir für diesen artikel, der, wie schon viele davor, klar, deutlich und berührend sagt, was es heißt mit behinderung zu leben und was es dazu braucht. persönliche assistenz ist oft DIE voraussetzung für ein selbstbestimmtes leben. wir brauchen endlich bundesweite rahmenbedingungen einer finanzierung für alle lebensbereiche. die zeit der piloten, projekte und versuche muß endlich reichen – selbstbestimmt leben innsbruck, persönliche assistenz ges.mbh und die wag – wiener assistenzgenossenschaft sind beispiele wie es gut funktionieren kann.