Der Startschuss für eine barrierefreie Ausgestaltung der Wiener Handelsbetriebe ist am 28. März 2006 bei einem Infoabend in Wien gefallen.
Die novellierte Wiener Bauordnung sowie das Behindertengleichstellungsgesetz schuf auch für den Handel eine neue Situation.
Der Obmann der Sparte Handel der Wirtschaftskammer Wien, Dr. Fritz Aichinger, sieht in der neuen Gesetzeslage „eine große Chance für die Wiener Handelsunternehmen, sich als qualitätsvoller Partner ihrer Kunden zu positionieren und neue Kundengruppen zu gewinnen.
Eine Expertenrunde sollte dem Publikum einen konkreten Einstieg in die Thematik ermöglichen. Univ.Prof.Dr. Peter Schnedlitz betonte in seinem Impulsreferat die Wichtigkeit, ein Klima der Orientierungsfreundlichkeit zu schaffen und plädierte für eine Anhebung der Logistik- und Dienstleistungsqualität.
Architektin und WIFI-Beraterin DI Monika Anna Klenovec skizzierte die Grundsätze des barrierefreien Bauens und informierte über die Kosten von konkreten Maßnahmen zur Erreichung der Barrierefreiheit wie z.B. den Einbau einer automatischen Schiebetüre.
Dr. Günther Schuster, Leiter der Landesstelle Wien des Bundessozialamtes, referierte über die wichtigsten Bestimmungen des Behindertengleichstellungsgesetzes und berichtete von den Fördermöglichkeiten durch sein Amt.
LAbg. Karin Praniess-Kastner, Behindertensprecherin der Wiener ÖVP, betonte, „es geht hier nicht um Sonderlösungen, denn Barrierefreiheit kommt allen Menschen zugute“ und führte weiter aus, dass fast 29 % der Bevölkerung auf irgendeine Art körperlich beeinträchtig ist.
WAG-Vorsitzende und WIFI-Trainerin Mag. Dorothea Brozek berichtete über das im April 2006 startende Seminar „Barrierefreier Verkauf“, das von ihr geleitet wird und zum Ziel hat, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Handels Sicherheit im Umgang mit behinderten Kunden zu geben.
Dipl.Soz.Arb. Manfred Srb, Vorstandsmitglied von BIZEPS, informierte über die Aufgaben und die Tätigkeit des Vereins und berichtete von den Erfahrungen mit dem „Americans with Disabilities Act-ADA“, das behinderte Menschen vor Diskriminierungen schützt und von der Wirtschaft in den USA sehr positiv gesehen wird.
Wie sich Barrieren im Alltag auf die Betroffenen diskriminierend auswirken zeigte ein Vorfall auf, der sich vor den Augen aller abspielte und durch den Mag. Brozek daran gehindert wurde, das Podium mit ihrem Elektrorollstuhl zu erreichen. Der Grund war eine viel zu kurz geratene und dadurch extrem steile Rampe. Mag. Brozek war deshalb gezwungen, vor dem Podium sitzend die Zeit zuzubringen und ihr Statement abzugeben.
Dieser Vorfall führte allen Anwesenden recht drastisch vor Augen, wie dringend notwendig gesetzliche Bestimmungen zum Schutz vor Diskriminierungen sind und wie wichtig eine barrierefreie Ausgestaltung des öffentlichen Raums ist.
Die Veranstaltung zeigte deutlich auf, welch großes Potential für beide Seiten durch die neuen Bestimmungen und Förderungen geschaffen wurde. Nun gilt es, gemeinsam ans Werk zu gehen.
In Kürze:
Förderprogramm 1: Das Bundessozialamt (BSB) fördert große Umbaumaßnahmen zur Verbesserungen der Barrierefreiheit von Betrieben mit 50 % (max. 50.000 Euro) der behinderungsbedigten Kosten.
Förderprogramm 2: Das BSB unterstützt bis 31.12.2006 Umbaumaßnahmen im Ausmaß von 1.000 bis 5.000 Euro bei Betrieben mit bis zu 50 Beschäftigten im Ausmaß von bis zu 2/3 der behinderungsbedigten Kosten.
Informationen für Wien:
Mag.a Helga Entres
Tel.: 05 99 88 – 2400
helga.entres@basb.gv.at