Auftaktveranstaltung Projekt „Inklusives Wien 2030 – Eine Stadt für alle“ am 5. September 2022 im ÖGB Gebäude Catamaran in Wien

Vorgestellt wurde der Beteiligungs-Koffer. Er ist in Zusammenarbeit mit dem FSW-Kund:innenrat und Mitarbeiter:innen aus Trägerorganisationen entstanden. Ein Kommentar.

Auftakt Inklusives Wien 2030
Österreichischer Behindertenrat

Ein mit sehr vielen engagierten Teilnehmer:innen voll besetzter Saal und einige Fragen, die vorerst offen bleiben.

Schon in ihrem Artikel auf BIZEPS vom 27. August 2022, stellte Katharina Müllebner die erste davon: Kann Beteiligung im Kofferformat funktionieren?

„Hoffentlich“, möchte man antworten.

Aber der Reihe nach:

Auftakt Inklusives Wien 2030
FSW / David Bohmann

Zur Einstimmung der Auftaktveranstaltung spielte das Ensemble Ohrenklang.

Dann stellten Stadtrat Peter Hacker und FSW-Geschäftsführerin Anita Bauer das Projekt vor.

Robert Bacher, der FSW-Fachbereichsleiter für Behindertenarbeit, Mobilität und Beratung schilderte die Entstehung.

Anschließend stellten FSW-Kund:innenrätin Magdalena Tichy und zwei Mitarbeiterinnen von queraum, die Beteiligungsmöglichkeiten vor. queraum ist ein Sozialforschungsinstitut und begleitet das Projekt.

FSW Beteiligungskoffer, ein Kartonkoffer der aufgklappt auf einem Holztisch vor einer blauen Couch steht. Am Koffer steht das Wort Beteiligungskoffer und der Spruch Wir machen mit! Davor lehenen 3 Schilder, von links nach rechts: ein grünes Rechteck JA! mit Daumen nach oben, ein gelbes Dreieck FRAGE mit Fragezeichen, und ein roter Kreis mit NEIN! und einer Handfläche.
BIZEPS

Vorgestellt wurde der Beteiligungs-Koffer. Er ist in Zusammenarbeit mit dem FSW-Kund:innenrat und Mitarbeiter:innen aus Trägerorganisationen entstanden.

„Mitmachen soll Spaß machen“, erklärten die queraum-Mitarbeiter:innen. Daraufhin wurden die unterschiedlichen Materialien aus dem Koffer vorgestellt.

Eine Beteiligung ist aber auch über die eigene Projekt-Internetseite möglich. In den nächsten Monaten soll es Beteiligungs-Cafés und Arbeitsgruppen geben.

Die Ergebnisse sollen 2024 vorliegen und bis 2030 umgesetzt werden.

Die Pause wurde zum intensiven Austausch genutzt. Danach wurden alle Anwesenden eingeladen, in das Erdgeschoß zu kommen. Dort waren drei Räume vorbereitet, in denen die Plakate aus dem Beteiligungs-Koffer aufgehängt waren. Alle wurden aufgefordert, auf Post-its oder direkt auf die Plakate ihre Forderungen aufzuschreiben.

Den Abschluss bildete eine Podiumsdiskussion mit Mitgliedern der Steuergruppe des Projekts. In der Steuergruppe sind neben Mitgliedern aus dem FSW-Kund:innenrat auch die Interessenvertretung der Menschen mit Behinderung, Trägerorganisationen und Mitarbeiter:innen der Verwaltung vertreten.

Die Zielsetzung

Warum ist nach erfolgreichen Beteiligungsprozessen 2012 im Rahmen des Projekts UN Gleichheit für alle wieder ein Beteiligungsprozess zu denselben Themen nötig und was ist mit den Ergebnissen von damals passiert?

Die Zuhörer:innen wurden darauf verwiesen, dass das angesprochene Projekt von 2012 vom Dachverband Wiener Sozialdienste durchgeführt wurde und nicht vom FSW. Die Ergebnisse hätten demnach nicht zufriedenstellend in den bundesweiten Nationalen Aktionsplan Behinderung eingebracht werden können, wird erläutert.

Mit diesem Projekt unternimmt demnach der FSW in seinem Bereich einen neuen eigenen Versuch.

Einschätzung

Schade, dass die jeweils Verantwortlichen ihre unterschiedlichen Herangehensweisen und Bemühungen nicht koordinieren und bündeln. Nicht umsonst ist ein Nationaler Aktionsplan auf Bundesebene zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen vorgesehen.

Das Argument, eigene Detailpläne würden die Umsetzung im jeweiligen Einflussbereich ermöglichen, ist auch nicht von der Hand zu weisen. Ohne ausreichende Koordination werden die Expert:innen in eigener Sache immer wieder zu den selben Fragestellungen um Auskunft, Ideen und Forderungen befragt.

Das bindet Zeitressourcen und birgt die Gefahr, dass sich die Angesprochenen nicht ernst genommen fühlen. Diese Ressourcen könnten weit besser eingesetzt werden.

Positiv zu erwähnen, ist die starke Sichtbarkeit und Beteiligung von Menschen mit Lernschwierigkeiten und allem voran die besonders erfrischende Moderation durch Iris Kopera vom Selbstvertretungszentrum.

Frau Kopera stellte fest, dass die Verantwortlichen bereits wissen, was Menschen mit Behinderungen wollen und brauchen. Dann wollte sie wissen, was getan wird, um sicherzustellen, dass die Forderungen und Ideen nicht in einem Regal verstauben. Diese Frage sorgte für Gelächter. Auf die Antwort können wir gespannt sein.

Den Fragen aus dem Publikum, was mit den Ergebnissen von bisher gut funktionierenden Beteiligungsprozessen passiert ist und warum man nicht einfach auf diesen aufbaut, kann man sich nur anschließen.

In ihrem Zeichenprotokoll zur Zusammenfassung der Veranstaltung stellte Petra Plicka den Prozess der Umsetzung der UN-Konvention als Schnecke dar. Das ist vielsagend und treffend. Aber auch Schnecken kommen irgendwann ans Ziel …

Es bleibt zu hoffen, dass dieses Projekt zu einem nachhaltigen Erfolg führt.

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