Ausgrenzung macht krank

Von Doris Becker-Machreich - erschienen in ÖZIV-INFO

Inklusionsveranstaltung der Grünen im Parlament 20120621
ÖZIV

Unter dem Titel „Inklusion statt Sonderschule“ lud die grüne Behindertensprecherin Helene Jarmer Mitte Juni ins Parlament.

Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter von Behindertenorganisationen sowie Eltern waren gekommen, um über Für und Wider zu diskutieren.

Barrieren grenzen aus. Inklusion ist die Idee, dass niemand ausgegrenzt werden soll, stellte Bildungsexperte Rainer Grubich von der Pädagogischen Hochschule Wien an den Beginn seines Plädoyers für den inklusiven Unterricht. Die Vision sei ein gemeinsamer Kindergarten, eine gemeinsame Schule für alle, ausgehend von einem humanen, demokratischen und sozialen Weltbild: Vielfalt ist eine Ressource. Verschiedenheit ist ok und damit sind auch verschiedene Lernziele innerhalb einer Klasse ok.

Integration war gestern

Nach dem von ihm zitierten Georg Feuser, Professor für Behindertenpädagogik und Vorreiter der inklusiven Pädagogik, ist das Ziel: Alle Kinder arbeiten und lernen miteinander und wir müssen gar nicht lange darüber nachdenken. Denn es ist selbstverständlich und wir müssen nicht umständlich die eine Gruppe in die andere integrieren.

Ausprobiert wird das laut Unterrichtsministerium in Österreich derzeit in sogenannten „inklusiven Regionen“ wie dem Tiroler Außerfern. An der Umsetzung der Vorgaben der UN-Konvention wird noch von Vertretern von Bund, Ländern und Gemeinden gearbeitet.

Mit dem „Mythos der besonderen Förderung in Sonderschulen“ befasste sich der Input von Sozialwissenschaftlerin Petra Flieger, die vier aktuelle Studien zu diesem Thema präsentierte.

Klares Ergebnis von Kanada bis zur Schweiz: je besser die Inklusion, desto besser der Lernfortschritt der behinderten Kinder und desto besser auch ihr Gesundheitszustand. Umkehrschluss: Ausgrenzung macht krank. Und das ist auch volkswirtschaftlich bedeutsam, würde doch die inklusive Schule helfen, bei den Gesundheitsausgaben zu sparen. Und bei den Ausgaben für Arbeitsmarktmaßnahmen: Denn dank ihrer besseren sozialen Netze haben die Absolventinnen und Absolventen laut Studien auch bessere Berufschancen.

Es geht um die Kinder!

Trotz dieses so positiven Befundes gab es im Publikum auch Kritik und Angst vor der Abschaffung der Sonderschulen. So fürchtete die Mutter einer autistischen Tochter, dass ihr Kind im Regelschulsystem keinen Platz hätte. Dem wurde vom Podium und auch aus dem Publikum klar widersprochen.

Angesichts des Anstiegs der Zahl der Sonderschüler seit dem Jahr 2000 trat Martin Ladstätter vom Verein BIZEPS dafür ein, das derzeitige Wahlrecht der Eltern durch das Recht der Kinder zu ersetzen. Und eine andere Mutter wünschte sich: „Bitte Gesetze, keine inklusiven Regionen!“ und stellte klar: „Es geht um die Kinder, nicht um die Eltern.“

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