Der sehbehinderte kobinet-Redakteur und bekennende Bayern-Fan, Ottmar Miles-Paul, hat am 3. Februar 2006 den neuen Service der Allianz Arena für die Kommentierung von Fußballspielen beim 1:0 des FC Bayern München gegen Bayer Leverkusen getestet.
Bereits beim Erhalt der Karten für das Fußballspiel FC Bayern München gegen Bayer Leverkusen, das meine Mannschaft heute mit 1:0 gewonnen hat, war ich vom neuen Service für Blinde und Sehbehinderte in der Allianz Arena tief beeindruckt. Stand doch im Schreiben, dass speziell für mich zwei Sportkommentatoren zur Verfügung stehen, die mir das Spiel kommentieren. Das klang gut, auch wenn es am Ende noch einige andere blinde und sehbehinderte Fußballfans gab, die den Spielbeschreibungen per Kopfhörer lauschten.
Als Fußballfan von Kindes an bin ich früher immer mal wieder in die Stadien gegangen, auch wenn mir dies nicht sonderlich viel brachte, denn der Versuch mit meinem Fernrohr dem Ball und den Spielern zu folgen war nicht nur furchtbar anstrengend, sondern auch nicht immer von Erfolg gekrönt. So stand ich meist ziemlich blöd rum und musste von meinem Umfeld mühsam erkunden, was sich getan hat. Das hat letztendlich auch dazu geführt, dass ich fast zwanzig Jahre lang nicht mehr ins Stadion gegangen bin. Als ich vor gut eineinhalb Jahren erfahren habe, dass es in Hamburg einen Kommentierungsservice für blinde und sehbehinderte Fußballfans gibt, habe ich das ausprobiert und war begeistert – und das nicht nur weil die Bayern dort 2:0 gewonnen haben.
Da dieser Service nun auch endlich in der Allianz Arena in München geboten wird, gab es für mich kein Halten mehr und ich nutzte die erste Chance eines freien Wochenendes und des Glücks, Karten für das Spiel zu bekommen, um den Service zu testen. Und, es war für mich ein Fußballgenuss pur. Nicht nur die Atmosphäre war trotz der Saukälte prima, sondern auch die Kommentierung des Geschehens auf dem grünen Rasen und im Stadion hat mich tief beeindruckt.
Die Kommentierung des Spiels bot mir genau die Informationen, die mir sonst abhanden gehen. Warum geht ein Raunen durch die Reihen? War das wirklich ein Foul? Und was passiert auf der Gegentribüne? All diese Informationen, die mir aufgrund meiner Sehbehinderung sonst abhanden kommen, wurden mir bei diesem Spiel dank des neuen Service in München gegeben. So konnte ich mich sowohl voll auf’s Spiel konzentrieren, konnte mit meinem Umfeld mitdebattieren und mich letztendlich am knappen Sieg der Bayern erfreuen. Bleibt nur zu hoffen, dass dies bald in allen Stadien Standard ist und auch in anderen Bereichen, wie in Kinos bei Ausstellungen etc. Schule macht, wo es darum geht, visuelle Informationen akustisch zu machen.