Vom 4. April 2005 bis 12. August 2005 findet im Wiener Stadtarchiv eine Ausstellung zur Wiener Kindereuthanasie von 1940 bis 1945 statt.
Das Wiener Stadtarchiv wird erstmals zentrale Dokumente der NS-Mordanstalt „Am Spiegelgrund“ in der Ausstellung „Kindereuthanasie in Wien 1940-1945. Krankengeschichten als Zeugen“ öffentlich zugänglich machen.
Der Bestand umfasst mehr als 500 Krankenakten. Diagnosen der Ärzte – wie z. B. von Dr. Heinrich Gross – „Schwachsinn höchsten Grades“ kamen einem Todesurteil gleich.
Der Großteil der Dokumente wurde erst knapp vor dem Prozess gegen Dr. Gross im März 2000 (!) gefunden. Darunter befinden sich erschütternde Schriftstücke wie jenes Schreiben einer Mutter, die berichtet wie sie leide, „da mir die Leute sagen direkt ins Gesicht nun haben Ihrs halt vergiftet, so zu sagen beseitigt“.
Die Kuratorin Brigitte Rigle bezeichnet die Ausstellung als dringend notwendig, denn viele Angehörige beginnen erst jetzt nachzuforschen. „Noch heute melden sich Verwandte“, erläutert das Stadtarchiv und berichtet von fehlenden Informationen. Als einzige Information über die Kinder haben sich oft nur die Krankengeschichten erhalten, die der 1945 angeordneten Vernichtung aller belastenden Unterlagen entkamen. 2001 fiel die Entscheidung, die noch erhaltenen Krankengeschichten in das Wiener Stadt- und Landesarchiv zu übernehmen, um eine dauernde und gesicherte Aufbewahrung zu garantieren.
„Wer sind nun die Kinder, denen die einem Todesurteil gleichkommenden Attribute dauernd anstaltspflegebedürftig, arbeits- und bildungsunfähig zuerkannt wurden?“ Dieser Frage ist die Ausstellung des Wiener Stadtarchivs vom 4. April 2005 bis 12. August 2005 gewidmet.